Propheten in Not
Von Thiemo Heeg
Gute Finanzpropheten orientieren sich an einfachen Regeln, um herauszufinden, wohin die Aktienkurse tendieren. Allgemein bekannt ist, dass auf jeden Berg in der Regel ein Tal folgt und auf Euphorie die große Verzweiflung. Wenn sich die Börsen himmelwärts überschlagen, ist es in Anwendung dieser Leitlinien nur konsequent und logisch, einen baldigen Absturz vorauszusagen. Und weil die Welt nach Gerechtigkeit und Ausgleich strebt, kann es in der gegenwärtigen Situation nur eine Richtung geben: nach oben. Verluste von 90 Prozent am Neuen Markt müssten doch eigentlich genug sein, oder?
Nein, findet Albert Edwards, Chefstratege der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW). Für die ebenfalls gebeutelten amerikanischen Börsen sagt er jedenfalls einen neuen Crash voraus. Mehr als 20 Prozent Minus sollen es sein. Und das nicht etwa auf Jahresfrist, sondern bereits in der kommenden Woche – genauer: am 7. August. Dann nämlich legen die amerikanischen Statistiker Konjunkturdaten für das zweite Quartal vor. Und eine neue Berechnungsmethode werde „zum erschreckenden Resultat führen, dass es doch nicht so weit her ist mit dem amerikanischen Produktivitätswunder“, weiß Edwards, der für die Anleger schon das Sterbeglöcklein läuten sieht: „Das ist Dynamit für die Märkte, die Börsianer werden zu Tode erschreckt werden.“
Da stellen sich doch gleich mehrere Fragen: Besitzt Edwards einfach zu viele Verkaufsoptionen, die ihn bei steigenden Kursen in den Ruin stürzen würden? Befürchtet er, bei nicht eintreffenden positiven Aussagen von erbosten Investoren gerichtlich zur Rechenschaft gezogen zu werden, wie jetzt die Morgan-Stanley-Staranalystin Mary Meeker? Oder hat er mit Blick auf die Jobdiskussion vorsorglich etwas auf die Pauke gehauen – schließlich will die neue DKW-Herrin Allianz bei ihrer Investment-Tochter 1500 Leute auf die Straße setzen, und das vor allem in Übersee. Eine kleine Aufsehen erregende Prognose macht einen schnell zum unkündbaren Star. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit vielleicht im einstelligen Prozentbereich liegt – versuchen kann man es. Schließlich ist die Möglichkeit einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung nie ausgeschlossen.
Von Thiemo Heeg
Gute Finanzpropheten orientieren sich an einfachen Regeln, um herauszufinden, wohin die Aktienkurse tendieren. Allgemein bekannt ist, dass auf jeden Berg in der Regel ein Tal folgt und auf Euphorie die große Verzweiflung. Wenn sich die Börsen himmelwärts überschlagen, ist es in Anwendung dieser Leitlinien nur konsequent und logisch, einen baldigen Absturz vorauszusagen. Und weil die Welt nach Gerechtigkeit und Ausgleich strebt, kann es in der gegenwärtigen Situation nur eine Richtung geben: nach oben. Verluste von 90 Prozent am Neuen Markt müssten doch eigentlich genug sein, oder?
Nein, findet Albert Edwards, Chefstratege der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW). Für die ebenfalls gebeutelten amerikanischen Börsen sagt er jedenfalls einen neuen Crash voraus. Mehr als 20 Prozent Minus sollen es sein. Und das nicht etwa auf Jahresfrist, sondern bereits in der kommenden Woche – genauer: am 7. August. Dann nämlich legen die amerikanischen Statistiker Konjunkturdaten für das zweite Quartal vor. Und eine neue Berechnungsmethode werde „zum erschreckenden Resultat führen, dass es doch nicht so weit her ist mit dem amerikanischen Produktivitätswunder“, weiß Edwards, der für die Anleger schon das Sterbeglöcklein läuten sieht: „Das ist Dynamit für die Märkte, die Börsianer werden zu Tode erschreckt werden.“
Da stellen sich doch gleich mehrere Fragen: Besitzt Edwards einfach zu viele Verkaufsoptionen, die ihn bei steigenden Kursen in den Ruin stürzen würden? Befürchtet er, bei nicht eintreffenden positiven Aussagen von erbosten Investoren gerichtlich zur Rechenschaft gezogen zu werden, wie jetzt die Morgan-Stanley-Staranalystin Mary Meeker? Oder hat er mit Blick auf die Jobdiskussion vorsorglich etwas auf die Pauke gehauen – schließlich will die neue DKW-Herrin Allianz bei ihrer Investment-Tochter 1500 Leute auf die Straße setzen, und das vor allem in Übersee. Eine kleine Aufsehen erregende Prognose macht einen schnell zum unkündbaren Star. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit vielleicht im einstelligen Prozentbereich liegt – versuchen kann man es. Schließlich ist die Möglichkeit einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung nie ausgeschlossen.