Oracle erhält mehr als 60 Prozent der PeopleSoft-Aktien angeboten
Redwood Shores (dpa) - Der amerikanische Unternehmenssoftware-Konzern Oracle hat 228,7 Millionen PeopleSoft-Aktien oder mehr als 60 Prozent der Anteile des US-Konkurrenten bei seinem Übernahmeangebot von 9,2 Milliarden Dollar (7,1 Mrd Euro) angeboten bekommen.
Dies hat Oracle am Samstag bekannt gegeben. Damit hat das Unternehmen in seinem seit 17 Monaten andauernden Kampf zur Übernahme eine wichtige Hürde genommen. SAP ist im Unternehmenssoftware-Bereich die weltweite Nummer eins, gefolgt von PeopleSoft. Oracle liegt auf Platz drei und will mit dem Kauf von PeopleSoft konkurrenzfähiger gegen SAP, Microsoft und andere Konkurrenten werden.
«Die PeopleSoft-Aktionäre haben gesprochen und haben sich überwältigend entschieden, ihre Aktien zu 24 Dollar je Anteil zu verkaufen», erklärte Oracle-Chef Larry Ellison. «Wir sind bereit, schon an diesem Wochenende ein definitives Fusionsabkommen abzuschließen», betonte er.
Oracle hatte zuletzt nach mehrfachen Änderungen 24 Dollar je PeopleSoft-Aktie geboten und dies als «beste und letzte Offerte» bezeichnet. Das Unternehmen forderte den PeopleSoft-Verwaltungsrat auf, sich mit ihm zu treffen, um ein endgültiges Abkommen vor Marktbeginn am Montag abzuschließen.
Oracle verlangte auch die Beseitigung der so genannten «Giftpille», sprich von PeopleSoft-Maßnahmen zu einer Verhinderung einer feindlichen Übernahme. Oracle hat jetzt sein Übernahmeangebot bis 31. Dezember verlängert. Mit Hilfe der «Giftpille» kann PeopleSoft Übernahmeversuche enorm verteuern.
Es sei an der Zeit, zum Vorteil der PeopleSoft-Aktionäre, -Kunden und -Mitarbeiter einen Schlussstrich zu ziehen, erklärte Jeff Henley, der Leiter des Oracle-Veraltungsrates. Oracle sei bereit, den Kauf aller ausstehenden PeopleSoft-Aktien zu vollziehen, sobald die restlichen Konditionen erfüllt seien. Dies stehe im Ermessen des PeopleSoft-Verwaltungsrates. Die Beseitigung der «Giftpille» war eine der Konditionen, die Oracle gestellt hatte.
In einem Schreiben an den PeopleSoft-Verwaltungsrat bezeichneten Ellison und Henley die Offerte von 24 Dollar als «voll bewertet» und «fair». Sie stelle ein erhebliches Aufgeld dar und sei jetzt von der Mehrheit der Aktionäre unterstützt worden.
Das zusammengeschlossene Unternehmen habe eine größere Kundenbasis, Markenreichweite und die notwendige Größe in mehr Branchen. Am wichtigsten sei aber, dass die zusammengeschlossene Gesellschaft gegenüber SAP, Microsoft und einer Welle neuer Konkurrenten wettbewerbsfähiger sei.
PeopleSoft hat sich bisher noch nicht geäußert. Das Unternehmen hatte zuvor sämtliche Oracle-Angebote als zu niedrig abgelehnt. Oracle hatte zeitweise sogar 26 Dollar je PeopleSoft-Aktie geboten, ehe dieses Angebot zurückgeschraubt worden war.
Am Mittwoch steht in einem Gericht in Delaware ein Termin für die Beseitigung der «Giftpille» an. Oracle versucht, PeopleSoft gerichtlich dazu zu zwingen. Es könnte nach Ansicht von Marktkennern auf der nächsten PeopleSoft-Hauptversammlung im Frühjahr 2005 auch zu einer Abstimmungsschlacht kommen, falls sich die Kontrahenten nicht vorher gütlich über den Aufkauf von PeopleSoft durch Oracle einigen.
20.11.2004 - aktualisiert: 20.11.2004, 10:20 Uhr