Ron Sommer kämpft um seinen Platz an der Spitze
Vom Sonnyboy zum Buhmann der Aktionäre
Sein Zungenschlag ist unüberhörbar österreichisch. Wenn es brenzlig wird, setzt Ron Sommer sein Idiom gezielt ein, erzählen Mitstreiter des Chefs der Deutschen Telekom. Der heutige Aufsichtsrat dürfte eine Gelegenheit dazu sein. Schließlich geht es für Ron Sommer darum, seinen Job zu retten.
Sommer wurde zwar 1949 im israelischen Haifa geboren. Als er sieben Jahre alt war, zog seine Mutter - eine jüdische Russin - mit ihrem zweiten Mann, einem Österreicher, nach Wien. Nach der Matura studierte Sommer Mathematik an der Universität Wien und promovierte 1971 als 21-Jähriger mit einer ministeriellen Sondergenehmigung.
Über seine Herkunft redet Sommer nicht gerne, auch nicht über das Leben mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen. Umso lieber spricht er über seine berufliche Karriere, die ihn bisher steil nach oben führte. Nach zwei Jahren in der EDV-Abteilung der Verbundgesellschaft in Wien wechselte Sommer 1973 in die USA zu Q1, einem kleinen Computerunternehmen, das 1974 von der deutschen Nixdorf Computer AG übernommen wurde. Für ihn persönlich war es der Schritt zum Global Player, den er später der Telekom verordnete.
1980 wechselte Sommer zur deutschen Tochter des japanischen Sony-Konzerns. Zehn Jahre später leitete er das US-Geschäft des Unterhaltungsriesen und kehrte als Nummer zwei in der Europa-Holding des japanischen Konzerns nach Köln zurück.
"Volksaktie"
Als es galt, jemanden zu finden, der aus der alten Bundespost den Telekommunikationsbereich herauslöst und aus einem schwerfälligen Behördenapparat ein modernes Dienstleistungsunternehmen formt, fiel 1995 die Wahl der Bundesregierung auf Sommer. Der Börsengang der Telekom ein Jahr später löste eine wahre Euphorie aus, die "Volksaktie" ward geboren.
Mit dem Börsenkurs stieg auch die Popularität Sommers. Er bekam den Beinamen "Sonnyboy der deutschen Wirtschaftsbranche" verpasst. Dass der Höhenflug der Aktie irgendwann beendet sein wird, kam für Sommer, der im persönlichen Auftreten sehr einnehmend und überzeugend wirken kann, nicht unerwartet - wohl aber das Ausmaß des Verfalls des Kurses und seiner Popularitätswerte.
Der mit beträchtlichem Selbstbewusstsein ausgestattete strikte Nichtraucher und Antialkoholiker, der sich eiserner Selbstdisziplin verschrieben hat, will um seinen Chefsessel kämpfen. Das hat er schon einmal erfolgreich praktiziert. Nach einer Gebührenreform 1996, als die Telekom die Preise für Ortsgespräche erhöhte und wegen eines EDV-Fehlers auch noch zu hohe Rechnungen ausstellte, schien Sommers Karriere bei der Telekom beendet. Damals konnte er mit überzeugendem Auftreten seinen eigenen Kurs noch positiv beeinflussen.
DER STANDARD, 16.7.2002
Vom Sonnyboy zum Buhmann der Aktionäre
Sein Zungenschlag ist unüberhörbar österreichisch. Wenn es brenzlig wird, setzt Ron Sommer sein Idiom gezielt ein, erzählen Mitstreiter des Chefs der Deutschen Telekom. Der heutige Aufsichtsrat dürfte eine Gelegenheit dazu sein. Schließlich geht es für Ron Sommer darum, seinen Job zu retten.
Sommer wurde zwar 1949 im israelischen Haifa geboren. Als er sieben Jahre alt war, zog seine Mutter - eine jüdische Russin - mit ihrem zweiten Mann, einem Österreicher, nach Wien. Nach der Matura studierte Sommer Mathematik an der Universität Wien und promovierte 1971 als 21-Jähriger mit einer ministeriellen Sondergenehmigung.
Über seine Herkunft redet Sommer nicht gerne, auch nicht über das Leben mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen. Umso lieber spricht er über seine berufliche Karriere, die ihn bisher steil nach oben führte. Nach zwei Jahren in der EDV-Abteilung der Verbundgesellschaft in Wien wechselte Sommer 1973 in die USA zu Q1, einem kleinen Computerunternehmen, das 1974 von der deutschen Nixdorf Computer AG übernommen wurde. Für ihn persönlich war es der Schritt zum Global Player, den er später der Telekom verordnete.
1980 wechselte Sommer zur deutschen Tochter des japanischen Sony-Konzerns. Zehn Jahre später leitete er das US-Geschäft des Unterhaltungsriesen und kehrte als Nummer zwei in der Europa-Holding des japanischen Konzerns nach Köln zurück.
"Volksaktie"
Als es galt, jemanden zu finden, der aus der alten Bundespost den Telekommunikationsbereich herauslöst und aus einem schwerfälligen Behördenapparat ein modernes Dienstleistungsunternehmen formt, fiel 1995 die Wahl der Bundesregierung auf Sommer. Der Börsengang der Telekom ein Jahr später löste eine wahre Euphorie aus, die "Volksaktie" ward geboren.
Mit dem Börsenkurs stieg auch die Popularität Sommers. Er bekam den Beinamen "Sonnyboy der deutschen Wirtschaftsbranche" verpasst. Dass der Höhenflug der Aktie irgendwann beendet sein wird, kam für Sommer, der im persönlichen Auftreten sehr einnehmend und überzeugend wirken kann, nicht unerwartet - wohl aber das Ausmaß des Verfalls des Kurses und seiner Popularitätswerte.
Der mit beträchtlichem Selbstbewusstsein ausgestattete strikte Nichtraucher und Antialkoholiker, der sich eiserner Selbstdisziplin verschrieben hat, will um seinen Chefsessel kämpfen. Das hat er schon einmal erfolgreich praktiziert. Nach einer Gebührenreform 1996, als die Telekom die Preise für Ortsgespräche erhöhte und wegen eines EDV-Fehlers auch noch zu hohe Rechnungen ausstellte, schien Sommers Karriere bei der Telekom beendet. Damals konnte er mit überzeugendem Auftreten seinen eigenen Kurs noch positiv beeinflussen.
DER STANDARD, 16.7.2002