Perspektiven für US-Aktien höchst umstritten

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EinsamerSam.:

Perspektiven für US-Aktien höchst umstritten

 
13.12.05 13:37
Perspektiven für US-Aktien höchst umstritten

Wall Street entzweit Experten

Konträr wie selten zuvor diskutieren europäische und amerikanische Aktienstrategen derzeit die Entwicklung der US-Börsen im kommenden Jahr. Während die Europäer dem größten Aktienmarkt der Welt geringe Chancen zubilligen und Anlagen in Europa und in Japan bevorzugen, sind ihre US-Kollegen äußerst optimistisch.

FRANKFURT. „Die Europäer sind aus zwei Gründen skeptisch: Zum einen ist die Euro-Dollar-Entwicklung nach wie vor schwer einzuschätzen. Des weiteren sind die Bewertungen in Europa noch unter denen in den USA“, begründet Tobias Levkovich, oberster Aktienstratege der Citigroup, die unterschiedliche Wahrnehmung.

Nach Meinung von Levkovich spricht die Anlegerpsychologie („Behavioral Finance“) auch für weitere Zugewinne an der Wall Street. Sowohl der Index zum Verbrauchervertrauen von State Street Global Advisers als auch das Citigroup-eigene Panic-Euphoria-Model stünden in der Nähe historischer Tiefs. Der Pessimismus der Anleger liege inzwischen trotz zuletzt gestiegener Kurse in der Nähe des Börsencrashs von 1987. Dies spreche für einen Anstieg: „Mit 80 Prozent historischer Wahrscheinlichkeit haben die Märkte in den anschließenden drei bis sechs Monaten spürbar zugelegt“, sagt er.

Den marktbreiten Index S&P 500, der stets als Indikator für die Entwicklung der Wall Street herangezogen wird, sieht Levkovich im kommenden Jahr bis auf 1 400 Punkte steigen. „Und das ist noch konservativ“, sagt er. Aktuell notiert der Index bei rund 1 260 Punkten. Auch Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs hat 1 400 Punkten als Ziel ausgegeben.

Als gemeinsames Argument für ihre Zuversicht nennen die Analysten die günstige Bewertung von US-Aktien, die rund 25 Prozent unterhalb des historischen Durchschnitts liegt. Besonders auffällig ist dieser Trend bei den so genannten Mega-Caps, den 25 größten Werten im S&P 500. Werte wie AIG, Amgen, Cisco oder Dell sind so niedrig bewertet wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Teun Draaisma von Morgan Stanley zieht deshalb und wegen der Aussicht auf schwächeres Wachstum in Europa US-Aktien sogar europäischen vor.

Nach Meinung von Levkovich ist der Aufwärtstrend in den USA durch zuletzt stark gestiegenen Gewinnmargen der S&P-500-Unternehmen gut unterfüttert. Bei knapp 7,5 Prozent liegt derzeit die Marge und damit höher als zu Zeiten des Börsenbooms im Jahr 2000. Selbst ein leichter Rückgang der Margen wäre nach Ansicht von Cohen nicht dramatisch. „Die Aktienkurse können auch bei schwächerem Gewinnwachstum und moderatem Zinsanstieg steigen, sofern die Anleger davon überzeugt sind, dass die wirtschaftliche Expansion anhält“, sagt sie.

Am positiven Konjunkturzyklus in den USA zweifeln auch europäische Strategen nicht. „Die Bewertung ist allerdings nicht unbedingt attraktiv und weniger günstig als bei europäischen Blue Chips, so dass sich voraussichtlich nur ein Teil des Gewinnwachstums in Kurssteigerungen niederschlagen wird“, sagt Stefan Klomfass von Helaba Trust. Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das kommende Jahr im S&P 500 bei 14,7 liegt, sind es im Deutschen Aktienindex nur 12,4. Im französischen Auswahlindex CAC 40 liegt das KGV bei 11,9, im britischen FTSE-100 bei 12,3.

„In der Summe bleibt Europa das tauglichere Investmentthema“, sagt Martin Gilles von der WestLB. Hier werde man sich 2006 erneut von der Kursentwicklung in den USA abkoppeln. Während in Europa die bedeutendsten Märkte seit Jahresbeginn über 20 Prozent zulegten, brachte es der S&P 500 auf lediglich vier Prozent. Lediglich vorsichtigen Optimismus zeigt auch die Deutsche Bank in ihren Prognosen zu den US-Märkten. Ein Plus von drei bis acht Prozent trauen ihnen Benjamin A. Pace III und Lawrence V. Adam zu. „Der Bullenmarkt ist noch nicht zu Ende“, schreiben sie in ihrem Ausblick. Seit 1945 hielten Bullenmärkten in den USA im Schnitt 44 Monate an und kamen dabei auf ein durchschnittliches Plus von 90 Prozent. Der aktuelle Bullenmarkt hat Anlegern bisher in 39 Monaten ein Plus von 65 Prozent eingebracht.

Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 13. Dezember 2005, 07:00 Uhr

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