Pleite mit Hilfe von Analysten...

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Expropriateur:

Pleite mit Hilfe von Analysten...

 
18.06.01 22:13
Aus dem heutigen Handelsblatt. Der link dazu: www.investars.com
Gruß
EXPRO


Verheerendes Urteil über US-Analysten

Die Performance amerikanischer Analysten ist dramatisch schlecht, befindet ein neuer Internet-Service, der Analysten-Urteile auf Herz und Nieren prüft. Nicht einmal acht Prozent Rendite in vier Jahren konnte erwirtschaften, wer sich an die Vorgaben der Wall-Street-Analysten gehalten hat.

hus NEW YORK. Pünktlich zur öffentlichen Diskussion über die fragwürdige Rolle der US-Analysten im High-Tech-Börsenrausch rechnet eine neue Internet-Webseite auf Dollar und Cent vor, wie es Anlegern ergangen wäre, hätten sie sich stets an die Empfehlungen der Experten gehalten. Das Ergebnis, das die Leistungen der Research-Abteilungen großer Institute wie Goldman Sachs und J.P. Morgan bewertet, ist vernichtend. Über den Zeitraum von knapp vier Jahren hätten Investoren unter Anleitung der großen Wall-Street-Firmen bestenfalls eine Gesamtrendite von 7,24 % erzielt. Dagegen hat der Standard & Poors- Index der 500 größten US- Werte im gleichen Zeitraum etwa 75 % zugelegt. Mit drei von vier Investmentbanken hätten Anleger sogar Geld verloren, errechnet der neue Internet-Service Investars.com.

Hat eine Bank eine Aktie selbst an die Börse gebracht, waren ihre späteren Empfehlungen ein sicherer Weg in den Ruin: Der Anleger, so Investars, hätte im Schnitt 51 % des eingesetzten Kapitals verloren.

Verkaufsempfehlungen sind Mangelware

Die Erklärung ist einfach: Auf inflationär viele Kaufempfehlungen kamen praktisch keine Verkaufsratschläge. Selbst als die Technologie-Aktien sich längst im Sturzflug befanden, setzten die mit Millionengehältern bedachten Star-Analysten diese weiterhin auf die Kaufliste. Dieser inflationäre Gebrauch des Urteils „Kaufen“ hat zwei Gründe: Einerseits wollen die führenden Investmentbanken das Verhältnis zu potenziellen aber auch bestehenden Firmenkunden nicht belasten. Verkaufsempfehlungen kommen deshalb kaum vor – schon ein „hold“ gilt als verschleiertes „sell“. Andererseits spielt auch der Herdentrieb eine Rolle. Kaum ein Analyst wagt es, eine Aktie gegen den allgemeinen Trend noch auf dem Höhenflug zum Verkauf zu empfehlen. Schlechte Urteile bekommt eine Aktie gewöhnlich erst, wenn es bereits zu spät ist.

Goldman lag krass daneben

So veröffentlichte zum Beispiel die Investmentbank Goldman Sachs im April 1999 ihre erste Analyse zur Internet-Aktie Priceline.com mit dem Urteil „Strong Buy“ – also einer deutlichen Kauf-Empfehlung. Der damalige Kurs der Aktie: 104,44 US-Dollar. Während der folgenden Talfahrt der Aktie folgte fünfmal das Urteil „Strong Buy“. Goldman Sachs stufte sie erst herab, als der Kurs im November 2000 auf 4,56 Dollar gefallen war. Bei der ersten Erholung des Kurses auf 6,05 Dollar im Mai 2001 setzt Goldman Sachs die Aktie wieder auf „Kaufen“. Seither hat sie erneut 14 % abgegeben. Wäre der Investor sämtlichen Empfehlungen gefolgt, hätte er 94 % seines Einsatzes verloren.

Um solchen Fehlurteilen in Zukunft entgegenzuwirken, haben zwei junge Banker eine Analysten-Analyse entwickelt. Kei Kianpoor, ehemals Händler bei Credit Lyonnais, und der frühere Investmentbanker John Eagleton von Bankers Trust versuchen die Glaubwürdigkeit der Empfehlungen zu hinterfragen. Auf ihrer Webseite „Investars.com“ setzen sie jede Empfehlungs-Stufe von „Strong Buy“ (Kauf dringend angeraten) über „Hold“ (Behalten) bis „Sell“ (Verkaufen) einer Dollarsumme gleich, die der Anleger in diese Aktie investieren würde, oder die er aus der Position nehmen würde. Demnach würde ein „Strong Buy“ für Microsoft bedeuten, dass der Anleger Microsoft-Aktien im Wert von 450 000 Dollar kauft. Würde der Analyst eine Woche später Microsoft auf „Buy“ (Kaufen) herabstufen, dann würde der Anleger nach dem Modell seine Investition auf 350 000 Dollar verringern. Das System wird stets auf den neuesten Stand gebracht.

Die Webseite habe jedoch nicht den Zweck einer Analysten-Schelte, betont Geschäftsführer Eagleton: „Wir wollen den Investoren helfen, künftige Microsofts und Ciscos zu entdecken.“ Die Webseite listet nämlich auch für alle Branchen die Banken mit den besten und den schlechtesten Reports auf. „Wenn dann eine bisher zuverlässige Bank einen neuen Wert empfiehlt, sollte der Anleger zugreifen.“ Im Laufe des Jahres will Eagleton solch eine Seite auch für Deutschland einrichten.

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