Pessimistischere deutsche PrivatanlegerUnion-Umfrage stützt die Theorie von der Kontraindikationra. Die Anleger in Deutschland waren Anfang Mai gegenüber Aktien skeptisch eingestellt. Nur 29% der Befragten zeigten sich zuversichtlich, dass die Aktienbörsen in den kommenden sechs Monaten leicht oder stark steigen werden. 36% rechneten hingegen mit konstant bleibenden und 24% mit leicht oder stark fallenden Aktienmärkten. Im Vorquartal lag die Quote der Optimisten noch bei 43%. Diese Zahlen gehen aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage von Union Investment hervor. Wie in jedem Quartal seit Anfang 2001 interviewte das Forschungsinstitut Forsa im Auftrag der deutschen Fondsgesellschaft 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter zwischen 20 und 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Zuversicht in die Stabilität des EuroMit ihrem Pessimismus trugen die Investoren vermutlich zu dem jüngsten Kursrally bei. Denn gemäss Theorie ist der Optimismus bzw. Pessimismus von Investoren ein Kontraindikator. Dabei wird davon ausgegangen, dass optimistische Anleger ihre Investitionen bereits getätigt haben. Sie kommen damit nicht mehr als Käufer in Frage und können den Aktienmärkten keine entsprechenden Impulse mehr geben. Das Gleiche gilt umgekehrt für die Pessimisten. Die Befragung nahm Forsa vom 2. bis 10. Mai dieses Jahres vor. Kurz zuvor, Mitte April, hatte beim Deutschen Aktienindex (DAX) ein deutlicher Abschwung von 4400 auf 4200 Zähler stattgefunden, was die Laune der Anleger wohl beeinflusst haben dürfte. Das derzeit noch laufende Rally setzte dann Mitte Mai ein und führte den Deutschen Aktienindex von 4250 auf derzeit etwa 4550 Punkte, was die Theorie von der Stimmung als Kontraindikator stützt. Die Zuversicht in die Stabilität des Euro hatte bis Anfang Mai - zu diesem Zeitpunkt standen die Abstimmungen über die EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden noch bevor - von 43% auf 49% zugenommen und damit beinahe wieder den Wert vom 3. Quartal 2004 erreicht. Mit einem steigenden Euro rechneten 26%, während 23% der Befragten eher einen schwächeren Euro erwarteten. Wenig Hoffnung für persönliche FinanzenRelativ ernüchternd ist weiterhin die Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Situation in der grössten Volkswirtschaft Europas. Fast jeder zweite Befragte geht davon aus, dass sich die bereits alles andere als rosige Lage weiter verschlechtern wird. Deutlich abgenommen hat der Anteil der Optimisten: Nach 24% im Vorquartal prognostizierten nun nur noch 15% eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Wenig Euphorie zeigen die Finanzentscheider auch bei der Einschätzung ihrer persönlichen finanziellen Lage. Mit 63% erwarten fast zwei Drittel, dass sich daran im kommenden halben Jahr nichts ändern wird. Lediglich 20% glauben an eine Verbesserung ihrer persönlichen Finanzen. NZZ 10.5.2005 |