Kunden und Aktionäre laufen Porsche davon
Von Sven Clausen, Guido Reinking und Ulrike Sosalla
Auf die seit Jahren makellose Porsche-Bilanz fallen erste Schatten: Ausgerechnet während der Einführung der neuen Baureihe Cayenne bereiten die Kernprodukte des Stuttgarter Unternehmens, 911 und Boxster, Probleme. Der Absatz der beiden Modelle bleibt hinter den Erwartungen zurück.
An der Börse hat das einst strahlende Porsche-Papier an Glanz verloren. Am Freitag will Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Aktionären auf der Hauptversammlung erklären, warum ihre Aktien in den vergangenen drei Monaten mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt haben - trotz eines Rekordgewinns im vorigen Geschäftsjahr, das im Juli zu Ende ging.
"Die 911- und Boxster-Zahlen sind eine Enttäuschung", sagt Arndt Ellinghorst, Analyst der Investmentbank WestLB Panmure. "Der Absatzrückgang in den USA überschattet den positiven Anlauf des Cayenne." In den USA, dem mit rund 50 Prozent Anteil wichtigsten Porsche-Markt, brach das Geschäft im Dezember kräftig ein: 1387 Fahrzeuge der Modelle 911 und Boxster wurden verkauft, 22 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. "Der Rückgang stammt fast vollständig vom Boxster, das Modell altert. Für den 911 sehen wir keine allzu großen Zuwächse in den nächsten Jahren, dafür ist der Markt zu klein", sagt Jeff Schuster vom Marktforscher J.D. Power & Associates.
US-Absatz gegen den Trend schwach
Porsche macht die unsichere Konjunktur für den Rückgang verantwortlich, obwohl der gesamte US-Automarkt im Dezember um 15 Prozent im Plus lag und einen Rekord markierte. "Wir leiden unter dem niedrigeren Konsumentenvertrauen und der Angst vor einem möglichen Irak-Krieg", sagte ein Porsche-Sprecher am Donnerstag. Die Konkurrenz schaffe ihr Absatzwachstum nur durch niedrigere Preise. Dem wolle Porsche nicht folgen. Allerdings konnte der Münchner Premiumhersteller BMW im Dezember seinen Absatz um knapp ein Viertel steigern - ohne besonders hohe finanzielle Anreize zu gewähren.
Der Einbruch der Aktie und die niedrigeren Verkaufszahlen sind die ersten Negativmeldungen der Stuttgarter nach Jahren der Rekordjagd. Im vorigen Geschäftsjahr hatte der Konzern seinen Umsatz um zehn Prozent auf 4,8 Mrd. Euro gesteigert. Der Vorsteuergewinn stieg um 40 Prozent auf 830 Mio. Euro. Dabei profitierten die Stuttgarter von ihrer Währungsabsicherung gegenüber dem Dollar, die sie jetzt bis 2006 ausgeweitet haben. Zu den Kosten der Absicherung wollte sich Porsche am Donnerstag allerdings nicht äußern.
Analysten warten auf vierte Baureihe
Vom neuen Geländewagen Cayenne erhofft sich Porsche den Vorstoß in neue Größenordnungen. In diesem Jahr will Porsche bereits 15.000 Fahrzeuge der neuen Baureihe absetzen, und ist bereits so gut wie ausverkauft. Im nächsten Jahr sollen es dann 25.000 sein. Dennoch: "Bis zur Entscheidung über die vierte Baureihe hat Porsche eigentlich keine Story mehr zu verkaufen, die den Kurs nachhaltig nach oben treiben könnte", sagt der Analyst Ellinghorst.
In Stuttgart werden bereits Pläne für eine weitere, vierte Baureihe geschmiedet. Zulieferern am Cayenne-Werk Leipzig wurde bedeutet, sich auf ein weiteres Modell vorzubereiten, doch eine Entscheidung steht noch aus. Mit dem Nachlassen der Kernprodukte des Hauses und dem schlechten Kursverlauf wächst nun der Druck auf Wiedeking, ein neues Projekt anzufassen.
Gefahr durch schwachen Dollar
"Porsche-Investoren bewerten vor allem das Risikoprofil des Unternehmens", sagt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler, "und damit ist Porsche sehr gefährdet." Vor allem wegen des schwachen Dollar, trotz der Absicherung des günstigen Kurses bis 2006: Denn die Kurssicherungsgeschäfte gibt es nicht umsonst. Und je länger sie laufen, desto teurer werden sie.
Die Schwäche der Modelle 911 und Boxster kommt für Branchenbeobachter wenig überraschend. Die Überarbeitung in den vergangenen zwei Jahren, auch Facelift genannt, gilt als wenig überzeugend: Dosenhalter, neue Stoßstangen und ein paar mehr PS hatten viele Kunden enttäuscht. Nun bekommt zu allem Überfluss noch das neue, 100.000 Euro teure Flaggschiff von Porsche schlechte Noten, der Cayenne Turbo: "Auto, Motor und Sport" gibt dem Modell im ersten größeren Test nur drei von fünf Sternen, weniger als das Konkurrenzmodell Touareg von VW. Für die sieggewohnten Porsche-Ingenieure ein Debakel.
Von Sven Clausen, Guido Reinking und Ulrike Sosalla
Auf die seit Jahren makellose Porsche-Bilanz fallen erste Schatten: Ausgerechnet während der Einführung der neuen Baureihe Cayenne bereiten die Kernprodukte des Stuttgarter Unternehmens, 911 und Boxster, Probleme. Der Absatz der beiden Modelle bleibt hinter den Erwartungen zurück.
An der Börse hat das einst strahlende Porsche-Papier an Glanz verloren. Am Freitag will Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Aktionären auf der Hauptversammlung erklären, warum ihre Aktien in den vergangenen drei Monaten mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt haben - trotz eines Rekordgewinns im vorigen Geschäftsjahr, das im Juli zu Ende ging.
"Die 911- und Boxster-Zahlen sind eine Enttäuschung", sagt Arndt Ellinghorst, Analyst der Investmentbank WestLB Panmure. "Der Absatzrückgang in den USA überschattet den positiven Anlauf des Cayenne." In den USA, dem mit rund 50 Prozent Anteil wichtigsten Porsche-Markt, brach das Geschäft im Dezember kräftig ein: 1387 Fahrzeuge der Modelle 911 und Boxster wurden verkauft, 22 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. "Der Rückgang stammt fast vollständig vom Boxster, das Modell altert. Für den 911 sehen wir keine allzu großen Zuwächse in den nächsten Jahren, dafür ist der Markt zu klein", sagt Jeff Schuster vom Marktforscher J.D. Power & Associates.
US-Absatz gegen den Trend schwach
Porsche macht die unsichere Konjunktur für den Rückgang verantwortlich, obwohl der gesamte US-Automarkt im Dezember um 15 Prozent im Plus lag und einen Rekord markierte. "Wir leiden unter dem niedrigeren Konsumentenvertrauen und der Angst vor einem möglichen Irak-Krieg", sagte ein Porsche-Sprecher am Donnerstag. Die Konkurrenz schaffe ihr Absatzwachstum nur durch niedrigere Preise. Dem wolle Porsche nicht folgen. Allerdings konnte der Münchner Premiumhersteller BMW im Dezember seinen Absatz um knapp ein Viertel steigern - ohne besonders hohe finanzielle Anreize zu gewähren.
Der Einbruch der Aktie und die niedrigeren Verkaufszahlen sind die ersten Negativmeldungen der Stuttgarter nach Jahren der Rekordjagd. Im vorigen Geschäftsjahr hatte der Konzern seinen Umsatz um zehn Prozent auf 4,8 Mrd. Euro gesteigert. Der Vorsteuergewinn stieg um 40 Prozent auf 830 Mio. Euro. Dabei profitierten die Stuttgarter von ihrer Währungsabsicherung gegenüber dem Dollar, die sie jetzt bis 2006 ausgeweitet haben. Zu den Kosten der Absicherung wollte sich Porsche am Donnerstag allerdings nicht äußern.
Analysten warten auf vierte Baureihe
Vom neuen Geländewagen Cayenne erhofft sich Porsche den Vorstoß in neue Größenordnungen. In diesem Jahr will Porsche bereits 15.000 Fahrzeuge der neuen Baureihe absetzen, und ist bereits so gut wie ausverkauft. Im nächsten Jahr sollen es dann 25.000 sein. Dennoch: "Bis zur Entscheidung über die vierte Baureihe hat Porsche eigentlich keine Story mehr zu verkaufen, die den Kurs nachhaltig nach oben treiben könnte", sagt der Analyst Ellinghorst.
In Stuttgart werden bereits Pläne für eine weitere, vierte Baureihe geschmiedet. Zulieferern am Cayenne-Werk Leipzig wurde bedeutet, sich auf ein weiteres Modell vorzubereiten, doch eine Entscheidung steht noch aus. Mit dem Nachlassen der Kernprodukte des Hauses und dem schlechten Kursverlauf wächst nun der Druck auf Wiedeking, ein neues Projekt anzufassen.
Gefahr durch schwachen Dollar
"Porsche-Investoren bewerten vor allem das Risikoprofil des Unternehmens", sagt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler, "und damit ist Porsche sehr gefährdet." Vor allem wegen des schwachen Dollar, trotz der Absicherung des günstigen Kurses bis 2006: Denn die Kurssicherungsgeschäfte gibt es nicht umsonst. Und je länger sie laufen, desto teurer werden sie.
Die Schwäche der Modelle 911 und Boxster kommt für Branchenbeobachter wenig überraschend. Die Überarbeitung in den vergangenen zwei Jahren, auch Facelift genannt, gilt als wenig überzeugend: Dosenhalter, neue Stoßstangen und ein paar mehr PS hatten viele Kunden enttäuscht. Nun bekommt zu allem Überfluss noch das neue, 100.000 Euro teure Flaggschiff von Porsche schlechte Noten, der Cayenne Turbo: "Auto, Motor und Sport" gibt dem Modell im ersten größeren Test nur drei von fünf Sternen, weniger als das Konkurrenzmodell Touareg von VW. Für die sieggewohnten Porsche-Ingenieure ein Debakel.