Private Netze gegen das Sprachchaos

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Private Netze gegen das Sprachchaos

 
23.01.02 10:59
Mit großer Euphorie ist die Internet-Telefonie Mitte der neunziger Jahre gestartet, doch durchgesetzt hat sich die Technik bislang nicht. Die Übertragungsqualität ist noch zu schlecht. Einige Anbieter wollen nun mit eigenen Netzen die Qualität verbessern.

Nach einer Untersuchung des Kasseler Marktforschungsunternehmens TechConsult nutzten im vergangenen Jahr erst sieben Prozent der Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigen „Voice over IP“ (Sprache über das Internet-Protokoll). Unternehmensberater wie Frost & Sullivan und Internet-Dienstleister wie die Telefónica-Tochter mediaWays GmbH (Gütersloh) geben sich dennoch optimistisch. Die Sprachsignale werden bei der Internet-Telefonie nicht über Telefonleitungen gesendet, sondern in digitalen Datenpaketen übers Internet verschickt. Diese Art der Übertragung kann allerdings die Qualität des Gesprächs mindern. Die Sprache wird im öffentlichen Internet in getrennten Datenpaketen auf die Reise geschickt, die beim Empfänger wieder zusammengesetzt werden. Dabei kann es passieren, dass wegen eines Staus oder einer Überlastung des Internets ein Paket verloren geht oder in falscher Reihenfolge eintrifft.

Besondere Chancen sehen Experten daher vornehmlich in der Internet-Telefonie über eigene Netze. „Ehe die Telefonie über das öffentliche Internet funktioniert, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern“, sagt Kurt Smit, Chief Technical Officer bei mediaWays. „Wir haben ein eigenes Netz und können Sprachqualität garantieren.“ Laut Smit bestehen die Vorteile von Voice over IP darin, dass die Sprachvermittlung billiger ist als mit herkömmlicher Telefonie.

Günstiger sind nach seiner Auskunft auch Anschaffung und Verwaltung entsprechender Telefon-Anlagen. Außerdem werde der Computer im Büro zum Kommunikationsknotenpunkt: So lasse sich beispielsweise ein Telefongespräch mit einer Präsentation auf dem Bildschirm verknüpfen.

Nach Angaben des Deutschen Verbands für Post und Telekommunikation nutzen große Unternehmen schon häufig die Voice over IP-Technologie innerhalb ihrer Firmennetze. Auch der ADAC hat Anfang 2000 die Kommunikation zwischen seinen Niederlassungen in München, Passau und Landsberg auf das Verfahren umgestellt. Eine konventionelle Erweiterung der bestehenden Anlagen hätte rund 102 000 Euro gekostet, die Umrüstung auf die neue Technik war nur halb so teuer. „Es war eine schwierige Geburt mit vielen Kinderkrankheiten. Bei der Einführung war das noch eine andere Situation, inzwischen hat sich die Technik bewährt“, sagt Ulrich Huber, Leiter Telekommunikationstechnik.

Frost & Sullivan geht davon aus, dass das herkömmliche Telefonnetz nicht so schnell in den Hintergrund gedrängt wird, wie ursprünglich gedacht. Dennoch zeichne sich ab, dass sich die Internet-Telefonie als „Standardlösung zum Sprachtransfer“ durchsetzen wird, heißt es in einer Studie. Nach Auskunft von TechConsult werden Ende 2002 voraussichtlich 11 Prozent der Betriebe in Deutschland die Internet-Telefonie nutzen. Im vergangenen Jahr sind demnach 111 Millionen Euro in Voice over IP-Lösungen investiert worden, in diesem Jahr sollen es 140 Millionen Euro werden. „Internet-Telefonie ist noch kein flächendeckendes Thema. Sie ist noch weit davon entfernt, die bisherige Technologie abzulösen“,erläutert Research Manager Frank Heuer. „Aber das Verfahren entwickelt sich dynamisch.

Die Umrüstung auf diese Technik lohnt sich vor allem, wenn neue Investitionen anstehen.“ Die Deutsche Telekom sieht die Entwicklung gelassen. „Neue Techniken wie Voice over IP werden das herkömmliche Telefonnetz schon allein wegen innovativer Entwicklungen wie dem schnellen Internetzugang TDSL nicht ersetzen“, ist sich Telekom-Pressesprecher Hans-Martin Lichtenthäler sicher. „Der Kommunikationsbedarf wächst ständig, deswegen kann ich nicht erkennen, dass sich die verschiedenen Techniken kannibalisieren.“

Iris Auding, dpa

23.01.2002 09:43:04

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