Pfingsten (Zusammenfassung)

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Pfingsten (Zusammenfassung)

 
17.05.02 20:31
Pfingsten – Name und Bedeutung – Pfingstfest

Der Name Pfingsten leitet sich von dem griechischen Wort "pentekosté", der Fünfzigste, ab. Er entwickelte sich über den gotischen Ausdruck "paintekuste" und das mittelhochdeutsche Wort "pfingesten" zu der heutigen Bezeichnung. In ihrer ursprünglichen Bedeutung verweist sie auf den zeitlichen Abstand zu Ostern, den Abstand von 50 Tagen. Der eigentliche Festtag wäre demnach der Pfingstmontag. Pfingsten folgt immer auch 10 Tage auf Chisti Himmelfahrt. Mit Pfingsten endet die österliche Zeit. Über den Anlaß des Festes, nämlich die Aussendung des Heiligen Geistes, sagt der Name jedoch nichts aus. Ähnlich verhält es sich auch mit anderen christlichen Hochfesten. So heißt das Fest der Geburt Jesu Weihnachten, der Kreuzigungstag Karfreitag und das Fest der Auferstehung Christi Ostern.

Pfingsten ist also das Fest des Heiligen Geistes. Doch was ist eigentlich mit dem Heiligen Geist gemeint? Viele Menschen können mit diesem "Wesen" nur wenig anfangen. Selbst bekennende Christen haben mit ihm ihre Schwierigkeiten. Er hat eben etwas Undefinierbares an sich. Die kindliche Vorstellung verbindet mit dem Wort Geist vielleicht das Wesen eines Gespenstes. Ein Gespenst geistert jedoch durch die Nacht und gilt als Schreckgestalt. Der Heilige Geist, der Geist Gottes, soll den Aposteln jedoch am hellichten Tag erschienen sein. Er verbreitete keine Angst, sondern erfüllte im Gegenteil die Menschen mit Mut und Kraft. Diese Eigenschaft wird ihm auch heute noch von kirchlicher Seite zugeschrieben. Im theologischen Sinne ist der Heilige Geist eine der drei Gestalten Gottes. Zusammen mit Gott, dem Vater, und Jesus Christus, dem Sohn, bildet er die "Trinitas Dei", die göttliche Dreifaltigkeit. Dies ist in einem Dogma aus dem Jahre 381 festgelegt.

Die Geistsendung war, wie es im Neuen Testament nachzulesen ist, der Ausgangspunkt für das missionarische Wirken der Jünger Jesu. Theologen sehen daher in diesem Ereignis die Geburtsstunde der Kirche. Das Pfingstfest kann somit auch als Geburtstagsfest der Kirche bezeichnet werden. Es ist neben Weihnachten und Ostern das dritte große Fest im Kirchenjahr und in Deutschland, Österreich und der Schweiz staatlicher Feiertag. Es wird wie die beiden anderen Feste auch an zwei Tagen begangen. Das Datum von Pfingstsonntag und Pfingstmontag richtet sich nach dem Datum von Ostern. Durch den variablen Ostertermin variiert auch Pfingsten zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni.

Pfingsten ging wie Ostern aus einem jüdischen Fest hervor. Es war ursprünglich ein Erntefest mit Dankopfern. Während das Passah-Fest (Ostern) den Beginn der Getreideernte markierte, wurde am fünfzigsten Tag darauf der Schawuot begangen, der Tag der Darbringung der Erstlingsfrüchte. Später wurde dieser Tag auch als Wochenfest bezeichnet. Als christliches Fest wurde Pfingsten erstmals im 4. Jahrhundert erwähnt. Seit altersher war die Feier der Pfingsttage überwiegend vom weltlichen Festwesen bestimmt. Bretonische Sagen, französische und deutsche Ritterromane erzählen beispielsweise von glanzvollen Pfingstfesten des sagenhaften Königs Artus (5./6. Jahrhundert).

Für manche Menschen ist Pfingsten ein Fest der Familie, ähnlich wie Weihnachten. Für viele Christen, auch für die, die sonst das Jahr über nicht so regelmäßig in die Kirche gehen, ist er ein Tag, an dem sie den Pfingstgottesdienst besuchen.


Pfingsten – biblische Grundlagen  – Pfingstereignis

Die Berichte um das Pfingstereignis können im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte im Neuen Testament nachgelesen werden. Sie dürfen jedoch nicht als Beschreibung einer rein historischen und beobachtbaren Begebenheit betrachtet werden. Wie viele biblische Erzählungen kann auch die über das Pfingstgeschehen nur aus der Sicht des Glaubens gedeutet werden. Man spricht in diesem Zusammenhang daher auch gerne vom Pfingstwunder oder Pfingstgeheimnis.

Nach dem Kreuzestod Jesu sahen sich die Jünger zunächst all ihrer Hoffnung beraubt, die sie in den Mann aus Nazareth gesetzt hatten. Aber die Auferstehung Christi an Ostern ließ sie schon bald neuen Mut schöpfen. Sie trafen sich regelmäßig und konnten sich mehrmals der Gegenwart des Auferstandenen freuen. Diese Erscheinungen endeten jedoch mit der Himmelfahrt Christi. Doch dann erfuhren sie die Nähe Gottes durch ein Ereignis, das sie verwandelte, das aus einer ängstlichen Schar plötzlich mutige Männer machte, die von ihrem Glauben in aller Offenheit redeten.

Wie Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, erzählt, hatten sich die Jünger Jesu am Pfingsttag, dem jüdischen Erntedankfest, in Jerusalem zu einer Gemeinschaft versammelt. Völlig unerwartet erhob sich vom Himmel her ein Brausen wie von einem Sturm herrührend. Es erschienen Feuerzungen, die sich zerteilen und sich auf jeden der Männer niederließen. Die Wirkung war überraschend, denn die Ergriffenen konnten sich plötzlich in vielen Sprachen verständigen. Sie gingen hinaus auf die Straßen und Plätze und verkündeten, was sie von Jesus gehört und gesehen hatten. Vertreter verschiedener Völker konnten sie in ihrer Muttersprache hören – ein Gegensatz zu der Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel. Doch wirklich verstanden wurden die Jünger dennoch nicht von allen. Wer für das Gesagte empfänglich war, lauschte und ließ sich überzeugen. Andere hingegen hielten die Jünger Jesu für betrunken und "voll des süßen Weines", wie es in er Bibel heißt (Apg 2,13). Petrus erhob daraufhin seine Stimme und versuchte durch ein Zitat des Propheten Joel das Vorgefallene der Menge zu erklären. "In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen, und sie werden Propheten sein. Ich werde Wunder erscheinen lassen droben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde: Blut und Feuer und qualmenden Rauch." (Apg 2, 17-19; aus Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift). Petrus sah in der Herabsendung des Geistes auch ein endzeitliches Ereignis, wie die ersten Worte seiner Predigt belegen. Darstellungen über die Geistsendung in der christlichen Kunst zeigen meist Maria inmitten der Apostel, über ihren Häuptern Feuerzungen und die Taube als Symbol des Heiligen Geistes.

Die Pfingsterzählung in der Apostelgeschichte ist nicht die einzige ihrer Art in der Heiligen Schrift. Sie hat gewisse Parallelen zu einer Erzählung des Alten Testaments. Hanna, die erste Frau Elkanas wurde jahrelang von dessen zweiter Frau verspottet, weil sie kein Kind gebären konnte. Ihre Verzweiflung mündete schließlich in einen spontanen, scheinbar verrückten Ausbruch, der ihre Verschlossenheit löste, und sie wurde schließlich die Mutter des Propheten Samuel. Wie die Apostel wurde auch Hanna von dem Priester Eli für betrunken gehalten. In der Schrift heißt es: "So betete sie lange vor dem Herrn. Eli beobachtete ihren Mund; denn Hanna redete nur still vor sich hin, ihre Lippen bewegten sich, doch ihre Stimme war nicht zu hören. Eli hielt sie deshalb für betrunken und sagte zu ihr: Wie lange willst du dich noch wie eine Betrunkene aufführen? Sieh zu, daß du deinen Weinrausch los wirst! Hanna gab zur Antwort: Herr, ich bin eine unglückliche Frau. Ich habe weder Wein getrunken noch Rauschtrank; ich habe nur dem Herrn mein Herz ausgeschüttet. Halte deine Magd nicht für eine nichtsnutzige Frau; denn nur aus großem Kummer und aus Traurigkeit habe ich so lange geredet. Eli erwiderte und sagte: Geh hin in Frieden! Der Gott Israels wird dir die Bitte erfüllen, die du an ihn gerichtet hast. Sie sagte: Möge deine Magd Gnade finden vor deinen Augen. Dann ging sie weg; sie aß wieder und ihr Gesicht war nicht mehr wie sonst." (1 Sam 1,12-18; aus Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift)

Trotz der Ähnlichkeiten in der Erzählung des Pfingstereignisses mit der des Alten Testaments gibt es doch einen wesentlichen Unterschied in der Aussageabsicht des Autors. Dabei sei es dahingestellt, ob sich das Pfingstwunder genau in der von Lukas beschriebenen Weise ereignet hat. Von größerer Bedeutung ist sicherlich die Symbolik: "Wer sich vom Geist Gottes treffen läßt, wird aufgerüttelt, wird befreit von Angst; wer 'begeistert' ist, kann nicht schweigen, findet Gehör und wird verstanden." Die Jünger erreichten jedenfalls eine rasche Vermehrung der Gläubigen, aus der sich die ersten Christengemeinden bildeten.


Pfingstsymbole

Menschen gebrauchen Symbole, um etwas nicht Faßbares faßbarer zu machen. So verhält es sich auch mit den Pfingstsymbolen. Wenn die Bibel vom Heiligen Geist bzw. dem Geist Gottes spricht, so gebraucht sie Bilder wie "Atem", "Hauch" und "Wind". Dies gilt nicht nur für das biblische Pfingstereignis, wo die Herabkunft des Geistes von einem Brausen begleitet wird. Im Schöpfungsbericht beispielsweise bläst Gott Adam den Lebensatem (hebräisch: ruach) ein. Ähnlich zu deuten ist es auch, wenn der auferstandene Christus seine Jünger anhaucht, um sie an seinem neuen Leben teilhaben zu lassen.

Ein Symbol für das Wirken des Heiligen Geistes sind Feuer und Flammen, häufig dargestellt in Form von Feuerzungen. Dieses Bild ist sehr naheliegend. Feuer entzündet, bringt zum Glühen, setzt große Energie frei. Auch im Sprachgebrauch kennt man Redewendungen wie "Feuer und Flamme sein" und "der Funke ist übergesprungen", wenn ein Mensch sich für jemanden begeistert oder von etwas begeistert ist.

Ähnlich wie das Feuer gibt auch das Wasser dem Leben Impuls. Letzteres gilt sogar als das lebenspendende Element schlechthin. Als Sinnbild für den Geist ist das Wasser aus dem Taufritus bekannt.

Ein weiteres Pfingstsymbol ist die Taube. Erste symbolische Darstellungen von Tauben findet man im Gebiet des heutigen Irak. In der Antike und im Judentum stand die Taube für Sanftmut und Liebe. Der Grund hierfür lag in der irrigen Annahme, die Taube habe keine Gallenblase und sei daher frei von allem Bitteren und Bösen. Das Alte Testament erzählt davon, daß Noah eine Taube aussendet. Sie kehrt nach einiger Zeit mit einem Palmzweig im Schnabel zurück und verheißt dadurch Hoffnung auf trockenes Land nach der Sintflut. In den letzten Jahren wurde die Taube zum Sinnbild für Frieden und Versöhnung.

Die Taube als Sinnbild des Heilgen Geistes kam erst im 6. Jahrhundert auf. Sie ist heute noch die häufigste Darstellungsform des Heiligen Geistes. Vielleicht wurde sie neben den erwähnten Gründen auch als Pfingstsymbol erwählt, weil sie konkreter zu fassen ist als die Elemente Feuer, Wasser und Wind und damit dem menschlichen Bedürfnis nach anschaulicher Darstellung besser gerecht wird. Der Versuch nach möglichst konkreter Darstellung gipfelte im Mittelalter darin, daß der Heilige Geist sogar in menschlicher Gestalt abgebildet wurde. Dies wurde jedoch von seiten der Kirchenleitung untersagt.


Pfingstbräuche, Brauch, Brauchtum zu Pfingsten, Pfingstfeuer, Pfingstkerze
Ein mittelalterlicher Pfingstbrauch ist das sogenannte Heilig-Geist-Schwingen, wobei lebendige Tauben in den Räumen der Kirche freigelassen wurden, eine hölzerne Taube beim Pfingsthochamt über den Köpfen der Gläubigen an einer Schnur kreisen gelassen oder eine geschnitzte Taube durch eine Öffnung der Kirchdecke herabgelassen wurde. Die Gemeinde empfing die herabschwebende Taube mit Weihrauch und Gebet. Dieser Brauch wird jedoch nicht mehr gepflegt. In Süddeutschland und vor allem im "Herrgottswinkel" kennt man aber noch das Aufhängen von Heiliggeisttauben in den Wohnstuben. Die Herstellung aus Zirbenhölzern ist eine interessante Volkskunst. Nach einer groben Bearbeitung des Holzes wird es in heißem Wasser gekocht und damit erweicht. Durch Einschneiden und Fächern des Holzes entstehen dann die schmucken Zirbentauben.

Mancherorts hat sich der Brauch erhalten, Pfingstfeuer anzuzünden. Die lodernde Flamme gilt dabei einerseits als Symbol des Heiligen Geistes, andererseits aber auch als Zeichen der Reinigung und Erleuchtung der Gläubigen. Einen besonderen Brauch mit dem Pfingstfeuer pflegte man im Salzburger Land. Dort wurden in vielen Kirchen aus dem sogenannten "Heiligengeistloch" brennende "Werchflocken" auf die Kirchenbesucher gestreut und von den Männern mit ihren Hüten aufgefangen. Diese "Werchflocken" sollen vor Unwetter bewahrt haben. Ein schöner Brauch im Zusammenhang mit dem Symbol Feuer ist auch die Pfingstkerze auf dem Frühstückstisch. Sie steht brennend in der Mitte. An ihr kann dann jedes Familienmitglied seine eigene Pfingstkerze anzünden und vor sich hinstellen.

In Schwaben kennt man als Pfingstbrauch Flurumgänge mit der Eucharistie. Dabei wird auch der Wettersegen gespendet. Im Rheinland veranstalten sogenannte Pfingstreiter Umritte und Reiterspiele. Derartige Pfingstbräuche waren und sind ebenso von der beginnenden Sommerzeit und teilweise auch von vorchristlichen Fruchtbarkeitskulten geprägt wie die vielerorts stattfindenden Brunnenfeste, bei denen die Dorfbrunnen bereits am Pfingstsonnabend festlich mit Blumen und Birkenstämmchen geschmückt werden, an denen bunte Bänder und Ketten mit ausgeblasenen und bemalten Eiern hängen. Dieser Brauch ist vorwiegend in Franken beheimatet. Aber auch Häuser, Ställe, Kirchen und Fahrzeuge werden zu Pfingsten mit grünen Birkenzweigen und Blumen verziert. In den Bereich der Frühjahrsbräuche gehören auch Pfingstbäume und laubumhüllte Maskengestalten. Der Pfingstbaum hat in seiner Bedeutung denselben Hintergrund wie der bekanntere Maibaum.

Das Wasser soll an Pfingsten wie zur Osterzeit über eine besondere Segenskraft verfügen. Im Laufe der Geschichte haben sich deshalb auch verschiedene Wasserbräuche herausgebildet. Verbreitet war es, sich zu Pfingsten in einem Bach zu waschen. Dieser Brauch erinnert ebenso an den Taufritus wie ein ähnlicher aus dem Raum Basel am Rhein (Schweiz). Dort wurden zum Beispiel junge Burschen oder auch eine aus Stroh, Tannenzweigen und Moos gebastelte Puppe, Pfingstlümmel (Pfingstsprützlig, Pfingstblüttlig) genannt, in einen Dorfbrunnen getaucht. Mädchen und junge Frauen ließen sich anschließend von dem Pfingstlümmel bespritzen, ein Vorgang, der wohl in den Bereich der Fruchtbarkeitsriten gehört. Lange Zeit galt Pfingsten wie Ostern auch als beliebter Tauftermin.

Im Zusammenhang mit Pfingsten hat sich ein Tier einen besonderen Namen gemacht: der Pfingstochse. Bis ins 19. Jahrhundert war es in ländlichen Gebieten ein weitverbreiteter Brauch, einen Pfingstochsen, mancherorts auch einen Pfingsthammel, durch das Dorf zu treiben. Der Hintergrund hierfür dürfte ursprünglich die Darbringung eines Tieropfers gewesen sein, denn lange Zeit war das Tier als Schlachtvieh für das festliche Pfingstessen vorgesehen. Der Pfingstochse wurde festlich mit Blumen, Stroh und Kränzen geschmückt und in einem feierlichen Zug bzw. einer Pfingstprozession durch die Gassen oder über die Felder begleitet. In einigen Dörfern Mecklenburgs wurden solche Züge sogar von einem "Hirtenkönig" und seinem "Hofstaat" angeführt. Nur in ganz wenigen Gegenden blieb der Brauch um den Pfingstochsen bis heute erhalten. Bekannt ist allerdings der Begriff. Denn es gibt auch zweibeinige "Pfingstochsen". Als solcher wird nämlich derjenige bezeichnet, der am Pfingstsonntag als letzter aus den Federn kommt. Im Schwarzwald werden Spätaufsteher auch als "Pfingstdreck" oder "Pfingstlümmel" bezeichnet. In Bayern kennt man neben dem "Pfingstochsen" auch den verwandten "Palmesel", den Langschläfer am Palmsonntag. In Westfalen wurden Langschläfer sogar in früheren Zeiten auf einer Schubkarre als "Pfingstochse" durch das Dorf gefahren. Mädchen, die sich verspäten, erhalten den Namen "Pfingstjungfer" oder "Pfingstbraut".
Der "Pfingstochse" in Marwede im Landkreis Celle in Niedersachsen ist keine Gestalt aus Fleisch und Blut. Er trägt zwar auch Hose und Jacke, Schuhe, Brille und Hut; diese Kleidungsstücke umhüllen jedoch einen Strohkörper, der jedes Jahr neu geschaffen wird. Die Marweder nennen ihren Pfingstochsen auch "Pfingstkarl". Sein Schicksal ist es, am Pfingstsamstagabend aufgeknüpft zu werden und über Pfingstsonntag zu hängen. Manch Unwissender ist bei seinem Anblick schon erschrocken. Am Pfingstmontag wird der Pfingstkarl schließlich verbrannt. Unter großer Anteilnahme wird er dann gelöscht – mit Bier.

Im Rahmen eines Heimatfestes findet jährlich in Korschenbroich bei Neuss ein besonders prachtvoller Pfingstumzug statt. Dabei wird eine alte Tradition gepflegt: das sogenannte Beiern, eine besondere Form des Glockenspiels, die Kraftarbeit und viel Gefühl verlangt. Die Glockenspieler schlagen mit Hilfe von Seilen zentnerschwere Klöppel gegen die ruhig hängenden Kirchenglocken. Die ertönende Melodie verkündet, daß das Pfingstfest gefeiert wird.

In Thüringen gingen früher mit grünen Maien geschmückte Pfingstsänger von Haus zu Haus. Sie sangen Pfingstlieder und baten um Pfingstkuchen und Pfingsteier, ein Brauch, der heute in ähnlicher Weise vorwiegend an Ostern gepflegt wird. In Nordthüringen ist es mancherorts heute noch üblich, sogenannte Pfingstehen einzugehen. Dabei hält der "Pfingstbursche" bei den Eltern der "Pfingstbraut" darum an, das Mädchen an den beiden Feiertagen umherführen zu dürfen. Der  Männerchor in Erfurt veranstaltet jedes Jahr am Pfingstsonntag ein traditionelles Pfingstsingen.


Pfingstgottesdienst, Pfingstgottesdienste, Pfingstlieder

Die Kirche begeht das Pfingstfest mit einem feierlichen Festhochamt an Pfingstsonntag. Die Kirchengemeinde versammelt sich an diesem Tag bewußt in der "Gemeinschaft des Heiligen Geistes", wie es in der Liturgie heißt. Die Lesung ist dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte entnommen, in der Lukas die Herabsendung des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu in ausschmückender Weise erzählt.

In seiner Pfingstpredigt geht der Pfarrer auf die Bedeutung der Geistsendung und das Wirken des Geistes auch in der heutigen Zeit ein. Doch nicht nur die Predigt steht ganz im Zeichen des Pfingstfestes. Gesungen werden an diesem Tag unter anderem spezielle Pfingstlieder oder Heilig-Geist-Lieder. A

uffallend ist, daß kaum ein Pfingstlied oder Pfingstgebet eine Glaubensaussage im engeren Sinn enthält. Meist beschreiben sie das Wirken des Heiligen Geistes in kurzen Sätzen oder durch charakterisierende Beinamen wie z. B. "du Tröster, der die Herzen lenkt", "du Beistand, den der Vater schenkt", "du Lebensbrunn, Licht, Lieb' und Glut", "du, der die Zungen reden macht" usw.

Verbunden sind diese Aussagen häufig mit der Bitte Komm!, wie in den Kirchenliedern: "Komm, Schöpfer Geist...", "Komm, Heil'ger Geist, der Leben schafft...", "Komm, allgewaltig heil'ger Hauch...", "Komm, o Tröster, Heil'ger Gott..." usw.

Gerade Pfingsten ist für manchen Pfarrer oder manche Kirchengemeinde Anlaß, dem Gottesdienst eine besonderes Gesicht zu verleihen. So werden beispielsweise verschiedene Pfingstgottesdienste von modernem Gesang, Gospelgesang und Sakraltänzen umrahmt, oder es werden Texte und Gebete vorgetragen, die die verschiedenen Sinne ansprechen.

Da Pfingsten in die beginnende Sommerzeit fällt, finden auch Sonderveranstaltungen wie Open-Air-Gottesdienste wie z. B. auf dem Römerberg in Frankfurt, Gottesdienste für Camper oder wie auf dem Stuttgarter Flughafen für Reisende statt.


Pfingstkirmes, Pfingstveranstaltungen

In früheren Zeiten wurde das Pfingstfest, vor allem in ländlicheren Gegenden, in größerem Umfang gefeiert als heute. Davon zeugen nicht nur die vielfältigen Bräuche, die größtenteils verlorengegangen sind, sondern auch Jahrmarkts-Veranstaltungen mit Fahrgeschäften, Karussells, Buden und Ständen. Auf eine Pfingstkirmes trifft man aber auch heute noch in manchem Ort.

Bei der Pfingstkirmes in Mosberg-Richweiler im Saarland stehen neben einem Vergnügungspark Musik und Tanz im Vordergrund. Vor der "Beerdigung" der Kirmes am Dienstag nach Pfingsten hält die Straußjugend ihre Kirmesrede.

Im hessischen Waldbrunn-Ellar wird zum Auftakt der Pfingstkirmes ein Pfingstbaum aufgestellt. Höhepunkt des viertägigen Festes ist der Kimesburschenwettkampf am Pfingstsonntag mit Kirmesburschengruppen aus dem Ort und benachbarten Dörfern.

Die Pfingstkirmes in Bergisch-Gladbach, Nordrhein-Westfalen, wartet immer wieder mit einer Fülle von Attraktionen auf. Neben den zahlreichen traditionellen Fahrgeschäften sind immer wieder auch neue dabei. Auch Kirmesgäste, die einen gewissen Kick auf dem Rummelplatz suchen, kommen voll auf ihre Kosten.

Die traditionsreiche Pfingstkirmes im Herzogenrather Stadtteil Kohlscheid, Nordrhein-Westfalen, will Besucher vor allem durch ein attraktives Show-Programm mit Musikgruppen und Tanzgruppen und viel Radau mit Marktschreiern und Fischversteigerung anziehen. Den Abschluß des Spektakels bildet ein großes Feuerwerk.

Das älteste Volksfest in Frankfurt am Main findet im Frankfurter Wald statt. Die Besucherzahlen liegen jährlich bei mehreren Hunderttausend. Die Anfänge dieses Volksfestes zu Pfingsten sollen bis ins 13. oder 14. Jahrhundert zurückreichen, als Knechte und Mägde das Vieh auf die Weide trieben und sich vor der Stadt verköstigten.

Pfingstkirmessen sind aber nicht die einzigen weltlichen Pfingstveranstaltungen. So mancher Sportverein organisiert an Pfingsten ein Pfingstsportfest oder ein Pfingstturnier. Kirchliche und weltliche Vereine und Verbände veranstalten Pfingsttreffen oder spezielle Pfingstjugendtreffen, die häufig unter ein bestimmtes Thema oder Motto gestellt werden.


Pfingstrose

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Eine beliebte Zierpflanze, die nach dem Pfingstfest benannt ist, ist die Pfingstrose. Sie steht jedoch nur aufgrund ihrer Blütezeit und weniger inhaltlich in Bezug zu dem Spätfrühjahrsfest in Zusammenhang.

In Europa, Asien und Nordamerika sind mehr als 30 Arten von Pfingstrosen verbreitet. Rosen sind sie allerdings nicht, sondern Hahnenfußgewächse.

Sie sind ausdauernde Pflanzen mit krautigen oder verholzenden Stengeln ohne Dornen, zusammengesetzten Blättern und großen weißen, gelben, rosafarbenen oder roten Blüten. Wegen ihrer heilenden Wirkung bekam sie ihren griechischen Namen von dem Götterarzt Paeon.

Die bedeutendsten Arten sind die Edelpäonie, die Strauchpfingstrose und die bis zu 60 cm hoch werdende Echte Pfingstrose, zu der unter anderem die Bauernpfingstrose, die Gichtrose und die Klatschrose gehören.


Pfingstbewegung

Pfingstbewegung ist ein zusammenfassender Begriff für eine Anzahl verschiedener religiöser Gruppen.

Sie entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und hat ihre Wurzeln in der amerikanischen Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Allen Gruppen gemeinsam ist der Ausgangspunkt von einer realen Existenz des Geistes. Die höchste Stufe christlichen Lebens sehen sie in einem Geistempfang bzw. einer Geisttaufe verbunden mit Zungenrede, Prophetie und Krankenheilungen.

Die wenigsten Pfingstgemeinschaften verlangen den Austritt aus einer christlichen Kirche.


Pfingsttauben basteln

Pfingsttauben lassen sich auf einfache Weise herstellen.

Man benötigt lediglich eine Schablone oder fertigt selbst eine an. Mit Hilfe der Vorlage läßt sich leicht die Form einer Taube auf Tonpapier oder Laubholz aufmalen und anschließend mit einer Schere bzw. einer Laubsäge ausschneiden.

Flügel können aus einem Stück Seidenpapier gefertigt werden, indem man es wie eine Ziehharmonika faltet und durch einen Schlitz am Körper der Taube schiebt.

Die Pfingsttaube wird schließlich mit Hilfe von bunten Bändern oder Ketten frei aufgehängt.


Pfingstferien, Pfingstausflug

Die früher üblichen Pfingstferien gibt es nur noch in wenigen Bundesländern. Die Arbeitnehmer und Schüler freuen sich aber über den zusätzlichen freien Pfingstmontag, den sie vielleicht für eine kurze Pfingstreise oder einen längeren Pfingsturlaub nutzen.

Bei schönem Wetter macht man gerne einen Pfingstspaziergang, eine Pfingstwanderung oder unternimmt einen Pfingstausflug in die Natur, wie sie in dem bekannten Pfingsthymnus Goethes zum Epos "Reineke Fuchs" beschrieben wird:

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen;
es grünten und blühten Feld und Wald;
auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;
jede Wiese sproßte von Blumen in duftenden Gründen;
festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.


Bauernregeln und Wetterregeln gibt es zu Pfingsten nur wenige.

Ganz bedeutungslos soll das Pfingstwetter für den weiteren Wetterverlauf dennoch nicht sein.

Regnet es am Pfingstsamstag, so soll es auch in den kommenden sieben Wochen regnen.

Bläst der Wind an diesem Tag, so bläst er in den nächsten sechs Wochen aus der gleichen Richtung.


Nur für dich C.Webb4!

;-)

Gruß
Happy End
brudini:

Cool Happy

 
17.05.02 20:39
Habe gerade eine Menge gelernt. Danke!

Gruss
brudini
Schnorrer:

Das mit dem Regen morgen, hättest Du nicht sagen

 
17.05.02 20:41
sollen: ansonsten (wie immer): Danke für die Dinge, die man eigentlich wissen müßte.
C.Webb4:

@HE

 
17.05.02 20:43
DANKE HAPPY END, ICH BIN ERLEUCHTET *g*
Ist aber nicht so, dass ich völlig unbedarft wäre, aber vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Atheisten hier :-))
Mach auch mal Feierabend, und gönn dir ein Gläschen Roten...
Ich werd jetzt auch erst mal Schnecken Checken gehen ;-)


Gruß
C4
Happy End:

schnorrer, das mit dem Regen

 
17.05.02 21:58
gefällt mir auch ganz und gar nicht (Siebenschläfer lässt grüßen *g*)

@Chris: Viel Erfolg ;-)

Gruß
Happy End
Superlativ:

alles easy

 
17.05.02 22:14
regional.t-online.de/regi/vera/ei/CP/ei-eventsuche-start.html

fG
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