Der Terror zeigt Wirkung
www.faz.de/IN/INtemplates/faznet/inc/in/...3AD2}&mode=picture" style="max-width:560px" > Verdächtige Briefumschläge werden aus der Poststelle einer australischen Zeitung entfernt (Foto AP)
WASHINGTON, 15. Oktober. "Ich bin ja von Natur aus kein ängstlicher Typ. Doch wer kann noch ruhigen Gewissens
Briefe mit unbekanntem Absender öffnen?", fragt Steven Eckert. Der Investmentbanker aus Washington findet jeden Tag
bis zu 30 Umschläge in seinem Firmenpostfach. "Das sind größtenteils Rechnungen, Depotauszüge und Anfragen von Kunden. Doch wenn das Kuvert etwas dicker ist und ich nicht weiß, von wem es kommt, dann landet es entweder auf dem Müll oder ich rufe die Polizei." Er habe keinen Verfolgungswahn, beteuert der 36 Jahre alte Geschäftsmann. Die meisten seiner Kollegen reagierten genauso, seitdem sich in den USA die Meldungen über Milzbranderkrankungen häuften.
Am Freitag wurde das Eckerts Bank benachbarte Gebäude der International Finance Corporation evakuiert. Auf dem Bürgersteig vor dem Eingang zur Zentrale der Entwicklungshilfeorganisation hatte ein Mitarbeiter eine weiße, pudrige Substanz entdeckt. Backpulver, wie sich später herausstellte, mit dem ein Washingtoner Sportklub tags zuvor die Strecke für einen Straßenlauf markiert hatte.
Der Fall zeigt, welche Paranoia die Amerikaner inzwischen erfasst hat. Bilder wie aus Boca Raton, Florida, wo die Firmenzentrale des Verlagsunternehmens American Media AMI vor zwei Wochen abgeriegelt wurde und verängstigte Mitarbeiter ängstlich auf der Straße standen, wiederholen sich im ganzen Land. Fast ausnahmslos handelte es sich um Fehlalarm.
Doch gab es am Montag auch einen ersten Milzbrand-Anschlag auf die politische Führung in Washington. In einem Brief an den Mehrheitsführer des amerikanischen Senats, Thomas Daschle, wurden nach Angaben von US-Präsident George W. Bush Erreger der gefährlichen Krankheit entdeckt. Und die Bundespolizei FBI fand eine erste mögliche Verbindung zwischen den Milzbrandfällen in Florida und den Terroranschlägen vom 11. September. Vier Anthrax-Fälle hat das FBI bislang bestätigt, mehr als ein Dutzend Menschen hatte Kontakt mit den Erregern. Dass die Anthrax-Fälle nicht regional konzentriert sind, sondern sich auf drei weit auseinander liegende Bundesstaaten verteilen, bestätigt die Furcht vieler Amerikaner, es könnte auch sie treffen. Gleichgültig, ob sie in Florida, New York oder Nevada leben, wo Spuren des Bazillus festgestellt wurden. "In Virginia, Maryland oder bei uns in Washington könnte es genauso passieren", sagt Steve Eckert. "Ich habe zwei kleine Kinder. Warum sollte ich unnötige Risiken eingehen?"
Weiße Pülverchen allerorten
Auch Poststellen betroffen
Nach den jüngsten Milzbrandfällen in den Vereinigten Staaten sorgten gestern Funde von weißem Pulver allerorten für Aufregung. In der Poststelle des Berliner Kanzleramts rieselte weißes Pulver undefinierbarer Herkunft aus einem Brief und führte zur vorübergehenden Schließung der Poststelle. Das Testergebnis des Pulvers lag bis Redaktionsschluß noch nicht vor.
Bundesweit gab es gestern in Verteilzentren und Postfilialen mindestens fünf Fälle, in denen verdächtige Briefe gefunden und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden. Bisher konnte noch kein Verdacht bestätigt werden. In Troisdorf-Spich bei Bonn war ein Brief mit dem Aufdruck "Der Dschihad hat begonnen" aufgetaucht und hatte die vorübergehende Sperrung des Briefzentrums veranlasst.
Ein Terminal des Flughafens Wien-Schwechat war am Sonntag nach dem Fund von weißem Pulver an einem Zeitungsständer vorübergehend evakuiert worden. In einem Passagierflugzeug im brasilianischen Rio de Janeiro, in Wahlbriefen in Argentinien und im US-Konsulat in Melbourne wurden gleichfalls verdächtige Substanzen gefunden. Die bisher bekannt gewordenen Testergebnisse dazu waren jedoch alle negativ.
AP, AFP, taz www.taz.de/pt/2001/10/16/a0092.nf/text
www.faz.de/IN/INtemplates/faznet/inc/in/...3AD2}&mode=picture" style="max-width:560px" > Verdächtige Briefumschläge werden aus der Poststelle einer australischen Zeitung entfernt (Foto AP)
WASHINGTON, 15. Oktober. "Ich bin ja von Natur aus kein ängstlicher Typ. Doch wer kann noch ruhigen Gewissens
Briefe mit unbekanntem Absender öffnen?", fragt Steven Eckert. Der Investmentbanker aus Washington findet jeden Tag
bis zu 30 Umschläge in seinem Firmenpostfach. "Das sind größtenteils Rechnungen, Depotauszüge und Anfragen von Kunden. Doch wenn das Kuvert etwas dicker ist und ich nicht weiß, von wem es kommt, dann landet es entweder auf dem Müll oder ich rufe die Polizei." Er habe keinen Verfolgungswahn, beteuert der 36 Jahre alte Geschäftsmann. Die meisten seiner Kollegen reagierten genauso, seitdem sich in den USA die Meldungen über Milzbranderkrankungen häuften.
Am Freitag wurde das Eckerts Bank benachbarte Gebäude der International Finance Corporation evakuiert. Auf dem Bürgersteig vor dem Eingang zur Zentrale der Entwicklungshilfeorganisation hatte ein Mitarbeiter eine weiße, pudrige Substanz entdeckt. Backpulver, wie sich später herausstellte, mit dem ein Washingtoner Sportklub tags zuvor die Strecke für einen Straßenlauf markiert hatte.
Der Fall zeigt, welche Paranoia die Amerikaner inzwischen erfasst hat. Bilder wie aus Boca Raton, Florida, wo die Firmenzentrale des Verlagsunternehmens American Media AMI vor zwei Wochen abgeriegelt wurde und verängstigte Mitarbeiter ängstlich auf der Straße standen, wiederholen sich im ganzen Land. Fast ausnahmslos handelte es sich um Fehlalarm.
Doch gab es am Montag auch einen ersten Milzbrand-Anschlag auf die politische Führung in Washington. In einem Brief an den Mehrheitsführer des amerikanischen Senats, Thomas Daschle, wurden nach Angaben von US-Präsident George W. Bush Erreger der gefährlichen Krankheit entdeckt. Und die Bundespolizei FBI fand eine erste mögliche Verbindung zwischen den Milzbrandfällen in Florida und den Terroranschlägen vom 11. September. Vier Anthrax-Fälle hat das FBI bislang bestätigt, mehr als ein Dutzend Menschen hatte Kontakt mit den Erregern. Dass die Anthrax-Fälle nicht regional konzentriert sind, sondern sich auf drei weit auseinander liegende Bundesstaaten verteilen, bestätigt die Furcht vieler Amerikaner, es könnte auch sie treffen. Gleichgültig, ob sie in Florida, New York oder Nevada leben, wo Spuren des Bazillus festgestellt wurden. "In Virginia, Maryland oder bei uns in Washington könnte es genauso passieren", sagt Steve Eckert. "Ich habe zwei kleine Kinder. Warum sollte ich unnötige Risiken eingehen?"
Weiße Pülverchen allerorten
Auch Poststellen betroffen
Nach den jüngsten Milzbrandfällen in den Vereinigten Staaten sorgten gestern Funde von weißem Pulver allerorten für Aufregung. In der Poststelle des Berliner Kanzleramts rieselte weißes Pulver undefinierbarer Herkunft aus einem Brief und führte zur vorübergehenden Schließung der Poststelle. Das Testergebnis des Pulvers lag bis Redaktionsschluß noch nicht vor.
Bundesweit gab es gestern in Verteilzentren und Postfilialen mindestens fünf Fälle, in denen verdächtige Briefe gefunden und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden. Bisher konnte noch kein Verdacht bestätigt werden. In Troisdorf-Spich bei Bonn war ein Brief mit dem Aufdruck "Der Dschihad hat begonnen" aufgetaucht und hatte die vorübergehende Sperrung des Briefzentrums veranlasst.
Ein Terminal des Flughafens Wien-Schwechat war am Sonntag nach dem Fund von weißem Pulver an einem Zeitungsständer vorübergehend evakuiert worden. In einem Passagierflugzeug im brasilianischen Rio de Janeiro, in Wahlbriefen in Argentinien und im US-Konsulat in Melbourne wurden gleichfalls verdächtige Substanzen gefunden. Die bisher bekannt gewordenen Testergebnisse dazu waren jedoch alle negativ.
AP, AFP, taz www.taz.de/pt/2001/10/16/a0092.nf/text