Prozessorgeflüster

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Prozessorgeflüster

 
02.12.01 08:34
Prozessorgeflüster
Von Sprüngen und Sprüchen
Sun macht einen Riesensprung - zumindest bei den SPECfp-Werten, Intel und Broadcom liegen mal wieder im Clinch und Intels Sparrings-Partner VIA setzt keck einen obendrauf, unter anderem ermutigt durch Sprüche eines Richters und von Intels Cheftechnologen Pat Gelsinger.

Mit den SPEC-CPU-Werten des neuen UltraSPARC-III-Prozessors mit 1050 MHz ist Intels Lieblingsgegner Sun wieder in der Workstation-Disziplin ganz vorn mit dabei: Der riesige Sprung bei den Gleitkomma-Werten von 369 (U-SPARC III, 900 MHz) auf 701 Basis-Wertungspunkte wirkt allerdings angesichts der nur geringfügig höheren Taktrate etwas unheimlich - denn damit zieht er lustigerweise genau mit dem Itanium gleich (laut HP-Messung). Bei genauerem Hinsehen offenbart sich, dass er den enormen Aufschwung nur einem einzigen der 14 FP-Benchmarks (179.art) verdankt: Suns Compilerbauer supertunten diesen mal eben um den Faktor zehn ... bravo - weiter so!

In der Integerklasse platziert sich der Sun’sche Gigahertz-Prozessor mit einem SPECintBase-Wert von 537 ohnehin klar vor dem in dieser Disziplin recht schlappen 800-MHz-Itanium (404). Ein wenig beschämend für diese Schwergewichtler ist dabei nur, dass die ‘popeligen’ 32-bittigen Leichtgewichts-Kollegen mit anderen Performance-Reichweiten agieren können: Athlon-XP-1900+ mit 677 und der 2-GHz-Pentium-4 mit 648. Und das Ultraschwergewicht Power4 aus dem IBM-Stall boxt ohnehin in einer eigenen Klasse ganz für sich allein.

Doch der aktuelle Itanium ist ja überhaupt nicht der richtige Gegner, sondern nur eine Trainingsversion, nicht gedacht für den realen Einsatz: langsam, fehlerhaft und unzuverlässig. Dieses Gütesiegel hat jedenfalls Intel-Partner Compaq in einem Rundschreiben an seine Kunden dem Prozessor verpasst: ‘... does not meet standard reliability tests’. Mit McKinley soll jedoch alles besser werden. Und bis dahin gibt es schließlich noch die 32-Bitter, etwa den Pentium-4-Foster-MP. Der soll zwar erst im nächsten Jahr herauskommen, doch offenbar kann es IBM einfach nicht erwarten, damit bestückte Vierfach-Systeme (x360) zusammen mit dem neuen Summit-Chipsatz herauszubringen. Diese will Big Blue schon ab 10. Dezember verkaufen.

Ein Clou am Summit-Chipsatz ist seine Speicherkompression. Diese schnell in Hardware (hoffentlich lossless) durchgeführte Kompression führt zur etwa doppelten nutzbaren Speichergröße.

Chip-Maske
So etwas möchte die kleine Chipsatz-Firma ServerWorks auch in ihre Chips integrieren und daher IBMs Kompressortechnik in Lizenz übernehmen. ServerWorks spielt als ‘Third Party’ eine wichtige Rolle in Intels Boardgeschäft und in der Server- und Workstation-Roadmap. Doch ob das so bleibt, wird man sehen, denn ServerWorks-Neubesitzer Broadcom, Spezialist für Breitband-Netzwerktechnik, hat Mitte November in Texas eine Klage gegen Intel wegen Patentverletzung eingereicht. Die beiden Firmen sind im rechtlichen Zweikampf schon erprobt: Im letzten Jahr einigten sie sich nach mehreren Tiefschlägen und Haken gütlich auf ein Unentschieden - es ging um Netzwerkchips, Patente von Grafikchips (darunter Videokompression) und Abwerbung von Mitarbeitern.

Dann kaufte Broadcom im letzten Sommer den taiwanischen Netzwerkspezialisten Altima (Switches, Router, Transceiver) just zu dem Zeitpunkt, als Intel Altima wegen Patentverletzung verklagte. Inzwischen hat Intel mit Hilfe der Internationalen Trade Commission (ITC) Altima erfolgreich mit einem Einfuhrstopp in die USA belegt. Auf der anderen Seite kaufte Broadcom Anfang dieses Jahres den für Intel wichtigen Chipsatz-Hersteller ServerWorks gewissermaßen vor den Augen des Chipriesen weg - ServerWorks residiert in Santa Clara direkt gegenüber Intels Headquarters. Und als neuester Streich folgte nun die Patentklage wegen missbräuchlicher Nutzung von ‘Display Technology’. Wie das in den Intel-Headquarters ankommt, weiß ein Broadcom-Direktor sicherlich genau: Vinod K. Dham, bekannt als der ‘Vater des Pentium’ und auch des AMD K6.

So nebenbei feilt Broadcom im englischen Cambridge noch an einem eigenen Prozessor, dem Firepath. Dieser von Chefarchitektin Sophie Wilson im Sommer auf dem Embedded Forum vorgestellte Chip kombiniert DSP- und RISC-Elemente mit Long Instruction Words (LIW) und SIMD. Wer weiß, vielleicht erwächst hier noch ein neuer Intel-Konkurrent auf dem Prozessorsektor.

Schmähling
Ein inzwischen schon alter Konkurrent und erfahrener Sparringspartner ist VIA-Chef Wen-Chi Chen, auch wenn er erst 46 Lenze zählt, von denen er übrigens ganze zehn als Design-Ingenieur - bei wem denn wohl - natürlich bei Intel verbracht hat. Schon die von ihm aufgekaufte und inzwischen abgewickelte Prozessorfirma Cyrix hatte fünf Fights mit Intel erfolgreich überstanden und VIA selbst weist ebenfalls eine lange Tradition im Ring mit dem Weltmeister auf.

Diverse Verfahren bezüglich des Pentium-4-Chipsatzes in verschiedenen Ländern sind noch anhängig, des ungeachtet setzt Chen noch einen drauf und bringt die neue Pentium-4-Chipsatz-Version P4X266A, die sich durch ein schnelleres Speicherinterface auszeichnet. Da ob der Intel-Drohung die Boardhersteller weiterhin zögerlich reagieren, hat Chen vor ein paar Wochen eine eigene Boardherstellung (VPSD) angekündigt und nun konnte er auch wichtige Distributoren in den USA, Europa und China überzeugen (darunter vor allem auch Ingram), sich über die potenzielle Bedrohung hinwegzusetzen. Insider gehen ohnehin davon aus, dass sich Wen-Chi Chen und Intel über kurz oder lang einigen werden - mit oder ohne Kadi. Einen kleinen Teilerfolg konnte VIA schon verbuchen. Ein kalifornisches Distriktgericht wies Intels Klage bezüglich der Verwendung des ‘Fast Write’ beim AGP-Port bei VIAs Athlon-Chipsätzen ab. Ausschlaggebend für die Entscheidung des Gerichts war übrigens ein Interview in der EE Times mit Intels Chef-Technologen Pat Gelsinger, indem er zu AGP vermerkte, dass dieses IP-frei wäre und andere Firmen es ohne Lizenz benutzen könnten. Tja, Pat, so ist das zuweilen mit Interviews ... (as)

www.heise.de/ct/01/25/026/

hjw2:

Sicherheitsloch bei t-online

 
02.12.01 08:40
Sicherheitsloch durch BTX-Abschaltung
T-Online will seinen Classic-Dienst zum 31.12.2001 ganz abschalten. Ganz? Nein! Ein kleines Häufchen von Online-Banken leistet noch Widerstand gegen den vollständigen Umstieg auf Online-Banking via Internet. Daher bleiben die Online-Banking-Funktionen von T-Online Classic weiterhin verfügbar.

Am 1. März 2002 folgt der nächste Schritt Richtung Totalabschaltung: T-Online stellt dann den Betrieb der Nummer 01 94 31 31 ein, über die sich Banking-Programme wie Quicken 98 einwählen, die zur Datenübertragung nicht auf die T-Online-Software zurückgreifen (siehe S. 146 in c't 25/01).

Gefährliche Umleitung

Kommentar:

Alter Hut
Einfach mal die T-Online Subnetze nach offenen Port 8000 oder 8080
durchscannen. Echt lustig !


Derzeit dient T-Online Classic nur noch zum Online-Banking und zum Ändern der Zugangsdaten des T-Online-Kunden. Die Verwaltungsfunktionen sind im Vorfeld der Abschaltung bereits in den Service-Bereich des Web-Servers von T-Online umgezogen. Dadurch ergibt sich eine neue, ernsthafte Sicherheitslücke: Für einige Einstellungen muss der Kunde sein Passwort nicht eintippen, sondern wird vom Server anhand der aktiven Einwahldaten authentifiziert. Wenn auf dem Kunden-Rechner ein Proxy-Server läuft, können Angreifer diese Optionen ändern. Dazu ist nur eine geringfügig falsche Konfiguration des Proxy erforderlich, die dazu führt, dass er seine Dienste nicht nur einem lokalen Netzwerk anbietet, sondern auch jedem Rechner, der ihn aus dem Internet anspricht. Wenn der Angreifer dann den Kundenrechner als Proxy in seinen Browser einträgt und darüber auf die T-Online-Seiten zugreift, schlüpft er in die Identität des rechtmäßigen Kunden, denn für T-Online kommen die Anfragen über die Einwahlverbindung des Kunden.

Einen solchen Proxy betreiben viele Windows-Anwender, um ein kleines lokales Netzwerk ins Internet zu bringen. Die meisten Linux-Distributionen installieren den Proxy ‘squid’ unaufgefordert mit. Eine kleine Stichprobe in einem Teilnetz von T-Online förderte mehrere hundert betroffene Rechner zu Tage. Über diese Einfallstore können böswillige Angreifer beispielsweise die monatliche Limitsperre auf eine Mark setzen und den betroffenen T-Online-Kunden so effektiv vom Internet-Zugang ausschließen.

Abhilfe wäre für T-Online ganz einfach, der Provider müsste lediglich alle Konfigurationsseiten mit einer Passwortabfrage ausstatten, statt nur einige wenige. In der Darmstädter Zentrale findet man das derzeitige Verfahren aber ganz normal und sieht nach Angaben der Pressestelle keinen Handlungsbedarf. (je)

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