Sonntag, 19.11.2000, 18:13
INTERVIEW: Börse reagiert derzeit nur auf negative Nachrichten - DSW-Sprecher
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Kursverluste von DAX-Unternehmen trotz guter Geschäftsergebnisse sind nach Meinung von Aktionärsvertretern ein Zeichen großer Nervosität. "Dieses neue Phänomen zeigt, dass die Börse derzeit nur ein Ohr für schlechte Nachrichten hat", sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, in einem dpa-Gespräch in Düsseldorf.
Ähnlich wie die Siemens-Tochter Infineon hätten nun auch Standardwerte Kursabschläge mit dem Hinweis hinnehmen müssen, dass der Zuwachs im kommenden Jahr möglicherweise nicht mehr ganz so stark sein werde wie im laufenden Geschäftsjahr. "Die Kursabschläge sind ähnlich übertrieben wie die Euphorie im ersten Quartal 2000, als an der Börse nur gute Nachrichten gehört wurden", betonte Kurz.
Während damals die "Bullen" (Optimisten) das Börsenparkett beherrscht hätten, tanze jetzt der Bär (Pessimisten). Privatanleger sollten sich von dieser Nervosität nicht anstecken lassen und in ihren Grunddaten gute Werte als mittel- bis langfristige Geldanlage betrachten. Im Gegensatz zu Fondsmanagern könnten Kleinanleger auch mal eine "Delle" aussitzen. "Wer jeden Tag ins Depot schaut, wird sich derzeit täglich ärgern", sagte Kurz. Bei guten Aktien wären aber bereits ein günstiger Nachkauf oder Einstieg überlegenswert.
Die Frage, wann die Börse wieder in einen stabilen Aufwärtstrend drehe, sei schwer zu beantworten. "Es kann durchaus noch ein Stück nach unten gehen", sagte der DSW-Sprecher. Nachdem schon für den Sommer und später dann für den Herbst eine Rallye an der Börse vorausgesagt worden war, stünden bislang auch im November die Zeichen auf wechselhaft. Offenbar fehle noch Vertrauen der Börsianer, die im Moment kleine Gewinne sofort mit einem Verkauf mitnähmen.
"Wenn ein paar positive Nachrichten zusammenkommen, sehe ich durchaus Chancen für steigende Kurse", sagte Kurz. Profitieren würden davon aber wahrscheinlich nicht alle Aktien. Kleinanleger sollten vor einem Kauf genau auswählen./vd/av/DP
mfg
gere1
INTERVIEW: Börse reagiert derzeit nur auf negative Nachrichten - DSW-Sprecher
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Kursverluste von DAX-Unternehmen trotz guter Geschäftsergebnisse sind nach Meinung von Aktionärsvertretern ein Zeichen großer Nervosität. "Dieses neue Phänomen zeigt, dass die Börse derzeit nur ein Ohr für schlechte Nachrichten hat", sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, in einem dpa-Gespräch in Düsseldorf.
Ähnlich wie die Siemens-Tochter Infineon hätten nun auch Standardwerte Kursabschläge mit dem Hinweis hinnehmen müssen, dass der Zuwachs im kommenden Jahr möglicherweise nicht mehr ganz so stark sein werde wie im laufenden Geschäftsjahr. "Die Kursabschläge sind ähnlich übertrieben wie die Euphorie im ersten Quartal 2000, als an der Börse nur gute Nachrichten gehört wurden", betonte Kurz.
Während damals die "Bullen" (Optimisten) das Börsenparkett beherrscht hätten, tanze jetzt der Bär (Pessimisten). Privatanleger sollten sich von dieser Nervosität nicht anstecken lassen und in ihren Grunddaten gute Werte als mittel- bis langfristige Geldanlage betrachten. Im Gegensatz zu Fondsmanagern könnten Kleinanleger auch mal eine "Delle" aussitzen. "Wer jeden Tag ins Depot schaut, wird sich derzeit täglich ärgern", sagte Kurz. Bei guten Aktien wären aber bereits ein günstiger Nachkauf oder Einstieg überlegenswert.
Die Frage, wann die Börse wieder in einen stabilen Aufwärtstrend drehe, sei schwer zu beantworten. "Es kann durchaus noch ein Stück nach unten gehen", sagte der DSW-Sprecher. Nachdem schon für den Sommer und später dann für den Herbst eine Rallye an der Börse vorausgesagt worden war, stünden bislang auch im November die Zeichen auf wechselhaft. Offenbar fehle noch Vertrauen der Börsianer, die im Moment kleine Gewinne sofort mit einem Verkauf mitnähmen.
"Wenn ein paar positive Nachrichten zusammenkommen, sehe ich durchaus Chancen für steigende Kurse", sagte Kurz. Profitieren würden davon aber wahrscheinlich nicht alle Aktien. Kleinanleger sollten vor einem Kauf genau auswählen./vd/av/DP
mfg
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