Paradoxe Welt: Billigprodukte und Luxusware boomen
Die Konsumgesellschaft ist gespalten. Der ohnedies schwindende Mittelstand schnallt beim Verbrauch den Gürtel enger, Nobel- und Billigmarken feiern zweistellige Umsatzerfolge.
Der Konsum reagiert zyklisch. In wirtschaftlichen Abschwungphasen schränkt man den Verbrauch ein, die Konsumgüterindustrie verliert Umsätze. Zu beobachten ist indes erstaunliches: Während in der letzten Rezession tatsächlich viele Unternehmen der Verbrauchsgüterindustrie die verlorenen Umsatzanteile durch mühsame Kosteneinsparungen auf der anderen Seite kompensieren mußten, jagte bei Billiganbietern, aber auch bei großen Nobelmarken ein Umsatzrekord den nächsten. Beispiel Automobil: Der größte Autobauer der Welt, General Motors, macht in erster Linie mit Nachrichten über Stellenabbau und Absatzschwierigkeiten von sich reden. Andere große Autobauer dagegen, darunter auch Volkswagen (Lamborghini, Bentley, Bugatti) profitieren zur Zeit von ihrem rechtzeitigen Einstieg ins Premiumsegment. Besonders gut haben es ausschließliche Nischenanbieter. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche konnte nach der 20prozentigen Erlössteigerung im Geschäftsjahr 2000/01, in den ersten sechs Monaten des neuen Geschäftsjahres erneut zehn Prozent mehr umsetzen. Der italienische Autobauer Ferrari-Maserati erreichte im vergangenen Jahr mit einem Zuwachs von 18,5 Prozent die erste Umsatz-Milliarde.
Zweites Beispiel Mode: Während die Textilindustrie europaweit mit schwindenden Umsätzen zu kämpfen hat - allein die italienische Textil- und Bekleidungsindustrie beklagt ein Umsatzminus von 15 bzw. acht Prozent -, kam das Modehaus von Georgio Armani 2001 mit 1,27 Mrd. auf einen Mehrumsatz von 23 Prozent. Die Luxusartikelkonzern LVMH (Moët-Hennessy Louis Vuitton) setzte im vergangenen Jahr fünf Prozent und im ersten Quartal 2002 mit 2,96 Mrd. Euro sogar acht Prozent mehr um. Hermès kam im vergangenen Jahr immerhin auf ein Umsatzplus von sechs Prozent. Aber auch der im Billigsegment agierende, weltweit größte Bekleidungseinzelhändler Hennes & Mauritz (H&M) wies im vergangenen Jahr einen Mehrumsatz von 30 Prozent aus. Kleidung im Wert von umgerechnet 5,16 Mrd. ging über den Ladentisch von H&M.
Konsumrausch
Die Welt kämpft mit der Rezession, aber nicht nur das Geschäft mit Billigprodukten, sondern auch das mit dem Luxus boomt. Ein Widerspruch? Nur scheinbar. Tatsache ist, die Konsumgesellschaft ist gespalten, sie war es immer. Schon bei den alten Griechen lebten einige wenige, die sich einen luxuriösen Lebensstandard leisten konnten, neben solchen, bei denen es kaum zur Sicherung der eigenen Existenz reichte.
Erstere brauchten, letztere konnten den Verbrauch auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten nicht weiter einschränken. Auch diejenigen, die in der heutigen Sozialstaatsarmut leben, haben zwar wenig, aber das haben sie vergleichsweise sicher - und unabhängig von der Wirtschaftslage. Einkommenselastisch und damit "theoriekonform" reagiert allein der Mittelstand. Der konsumiert in unsicheren Zeiten weniger oder weniger teuer.
Dies erklärt den Erfolg der Billigmarken, was aber stimuliert die Erlöse bei den großen Edel-Marken? Sollten die Reichen und Superreichen unserer Welt plötzlich in einen noch nie dagewesenen Konsumrausch ausgebrochen sein? Die Zahl der Erbschafts- und Einkommensmillionäre hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen, sicherlich eine Erklärung für die steigenden Umsatzzahlen. Von größerer Bedeutung sind die derzeit noch immer schwächelnden internationalen Anlagemärkte. Die Möglichkeiten, das Vermögen durch zusätzliches Investment in Aktien und Anleihen zu steigern, sind vergleichsweise wenig attraktiv und wiegen den Konsumverzicht, den auch Reiche leisten müssen, nicht mehr auf. Zur Zeit lohnt sich der Konsum, mangels Alternativen.
Die Konsumgesellschaft ist gespalten. Der ohnedies schwindende Mittelstand schnallt beim Verbrauch den Gürtel enger, Nobel- und Billigmarken feiern zweistellige Umsatzerfolge.
Der Konsum reagiert zyklisch. In wirtschaftlichen Abschwungphasen schränkt man den Verbrauch ein, die Konsumgüterindustrie verliert Umsätze. Zu beobachten ist indes erstaunliches: Während in der letzten Rezession tatsächlich viele Unternehmen der Verbrauchsgüterindustrie die verlorenen Umsatzanteile durch mühsame Kosteneinsparungen auf der anderen Seite kompensieren mußten, jagte bei Billiganbietern, aber auch bei großen Nobelmarken ein Umsatzrekord den nächsten. Beispiel Automobil: Der größte Autobauer der Welt, General Motors, macht in erster Linie mit Nachrichten über Stellenabbau und Absatzschwierigkeiten von sich reden. Andere große Autobauer dagegen, darunter auch Volkswagen (Lamborghini, Bentley, Bugatti) profitieren zur Zeit von ihrem rechtzeitigen Einstieg ins Premiumsegment. Besonders gut haben es ausschließliche Nischenanbieter. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche konnte nach der 20prozentigen Erlössteigerung im Geschäftsjahr 2000/01, in den ersten sechs Monaten des neuen Geschäftsjahres erneut zehn Prozent mehr umsetzen. Der italienische Autobauer Ferrari-Maserati erreichte im vergangenen Jahr mit einem Zuwachs von 18,5 Prozent die erste Umsatz-Milliarde.
Zweites Beispiel Mode: Während die Textilindustrie europaweit mit schwindenden Umsätzen zu kämpfen hat - allein die italienische Textil- und Bekleidungsindustrie beklagt ein Umsatzminus von 15 bzw. acht Prozent -, kam das Modehaus von Georgio Armani 2001 mit 1,27 Mrd. auf einen Mehrumsatz von 23 Prozent. Die Luxusartikelkonzern LVMH (Moët-Hennessy Louis Vuitton) setzte im vergangenen Jahr fünf Prozent und im ersten Quartal 2002 mit 2,96 Mrd. Euro sogar acht Prozent mehr um. Hermès kam im vergangenen Jahr immerhin auf ein Umsatzplus von sechs Prozent. Aber auch der im Billigsegment agierende, weltweit größte Bekleidungseinzelhändler Hennes & Mauritz (H&M) wies im vergangenen Jahr einen Mehrumsatz von 30 Prozent aus. Kleidung im Wert von umgerechnet 5,16 Mrd. ging über den Ladentisch von H&M.
Konsumrausch
Die Welt kämpft mit der Rezession, aber nicht nur das Geschäft mit Billigprodukten, sondern auch das mit dem Luxus boomt. Ein Widerspruch? Nur scheinbar. Tatsache ist, die Konsumgesellschaft ist gespalten, sie war es immer. Schon bei den alten Griechen lebten einige wenige, die sich einen luxuriösen Lebensstandard leisten konnten, neben solchen, bei denen es kaum zur Sicherung der eigenen Existenz reichte.
Erstere brauchten, letztere konnten den Verbrauch auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten nicht weiter einschränken. Auch diejenigen, die in der heutigen Sozialstaatsarmut leben, haben zwar wenig, aber das haben sie vergleichsweise sicher - und unabhängig von der Wirtschaftslage. Einkommenselastisch und damit "theoriekonform" reagiert allein der Mittelstand. Der konsumiert in unsicheren Zeiten weniger oder weniger teuer.
Dies erklärt den Erfolg der Billigmarken, was aber stimuliert die Erlöse bei den großen Edel-Marken? Sollten die Reichen und Superreichen unserer Welt plötzlich in einen noch nie dagewesenen Konsumrausch ausgebrochen sein? Die Zahl der Erbschafts- und Einkommensmillionäre hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen, sicherlich eine Erklärung für die steigenden Umsatzzahlen. Von größerer Bedeutung sind die derzeit noch immer schwächelnden internationalen Anlagemärkte. Die Möglichkeiten, das Vermögen durch zusätzliches Investment in Aktien und Anleihen zu steigern, sind vergleichsweise wenig attraktiv und wiegen den Konsumverzicht, den auch Reiche leisten müssen, nicht mehr auf. Zur Zeit lohnt sich der Konsum, mangels Alternativen.