Osteuropa bietet noch Chancen

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Osteuropa bietet noch Chancen

 
03.07.05 12:39
Osteuropa bietet noch Chancen
Die wirtschaftlichen Anstrengungen der EU-Beitrittsstaaten beflügeln die Börsenphantasien. Fonds erzielen gute Renditen
Die Europäische Union hat in den vergangenen Wochen eine tiefe Krise durchlebt. Erst die Ablehnung der EU-Verfassung durch Frankreich und die Niederlande, dann das desaströse Scheitern des EU-Krisengipfels. Den Finanzmärkten Osteuropas konnten die Turbulenzen jedoch nichts anhaben. Für Experten ist das ein weiteres Indiz dafür, wie solide die Bemühungen um wirtschaftliches Wachstum der jüngsten und künftigen Beitrittsstaaten angelegt ist.


Die Bestrebungen der Länder in Zentral- und Osteuropa, ihre Volkswirtschaften der EU anzupassen, werden auch als Konvergenz bezeichnet. Auf diesem Weg bieten Aktien, Anleihen und Währungen aus den Ländern gute Ertragschancen. "Die Konvergenz-Story ist noch lange nicht gelaufen", sagt Matthias Siller, Portfolio-Manager bei Raiffeisen Capital Management. Das gelte sowohl für die zehn neuen EU-Mitgliedsländer als auch für die potentiellen Kandidaten wie Bulgarien oder Rumänien. "Der EU-Beitritt scheint Konvergenz erst richtig möglich zu machen", sagt Siller.


Die österreichische Fondsgesellschaft hat gleich mehrere Konvergenzfonds im Angebot, zwei Aktien- und zwei Anleihenfonds. Neben der wirtschaftlichen Dynamik lobt Stiller den raschen Ausbau der Infrastruktur und die stetigen Produktivitätssteigerungen. "Und selbst temporäre Rückschläge ändern nichts an dem Potential der Konvergenzländer", so Stiller.


"Die Konvergenzphantasie ist noch lange nicht raus", sagt auch Werner Hedrich, Leiter Fondsresearch bei Morningstar Deutschland. Es spreche derzeit nichts dafür, daß die osteuropäischen Länder unter Druck geraten könnten. Hedrich faßt den Kreis der Konvergenzstaaten weit. "Die Akteure an den Kapitalmärkten sind schon weiter als die Bürger Europas. Die Türkei oder Kasachstan gehören für manchen Fondsmanager zu den chancenreichsten Ländern der Zukunft", sagt der Analyst. "Die Chancen in diesen Zins- und Währungsmärkten sind gewaltig", betont Hedrich. Durch politische Turbulenzen sollten sich Anleger nicht verunsichern lassen. Treiber sei die wirtschaftliche Konvergenz. Mit Fragen, wann Polen oder Ungarn dem Euro-Wechselkursmechanismus beitreten können, oder ob die Türkei eine Vollmitgliedschaft anstreben darf, würden Märkte sich nur kurzfristig aufhalten.


Etwa 20 Anleihenfonds für Osteuropa stehen nach Berechnung der Rating-Agentur Morningstar in Deutschland derzeit zur Auswahl. Sie haben in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von durchschnittlich knapp acht Prozent pro Jahr erzielt. Trotz der mittlerweile geringen Renditedifferenzen Polens, der Slowakei und Tschechiens gegenüber der Eurozone bieten Währungsaufwertungen im Zuge der wirtschaftlichen Dynamik Chancen. "An den Konvergenzmärkten kann man als guter Fondsmanager einen echten Mehrertrag leisten", sagt Hedrich. Man brauche aber viel Gespür und Erfahrung. Vielfach handele es sich um Wetten auf Währungen. Insofern sollten Privatanleger selber die Finger davon lassen und entsprechende Fonds nur als Beimischung ins Depot nehmen.


Nachdem die erste Runde der Osterweiterung abgeschlossen ist, verlagere sich die Konvergenzphantasie zunehmend auf den Beitritt zum Euro-Währungsraum und auf die osteuropäischen Staaten der zweiten Reihe. Beispiel Rumänien und Bulgarien: Als der Brüsseler EU-Gipfel Ende 2004 den Weg für die Aufnahme der beiden Staaten freimachte, setzte eine fulminante Rallye ein. Die Aktien-Leitindizes der Länder schossen binnen zwei Monaten um rund 50 Prozent in die Höhe.


Auf Konvergenzphantasie setzt auch der neue Türkei-Aktienfonds der DWS, der erst seit einer Woche am Markt ist. "Die anstehenden Beitrittsverhandlungen mit der EU könnten dem Land erneut einen wirtschaftlichen Schub verleihen und an der Istanbuler Börse für Kursphantasie sorgen", sagt Fondsmanagerin Sylwia Szczepek. Zwar habe der Markt zuletzt gut performt, doch das Potential sei noch lange nicht ausgereizt. "Viele Investoren gehen jetzt erst in den Markt hinein."


Daß der anstehende Regierungswechsel in Deutschland und der negative Ausgang der EU-Referenden einen Beitritt der Türkei zur EU in weite Ferne rücken lassen, sei zweitrangig. "Der Fonds ist keine Wette auf einen EU-Beitritt der Türkei. Denn auch ohne EU ist ein Türkei-Investment angesichts des starken Wirtschaftswachstums, der stabilen Währung und der aktuell günstigen Bewertung lohnenswert", sagt Szczepek. Zudem würden eine schnelle Umsetzung der geplanten Reformen sowie die sinkende Inflationsrate den türkischen Aktienmarkt nachhaltig beflügeln. Heino Reents

WamS.de


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