Je mehr Erfahrung man hat, umso besser der Erfolg an der Boerse. So lautet eine Alltagsweisheit ueber die Boerse, die ich nie so recht verstanden habe. Denn lernen im klassischen Sinne kann man eigentlich immer nur etwas, was nach relativ feststehenden Regeln funktioniert. Eine Sprache zum Beispiel kann man sprechen lernen oder auch nicht. Das Fussballspielen kann man beherrschen. Ob man rechnen kann oder nicht, ist ebenfalls nachpruefbar. Doch an der Boerse geht das alles nicht.
Und dennoch ist der obige Satz mit der Erfahrung sicherlich nicht falsch. Es ist nur so, dass die Lerninhalte im Bereich von Boerse und Wirtschaft voellig anders aussehen als in den meisten anderen Bereichen, mit denen wir es gemeinhin zu tun haben. „Bilden Sie sich nur nicht ein, dass sie hier so etwas wie ein „positives Wissen“ erwerben koennen!“ hat mein akademischer Lehrer Hajo Riese bereits den Studenten des Grundstudiums eingetrichtert. Denn er wusste nur zu gut, dass alles Wissen im Bereich des Zusammenwirkens menschlicher Handlungen stets negatives Wissen ist. Wir koennen durchaus wissen, was nicht richtig ist und folglich auch nicht funktionieren wird. Doch viel weiter koennen wir serioeserweise nicht gehen.
Aus diesem Grunde schaue ich stets so gerne in die Vergangenheit. Nicht unbedingt in Hinsicht auf die Zeitgeschichte oder die Geschichte der Aktienmaerkte, sondern hinsichtlich meiner eigenen Handlungen. Was habe ich selbst gemacht und was ist daraus geworden? Und so stellte sich mir gerade in den letzten Tagen aus naheliegendem Anlass die Frage, wie ich mich eigentlich 1991, dem Jahr des ersten Irak-Krieges in finanzieller Hinsicht verhalten habe. Denn zufaelligerweise habe ich damals gerade in diesem Jahr ein bisschen Geld bekommen, welches meine total leere Kasse zumindest etwas wieder gefuellt hat. Und da ich so gerne zurueck schaue, habe ich natuerlich keine Unterlagen weggeschmissen, weshalb ich bei meiner Suche in alten Ordner und verstaubten Mappen auch durchaus fuendig geworden. Nicht nur ueber das Jahr 1991, sondern zurueckreichend bis 1974!
Dazu habe ich mir einmal die Dax-Performance der einzelnen Jahre herausgesucht, sowie versucht, jeweils meine eigene Performance nebst Aktienanteil auszurechnen. Vielleicht ist es auch fuer Sie interessant, einmal einen Blick darauf zu werfen. Denn die Quintessenz, die ich daraus ziehen werde, ist sicherlich an Deutlichkeit nicht zu uebertreffen:
Jahr Dax Meine Performance Aktienanteil(Jahresende)
1974 89%
1975 39% 28% 78%
1976 -4% 17% 90%
1977 11% 1% 92%
1978 7% -2% 92%
1979 -9% -12% 87%
1980 2% -1% 84%
1981 3% -4% 79%
1982 18% 5% 71%
1983 43% 19% 20%
1984 14% -4% 39%
1985 85% ? 47%
1986 5% ? 51%
1987 -38% -29% 34%
1988 33% 9% 0%
1989 35% 9% 0%
1990 -22% 9% 0%
1991 13% ? 15%
1992 -2% -5% 46%
1993 46% 28% 54%
1994 -8% -10% 73%
1995 7% 7% 70%
1996 28% 9% 4%
1997 47% 25% 80%
1998 18% 65% 75%
1999 39% 41% 60%
2000 -8% -5% 41%
2001 -20% -11% 15%
2002 -43% -5% 32%
So weit, so schlecht. Aber auch: So weit, so gut. Denn anscheinend, und das ist die Selbsterkenntnis, die ich aus diesen Zahlen ziehe, laeuft die Geschichte mit dem Geldanlegen niemals optimal. Der groesste Fehler, den man machen kann, ist daher aus meiner Sicht auch, sich staendig an Optimalzustaenden zu orientieren. Man kommt niemals zu den niedrigsten Kursen hinein und niemals zu den hoechsten heraus. Alles ist immer voellig unperfekt. Es ist ebenso eine Illusion zu glauben, man koennte ausschliesslich mit Cash in die Baisse und nur mit Aktien in die Hausse gehen. Das alles sind Geschichten aus einer Welt, die es nicht gibt. Die Realitaet ist hier viel brutaler.
Was man jedoch auch vermeiden sollte, ist, sich wie ein aufgescheuchtes Huhn zu verhalten. Ich denke bei mir nur an den Schock des Jahres 1987, der mich schliesslich dazu gebracht hat, fuer drei Jahr fast voellig Abstinenz vom Aktienmarkt zu ueben. Oder der Rueckschlag des Jahres 1994, der dazu gefuehrt hat, dass ich nach den schmalen Erfolgen des Jahres 1995 alles sofort mitgenommen und die grosse Rallye 1996 fast ohne Papiere erlebt habe. Das war eine schlimme Zeit. Ich erinnere mich nur zu gut daran. Gluecklicherweise habe ich dann doch noch die Kurve gekriegt. Und vielleicht ist ab 1996 dann auch ein gewisser Lerneffekt zu beobachten, denn ploetzlich bin ich nicht mehr wie ein Irrer entweder fast vollstaendig zu 100 Prozent investiert oder voellig ohne Aktien. Sondern ich versuche es graduell zu machen. Mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Hauptsache, man ueberlebt! Und mit ueber 70 Prozent Aktien in die Hausse und ueber 70 Prozent Cash in die Baisse zu fahren, ist zwar voellig unperfekt, und es treibt mich fast zum Wahnsinn, wider besseres Wissen in den letzten drei Jahren so viel verloren zu haben, andererseits ist das aber angesichts der grossen Baisse dennoch irgendwie gar nicht so schlecht, finde ich. Mittlerweile bin ich uebrigens wieder bei 40 Prozent Aktienanteil.
(Quelle: Doersam-Briefe)
SO long,
Calexa
www.investorweb.de
Und dennoch ist der obige Satz mit der Erfahrung sicherlich nicht falsch. Es ist nur so, dass die Lerninhalte im Bereich von Boerse und Wirtschaft voellig anders aussehen als in den meisten anderen Bereichen, mit denen wir es gemeinhin zu tun haben. „Bilden Sie sich nur nicht ein, dass sie hier so etwas wie ein „positives Wissen“ erwerben koennen!“ hat mein akademischer Lehrer Hajo Riese bereits den Studenten des Grundstudiums eingetrichtert. Denn er wusste nur zu gut, dass alles Wissen im Bereich des Zusammenwirkens menschlicher Handlungen stets negatives Wissen ist. Wir koennen durchaus wissen, was nicht richtig ist und folglich auch nicht funktionieren wird. Doch viel weiter koennen wir serioeserweise nicht gehen.
Aus diesem Grunde schaue ich stets so gerne in die Vergangenheit. Nicht unbedingt in Hinsicht auf die Zeitgeschichte oder die Geschichte der Aktienmaerkte, sondern hinsichtlich meiner eigenen Handlungen. Was habe ich selbst gemacht und was ist daraus geworden? Und so stellte sich mir gerade in den letzten Tagen aus naheliegendem Anlass die Frage, wie ich mich eigentlich 1991, dem Jahr des ersten Irak-Krieges in finanzieller Hinsicht verhalten habe. Denn zufaelligerweise habe ich damals gerade in diesem Jahr ein bisschen Geld bekommen, welches meine total leere Kasse zumindest etwas wieder gefuellt hat. Und da ich so gerne zurueck schaue, habe ich natuerlich keine Unterlagen weggeschmissen, weshalb ich bei meiner Suche in alten Ordner und verstaubten Mappen auch durchaus fuendig geworden. Nicht nur ueber das Jahr 1991, sondern zurueckreichend bis 1974!
Dazu habe ich mir einmal die Dax-Performance der einzelnen Jahre herausgesucht, sowie versucht, jeweils meine eigene Performance nebst Aktienanteil auszurechnen. Vielleicht ist es auch fuer Sie interessant, einmal einen Blick darauf zu werfen. Denn die Quintessenz, die ich daraus ziehen werde, ist sicherlich an Deutlichkeit nicht zu uebertreffen:
Jahr Dax Meine Performance Aktienanteil(Jahresende)
1974 89%
1975 39% 28% 78%
1976 -4% 17% 90%
1977 11% 1% 92%
1978 7% -2% 92%
1979 -9% -12% 87%
1980 2% -1% 84%
1981 3% -4% 79%
1982 18% 5% 71%
1983 43% 19% 20%
1984 14% -4% 39%
1985 85% ? 47%
1986 5% ? 51%
1987 -38% -29% 34%
1988 33% 9% 0%
1989 35% 9% 0%
1990 -22% 9% 0%
1991 13% ? 15%
1992 -2% -5% 46%
1993 46% 28% 54%
1994 -8% -10% 73%
1995 7% 7% 70%
1996 28% 9% 4%
1997 47% 25% 80%
1998 18% 65% 75%
1999 39% 41% 60%
2000 -8% -5% 41%
2001 -20% -11% 15%
2002 -43% -5% 32%
So weit, so schlecht. Aber auch: So weit, so gut. Denn anscheinend, und das ist die Selbsterkenntnis, die ich aus diesen Zahlen ziehe, laeuft die Geschichte mit dem Geldanlegen niemals optimal. Der groesste Fehler, den man machen kann, ist daher aus meiner Sicht auch, sich staendig an Optimalzustaenden zu orientieren. Man kommt niemals zu den niedrigsten Kursen hinein und niemals zu den hoechsten heraus. Alles ist immer voellig unperfekt. Es ist ebenso eine Illusion zu glauben, man koennte ausschliesslich mit Cash in die Baisse und nur mit Aktien in die Hausse gehen. Das alles sind Geschichten aus einer Welt, die es nicht gibt. Die Realitaet ist hier viel brutaler.
Was man jedoch auch vermeiden sollte, ist, sich wie ein aufgescheuchtes Huhn zu verhalten. Ich denke bei mir nur an den Schock des Jahres 1987, der mich schliesslich dazu gebracht hat, fuer drei Jahr fast voellig Abstinenz vom Aktienmarkt zu ueben. Oder der Rueckschlag des Jahres 1994, der dazu gefuehrt hat, dass ich nach den schmalen Erfolgen des Jahres 1995 alles sofort mitgenommen und die grosse Rallye 1996 fast ohne Papiere erlebt habe. Das war eine schlimme Zeit. Ich erinnere mich nur zu gut daran. Gluecklicherweise habe ich dann doch noch die Kurve gekriegt. Und vielleicht ist ab 1996 dann auch ein gewisser Lerneffekt zu beobachten, denn ploetzlich bin ich nicht mehr wie ein Irrer entweder fast vollstaendig zu 100 Prozent investiert oder voellig ohne Aktien. Sondern ich versuche es graduell zu machen. Mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Hauptsache, man ueberlebt! Und mit ueber 70 Prozent Aktien in die Hausse und ueber 70 Prozent Cash in die Baisse zu fahren, ist zwar voellig unperfekt, und es treibt mich fast zum Wahnsinn, wider besseres Wissen in den letzten drei Jahren so viel verloren zu haben, andererseits ist das aber angesichts der grossen Baisse dennoch irgendwie gar nicht so schlecht, finde ich. Mittlerweile bin ich uebrigens wieder bei 40 Prozent Aktienanteil.
(Quelle: Doersam-Briefe)
SO long,
Calexa
www.investorweb.de