Polens Börse vor Börsengang

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EinsamerSam.:

Polens Börse vor Börsengang

 
06.12.05 22:37
Interview mit Vorstandschef Rozlucki

Polens Börse vor Börsengang

Die von vielen westeuropäischen Konkurrenten umworbene Börse Warschau plant für das kommende Jahr ihren Börsengang. Börsen-Vorstandschef Wieslaw Rozlucki sagte dem Handelsblatt, „ich denke, die Politik favorisiert einen Börsengang im nächsten Jahr“.

HB WARSCHAU. Die Börse Warschau dürfte nach den Worten von Vorstandschef Wieslaw Rozlucki 2006 durch einen Börsengang zumindest teilweise privatisiert werden. Eine Mehrheitsbeteiligung einer ausländischen Konkurrentin hält er für politisch nicht durchsetzbar. Schließlich hatte sich die ursprünglich für 2005 geplante Privatisierung unter anderem wegen der Wahl der national-konservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ verschoben.

Für Kooperationen zeigte sich Rozlucki prinzipiell offen. Angesichts des „goldenen Zeitalters“ für die Börse in Polen gebe es aber keinen Zeitdruck, und die Konditionen müssten stimmen. „Ein Partner müsste selbst ein starkes Interesse daran haben, den Finanzplatz Warschau zu stärken“, sagte Rozlucki. Es gebe Gespräche mit verschiedenen Interessenten.

Wegen des Aktienbooms in Osteuropa gehört die Börse Warschau zu den am schnellsten wachsenden Handelsplätzen in Europa. So legte der Auswahlindex WiG20 in diesem Jahr mehr als 40 Prozent zu. Sowohl die Wiener als auch die Deutsche Börse gelten als Interessenten für eine Zusammenarbeit.

Die österreichische Börse hatte Polen ursprünglich bereits 2006 in eine größere Osteuropabörse einbeziehen wollen. „Wien hat einige gute Ideen geliefert. Aber es kann nicht unsere Aufgabe sein, eine andere Börse stark zu machen“, sagte Rozlucki dazu. Man bleibe aber weiter in Kontakt. Im Falle einer engeren Kooperation dürfe Warschau nicht Wurmfortsatz einer großen Börse werden, die lediglich ihr Handelssystem durch die Geschäfte aus Polen besser auslaste.

„Wir wollen uns nicht als Mittel zum Kostensenken missbrauchen lassen“, sagte Rozlucki. Anders als in den reifen Märkten Westeuropas gebe es an der boomenden Warschauer Börse keine dringende Notwendigkeit, an der Kostenschraube zu drehen. Er wolle lieber investieren, um mehr Unternehmen auf das Parkett zu locken. In diesem und im letzten Jahr sei die Zahl der Firmen an der Börse um 71 auf 255 gestiegen. Mittelfristig rechnet er mit 400 gelisteten polnischen Unternehmen.

Ein Partner müsse die Expansion weiter fördern, sagte Rozlucki. Die Deutsche Börse könne beispielsweise beim Listing von börsennotierten Fonds (ETFs) in Warschau helfen. „Immer wenn ich in Frankfurt bin, nenne ich das als Kooperationsmöglichkeit“, sagte er. Die Emittenten weigerten sich bislang, diese bei Anlegern gefragte Anlageklasse in Warschau zu listen. Frankfurt könne als Marktführer in diesem Bereich für Warschau Überzeugungsarbeit leisten, sagte Rozlucki.

Die Übernahme eines ausländisches Handelssystems, etwa der Frankfurter Xetra-Plattform, kommt für Rozlucki derzeit nicht in Frage. Das erst fünf Jahre alte, vom französisch dominierten Konkurrenten Euronext erworbene Handelssystem erfülle seinen Zweck bestens. Über Veränderungen müsse man in zwei bis drei Jahren nachdenken, dann ergäben sich vielleicht auch neue Perspektiven, fügte er hinzu. 2008 läuft der Vertrag zwischen der Wiener und der Deutschen Börse über den Betrieb des Handelssystems Xetra in der österreichischen Hauptstadt aus.

Das Verhältnis der Deutschen Börse zu den Konkurrenten habe sich zuletzt deutlich verbessert, sagte Rozlucki. Er habe dies gespürt, als er innerhalb des europäischen Branchenverbandes Fese die Kostenverteilung habe neu organisieren müssen. Ohne die Kompromissbereitschaft des neuen Frankfurter Börsenchefs Reto Francioni wäre das nicht möglich gewesen.

Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 06. Dezember 2005, 19:57 Uhr

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