Warum diese Krise eine Zäsur ist
Die angloamerikanische Blaupause des Markts verliert an Dominanz. Das kann der Beginn von etwas Besserem sein. Ein Gastbeitrag von Finanzminister Peer Steinbrück
Der zweite Problemkreis ist die Frage nach den globalen Ungleichgewichten. Ein globales Ungleichgewicht resultiert aus dem enormen Kapitalimportbedarf der Vereinigten Staaten. Um ihre Defizite zu finanzieren – die privaten, die Leistungsbilanzdefizite, die staatlichen Defizite –, müssen die USA jährlich etwa zwei Drittel der weltweiten Sparleistungen attrahieren! Das, was die USA an Defiziten zu beklagen haben, haben die Chinesen als Überschüsse. Daran haben sie ein verständliches Interesse und halten ihre Währung im Sinne der Exportförderung schwach. Das heißt, ein weiteres Ungleichgewicht wird dadurch ausgelöst, dass es keine Wechselkursflexibilität des Yuan gibt.
Weitere Ungleichgewichte sind nicht einfach dadurch zu beschreiben, indem wir mit dem Finger auf andere zeigen, sondern auf uns selbst. Die Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland ihren Wohlstand durch eine ungeheure Exportaktivität erwirtschaftet, führt bei anderen zu entsprechenden Leistungsbilanzdefiziten. Der Exportweltmeister exportiert damit auch gleichzeitig Probleme.
Der dritte Punkt, auf den ich aufmerksam machen möchte, ist die Frage der Stabilität der sozialen Sicherungssysteme. Bisher haben wir es mit der doppelten Krise der Finanz- und Realwirtschaft zu tun, plus der Strukturkrise einer Leitbranche, der Automobilindustrie. In der Tat könnte eine massiv ansteigende Arbeitslosigkeit und eine mittelfristig überdurchschnittliche Inflation in der Folge der Rezession und ihrer kreditfinanzierten Bekämpfung – deutlich oberhalb des Maastricht-Wertes von 2 Prozent – zusammen mit der nach wie vor unterschätzten Problematik der Demografie in Deutschland die finanziellen Fundamente dieses Sozialstaates erheblich belasten.
Das vierte Problem zeigt sich in dem Phänomen, dass von der Krise inzwischen souveräne Staaten betroffen sind. Die Betroffenheit von Schwellen- und Entwicklungsländern spielt nicht nur in ökonomischer Hinsicht eine Rolle. Sondern wir haben uns die Gefahr zu vergegenwärtigen, dass die erfolgreichen Anstrengungen vieler Entwicklungs- und vieler Schwellenländer in den letzten zehn Jahren, sich politisch und auch sozial zu stabilisieren, durch diese ökonomischen Einbrüche zunichte gemacht werden könnten. Und wir haben es innerhalb Europas mit einer disparaten Entwicklung, unter anderem der Wettbewerbsfähigkeit zu tun, die wir nicht ignorieren können.
www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/...schaftskrise;art141,2782562
Je mehr ich von Peer lese/höre frag ich mich warum ist er noch auf dem Ministersessel, als Redner und Uni-Prof. hätte er mehr Zustimmung und würde auch mehr verdienen.
Die angloamerikanische Blaupause des Markts verliert an Dominanz. Das kann der Beginn von etwas Besserem sein. Ein Gastbeitrag von Finanzminister Peer Steinbrück
Der zweite Problemkreis ist die Frage nach den globalen Ungleichgewichten. Ein globales Ungleichgewicht resultiert aus dem enormen Kapitalimportbedarf der Vereinigten Staaten. Um ihre Defizite zu finanzieren – die privaten, die Leistungsbilanzdefizite, die staatlichen Defizite –, müssen die USA jährlich etwa zwei Drittel der weltweiten Sparleistungen attrahieren! Das, was die USA an Defiziten zu beklagen haben, haben die Chinesen als Überschüsse. Daran haben sie ein verständliches Interesse und halten ihre Währung im Sinne der Exportförderung schwach. Das heißt, ein weiteres Ungleichgewicht wird dadurch ausgelöst, dass es keine Wechselkursflexibilität des Yuan gibt.
Weitere Ungleichgewichte sind nicht einfach dadurch zu beschreiben, indem wir mit dem Finger auf andere zeigen, sondern auf uns selbst. Die Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland ihren Wohlstand durch eine ungeheure Exportaktivität erwirtschaftet, führt bei anderen zu entsprechenden Leistungsbilanzdefiziten. Der Exportweltmeister exportiert damit auch gleichzeitig Probleme.
Der dritte Punkt, auf den ich aufmerksam machen möchte, ist die Frage der Stabilität der sozialen Sicherungssysteme. Bisher haben wir es mit der doppelten Krise der Finanz- und Realwirtschaft zu tun, plus der Strukturkrise einer Leitbranche, der Automobilindustrie. In der Tat könnte eine massiv ansteigende Arbeitslosigkeit und eine mittelfristig überdurchschnittliche Inflation in der Folge der Rezession und ihrer kreditfinanzierten Bekämpfung – deutlich oberhalb des Maastricht-Wertes von 2 Prozent – zusammen mit der nach wie vor unterschätzten Problematik der Demografie in Deutschland die finanziellen Fundamente dieses Sozialstaates erheblich belasten.
Das vierte Problem zeigt sich in dem Phänomen, dass von der Krise inzwischen souveräne Staaten betroffen sind. Die Betroffenheit von Schwellen- und Entwicklungsländern spielt nicht nur in ökonomischer Hinsicht eine Rolle. Sondern wir haben uns die Gefahr zu vergegenwärtigen, dass die erfolgreichen Anstrengungen vieler Entwicklungs- und vieler Schwellenländer in den letzten zehn Jahren, sich politisch und auch sozial zu stabilisieren, durch diese ökonomischen Einbrüche zunichte gemacht werden könnten. Und wir haben es innerhalb Europas mit einer disparaten Entwicklung, unter anderem der Wettbewerbsfähigkeit zu tun, die wir nicht ignorieren können.
www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/...schaftskrise;art141,2782562
Je mehr ich von Peer lese/höre frag ich mich warum ist er noch auf dem Ministersessel, als Redner und Uni-Prof. hätte er mehr Zustimmung und würde auch mehr verdienen.