Olympia 2008
Die Spiele finden in Peking
statt
Die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees
haben entschieden. Chinas Hauptstadt ist der
Austragungsort der Sommerspiele 2008.
Moskau - Peking setzte sich bei der
112. IOC-Vollversammlung am
Freitagnachmittag im Moskauer World
Trade Center gegen seine Mitbewerber
Istanbul, Osaka, Toronto und Paris
durch. Die Entscheidung fiel bereits im
zweiten Wahlgang, als Peking 56 von
105 Stimmen erhielt und damit die
erforderliche absolute Mehrheit
erreichte. Für Toronto votierten 22
IOC-Mitglieder. Paris erhielt 18 Stimmen, Istanbul neun. Osaka war
mit lediglich sechs Stimmen bereits im ersten Wahlgang
ausgeschieden.
Im ersten Wahlgang hatte Peking 44 Stimmen erreicht. Dahinter
lagen Toronto (20), Istanbul (17), Paris (15) und Osaka (6). 102
IOC-Mitglieder hatten im ersten Wahlgang abgestimmt. Im zweiten
Durchgang waren es 105 Voten, weil die im ersten Wahlgang nicht
stimmberechtigten japanischen IOC-Mitglieder nach dem
Ausscheiden Osakas wieder mitstimmen durften. IOC-Präsident
Juan Antonio Samaranch beteiligte sich nicht an der Wahl.
Peking war 1993 Sydney unterlegen
Peking, das 1993 bei der Vergabe der Sommerspiele 2000 mit zwei
Stimmen gegen Sydney verloren hatte, ist die erste chinesische
Stadt, die Olympische Spiele ausrichtet. Es hatte jedoch bereits
zweimal Olympische Sommerspiele in Asien gegeben: 1964 in Tokio
und 1988 in Seoul. Die XXIX. Olympischen Sommerspiele werden
vom 15. Juli bis zum 1. August 2008 in Peking stattfinden.
Peking war trotz der Kritik an der chinesischen
Menschenrechtspolitik als Favorit ins Rennen mit seinen härtesten
Konkurrenten Paris und Toronto gegangen. Osaka und Istanbul
hatten wegen ihrer schlechten Beurteilung durch die
Prüfungskommission von vornherein als krasse Außenseiter
gegolten.
Kritik an Menschenrechtsverletzungen
Nach der Entscheidung für Peking hat Amnesty International (ai)
eine "deutliche Verbesserung der Menschenrechtssituation" in
China angemahnt. "Wir sehen eine eklatante Diskrepanz zwischen
den Idealen der Olympischen Charta und der
Menschenrechtssituation", hieß es in einer schriftlichen Erklärung.
Laut Amnesty wurden im letzten Vierteljahr 1781 Menschen in
China hingerichtet, mehr als im gesamten Rest der Welt in den
letzten drei Jahren. Dabei seien ausgerechnet Sportstadien genutzt
worden, um die Verurteilten vor der Hinrichtung öffentlich
vorzuführen.
Für das deutsche IOC-Mitglied Walther Tröger war die Wahl ein
"politisches Votum". Es sei das erwartete Ergebnis gewesen. "Aber
das es so schnell gegangen ist, das unter drei starken Kandidaten
bereits im zweiten Durchgang Peking gewonnen hat, war
überraschend." Trögers Kollege Roland Baar war mit dem Votum
zugunsten Pekings nicht einverstanden: "Ich hätte mir ein anderes
Ergebnis gewünscht."
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