Piepenburg ist neuer Chef von Babcock Borsig

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Piepenburg ist neuer Chef von Babcock Borsig

 
10.07.02 01:50
Der Aufsichtsrat des insolventen Anlagenbauers Babcock Borsig hat am Dienstag Horst Piepenburg zum neuen Vorstandschef bestellt. Der 48-jährige Düsseldorfer Rechtsanwalt gilt als erfahren in Insolvenzsachen. Zugleich wurde Helmut Balthasar zum neuen Finanzchef bestellt.

Beide sind für ein Jahr ernannt worden, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende Friedel Neuber am Abend mit. Die Vorstandsmitglieder Ludger Kramer und Gerd Woriescheck behielten ihre Posten. Vorstandsmitglied Reinhard Kayser wurde mit sofortiger Wirkung entlassen.

Für den unter Aufsicht des vorläufigen Insolvenzverwalters Helmut Schmitz agierenden Vorstand drängt die Zeit. Vorrangige Aufgabe ist es, das operative Geschäft auf den Kraftwerks-Baustellen und in den übrigen Konzernsparten wieder in Gang zu bringen, um teure Verzögerungen bei vereinbarten Fertigstellungsterminen zu vermeiden. Zugleich geht die Suche nach Investoren für unterschiedliche Konzernteile weiter. Gewerkschaftssprecher haben inzwischen Widerstand gegen eine Zerschlagung des Unternehmens angekündigt.



Alstom nicht interessiert

Der französische Kraftwerksbauer Alstom bestritt am Dienstag, dass er an einer Übernahme der Energietechniksparte von Babcock interessiert sei. "Wir haben kein Interesse, Babcock oder einzelne Sparten des Unternehmens zu kaufen", sagte ein Sprecher des Unternehmens in Paris. Dies widerspreche Alstoms Strategie, als erste Priorität im laufenden Jahr seine Schulden zu reduzieren. Alstom steckt ebenfalls in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.


Alstoms Stellungnahme überraschte in Kreisen der führenden Gläubigerbanken von Babcock. "Hinter den Kulissen ist der Name Alstom immer wieder genannt worden", hieß es in Frankfurt. Bis zu dem Dementi des französischen Unternehmens sei man davon ausgegangen, dass Alstom ein ernsthaftes Interesse "zumindest an Teilen von Babcock hat", hieß es bei einer Bank. Sie berief sich darauf, dass eine mögliche Lösung mit Alstom in dem nach wie vor als Leitlinie betrachteten Gutachten von Roland Berger enthalten sei. Der Alstom-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob es Gespräche gegeben habe.



OEP bestätigt Interesse

Der Sprecher des US-Finanzinvestors One Equity Partners (OEP), Christopher von Hugo, unterstrich am Dienstag das Interesse an einem Engagement bei Babcock. "Wir wollen aber nicht Gesellschafter von Babcock werden", sagte er. Bisher war vorgesehen, dass OEP das US-Energietechnikgeschäft übernimmt und zudem bei einem aus Babcock und Alstom gebildeten europäischen Gemeinschaftsunternehmen einsteigt, erklärten Babcock-Kreise in Oberhausen. Es sei offen, ob das Modell trotz der unterbrochenen Gespräche später erneut aufgegriffen werde.


Die Duisburger Staatsanwaltschaft prüft ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche des Babcock-Konzerns, vor allem gegen den ehemaligen Vorstandschef Klaus Lederer. Wirtschafts-Staatsanwalt Rolf Haferkamp bestätigte Vorermittlungen wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung und der Untreue im Zusammenhang mit dem Verkauf der Anteile an der Kieler Werft HDW. In New York ist bereits eine Klage gegen Lederer anhängig. Sie wurde von Babcock-Großaktionär Guy Wyser-Pratte angestrengt.


Bundeskanzler Gerhard Schröder verteidigte den gescheiterten Plan, Babcock Borsig mit öffentlichen Bürgschaften von 430 Mio. Euro zu helfen. Er sehe trotz der Insolvenz des Unternehmens "gute Chancen, einen großen Teil der Arbeitsplätze zu erhalten", sagte Gerhard Schröder in Ludwigshafen.
ftd.
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