Experten sehen Zusammenhang zwischen Lycos-Liste der 50 gefragtesten Suchbegriffe und der Kursperformance der betroffenen Unternehmen
Princeton - Allwöchentlich veröffentlicht Lycos die 50
gefragtesten Suchwörter seiner Internet-Suchmaschine.
Weil Amerikaner bekanntermaßen nicht nur virtuell
surfen, sondern auch ganz real in Aktien investieren,
stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen
Kultur und Kapital. "Amerikaner investieren bevorzugt
in Unternehmen, mit denen sie im täglichen Leben auch
etwas anfangen können", behauptet Peter Lynch, früher
legendärer Fondsmanager und heute Vice Chairman von
Fidelity in Boston. So tummelt sich auf der
"Lycos-50-Liste" so ziemlich alles, was das
amerikanische Herz zurzeit begehrt: Von Britney Spears
über Big Brother bis zu den Backstreet Boys. Und der
Aktienmarkt liefert dazu die passenden
Anlagemöglichkeiten. Einige dieser Suchbegriffe sind
direkt mit dem Kapitalmarkt verbunden. So ist die an
13. Stelle geführte World Wrestling Federation
Entertainment an der US-Technologiebörse Nasdaq
gelistet. Seit Jahresanfang kletterte die Aktie um
über 15 Prozent.
"Las Vegas" kommt bei Lycos auf Platz 15. Die
Besucherzahlen des weltbekannten Spielerparadieses
sind in der ersten Jahreshälfte um 8,3 Prozent
gestiegen. Ein Trend, der sich auch bei
börsennotierten Branchenvertretern spiegelt. So stieg
der Aktienkurs des Kasinobetreibers MGM Mirage in
diesem Jahr um 31 Prozent. Ähnlich erfolgreich war der
Hersteller von Glücksspielautomaten Anchor Gaming, der
um 54 Prozent zulegte. Und Erzrivale Casino Data
Systems verzeichnete sogar ein Plus von über 70
Prozent.
Bei anderen "kultigen" Namen und Begriffen ist der
Börsenbezug hingegen weniger deutlich. So rangiert
Britney Spears bei Lycos derzeit auf Platz eins. Nach
der Veröffentlichung ihrer Autobiographie "Heart to
Heart" steht sie auf der Gehaltsliste von Bertelsmann.
Darüber hinaus wirbt die Popsängerin im US-Fernsehen
für die Fast-Food-Kette McDonald's, deren Aktien in
diesem Jahr um 20 Prozent gefallen sind. Wer nach
"Dragonball" sucht, findet Zeichentrickfilme, die auf
japanischen Comicfiguren basieren. Die Vertriebsrechte
für "Dragonball", "Dragonball Z" und "Dragonball GT"
hat Pioneer, Japans drittgrößter Hersteller von
elektronischen Konsumgütern. Die Aktien sind seit
Jahresanfang um 40 Prozent gestiegen.
Auch die "Pokémons" erfreuen sich bei Lycos großer
Beliebtheit. Erfinder der quirligen Kerlchen, die das
Böse bekämpfen, ist die japanische Nintendo, die in
diesem Jahr 15 Prozent gewannen.
Weitere-Pokémon-Aktien wie Time Warner und Hasbro
entwickelten sich uneinheitlich. Während die Aktie des
Medienriesen in diesem Jahr um elf Prozent gestiegen
ist, sackten Hasbro-Papiere seit Jahresanfang um 43
Prozent ab. Ähnlich bitter erging es einem weiteren
Nasdaq-Wert: 4Kids Entertainment, Nintendos
Lizenzverwalter sowie Produzent von TV-Shows und
Spielfilmen, fielen seit Januar um 28 Prozent. Pamela
Anderson, das schauspielernde Pinup-Girl, kommt bei
Lycos auf Platz elf. US-Bürger kennen die Blondine vor
allem aus den Fernsehserien "Baywatch" und "VIP".
Dahinter stehen die britische Pearson Plc und Columbia
Tristar Television, eine amerikanische
Tochtergesellschaft von Sony. Doch im Gegensatz zum
weltweit umschwärmten Filmsternchen, verzeichnen die
Papiere der beiden Medienunternehmen seit Jahresanfang
mit minus 40 und minus 31 Prozent Desinteresse der
Investoren. Bloomberg
Quelle: Die Welt