OS-Anlagestrategien
Die 90/10-Strategie Der Klassiker unter den Optionsscheinstrategien. Hierbei wird ein Portfolio angelegt, das zu 90% aus festverzinslichen Wertpapieren (Staatsanleihen, Fonds mit garantierter Ausschüttung und dergleichen) besteht und zu 10% aus Optionsscheinen. Die Ziel ist die Risikominimierung. Im Idealfall ist das Portfolio so angelegt, dass selbst beim Totalverlust der Optionsscheine die festverzinslichen Papiere im nächsten Jahr soviel Gewinn machen, dass erneut 10% für das Optionsgeschäft zur Verfügung stehen. Das maximale Risiko besteht also darin, in einem Jahr mit dem Gesamtportfolio keinen Gewinn gemacht zu haben (Inflationsverluste ausgenommen).
Die Baseball Strategie Der Name lehnt sich an Babe Ruth an, einen der größten US-Baseballspieler aller Zeiten. Ruth konnte 714 Homeruns in seiner Karriere verzeichnen (ein Rekord über Jahrzehnte halten sollte), war aber auch jeweils führend in der Kategorie "meiste Fehlschläge" (strikes). Ziel dieser Strategie ist die Anlage in Scheinen, die allesamt einen sehr großen Hebel besitzen (30-50). Hat man nun unter seinen Scheinen einen "Homerun", so werden dessen Gewinne (so die Theorie) die sonstigen (häufigen) Totalverluste mehr als ausgleichen. Ideal sind hierfür Scheine, die nur noch eine kurze Restlaufzeit besitzen (2 Monate) und möglichst nahe "am Geld" sind. Damit kommt der große Hebel erst richtig zur Geltung. Damit sich diese Strategie auszahlt, muß der Gewinn des "Homeruns" natürlich außergewöhnlich sein (400%, siehe Hebel). Hat man den Homerun nicht dabei, landet man dennoch auf der Verliererseite.
Diese Strategie findet sich auch unter dem Namen "Hail Mary". Das mag damit zusammenhängen, dass der Autor eher Football- als Baseballfan war.
Der Straddle Mit einem Straddle (englisch Spagat) bezeichnet man die gleichzeitige Anlage mit Calls und Puts auf das selbe zugrundeliegende Instrument (underlying) mit gleichen Bezugskursen (strikes). Steht die Aktie also beispielsweise bei 100 Euro, kauft man Calls auf 100 Euro und Puts auf 100 Euro. Ein Straddle funktioniert, wenn das underlying in nächster Zukunft hohe Schwankungen durchmacht, wobei die Richtung der Schwankung egal ist, denn man besitzt ja beide Instrumente. Der natürliche Feind des Straddle ist die Seitwärtsbewegung des underlying, da dann beide Positionen allmählich an Wert verlieren (Zeitwertverlust). Zu einem erfolgreichen Straddle gehört neben einem stark schwankenden underlying auch ein gutes Timing. Ideal ist der Einstieg in einen Straddle direkt bevor die Schwankungen beginnen. Dies ist nicht damit zu vergleichen, beim Roulette auf Rot und Schwarz zu setzen, da man beim Roulette dann nur bei der 0 verliert. Beim Straddle verliert man (doppelt), wenn gar nichts passiert.
Der Strangle Als Variation zum Straddle gibt es den Strangle (engl. Würgegriff). Hierbei kauft man ebenfalls Calls und Puts auf das gleiche underlying, siedelt jedoch den Put ein wenig unter dem Call an, je nachdem, ob man doch ein klein wenig mehr bullish als bearish ist.
Ein Beispiel: Aktie bei 100 Euro, Call auf 100 Euro, Put auf 95 Euro. (für den kleinen "Bullen"). Oder: Aktie bei 100 Euro, Call auf 105 Euro, Put auf 100 Euro (für den kleinen Bären). Ein Strangle hat gegenüber dem Straddle leicht höhere Aussichten auf Erfolg, da nun zumindest in einer Richtung ein kleiner Puffer vorhanden ist.
Bottom-Fishing Beim Bottom-Fishing (englisch Grundangeln) versucht der Anleger, den exakten Zeitpunkt einer Trendumkehr zu erahnen. Ist das underlying lange gefallen und scheint sich dann auf einem bestimmten Niveau zu fangen, so hofft der "Grundangler" auf eine Erholung des Kurses. Trifft er den genauen Zeitpunkt, so verhilft ihm der Hebel eines "am Geld" gekauften Calls schnell zu hohen Gewinnen. Timing ist bei dieser Strategie der entscheidente Faktor, denn ein zu früh gekaufter Call erhöht schnell sein Aufgeld, welches dann bei einer langsamer als erhofft verlaufenden Erholung des underlying schwerer wieder zu gewinnen ist.
Kontra-Trading Ein Kontra-Trader informiert sich regelmäßig über Unternehmensnachrichten und wartet auf Extreme. Schreiben drei große Tageszeitungen (respektive Fernsehsender) dass "der Crash bevorsteht", so ist der Kontratrader in seinem Element und kauft Calls. Umgekehrt ist er sofort auf dem Put-Markt tätig, sobald die Meldung "Die Aktie der Zukunft" durch die Tagespresse geistert. Die Philosophie hinter dem Kontra-Trading ist die Überlegung, dass ein Börsentrend, der den Weg auf die Titelseite einer Tageszeitung schafft, eigentlich schon vorbei und eine gegenläufige Bewegung bereits am Laufen ist. Als weiteren Indikator benutzt der Kontra-Trader die zeitliche Verschiebung solcher Nachrichten zwischen Fach-(Börsen)zeitschriften und der Tagespresse. In der Regel schließen sich die Tageszeitungen Schlagzeilen in der Fachpresse etwas verspätet an, in der Hoffnung nichts Falsches zu schreiben. Sie erwarten daher, dass sich der in der Fachpresse geschilderte Trend fortsetzt. Tut er das, folgen sie mit einer eigenen Schlagzeile. Die Schlagzeile in der Tagespresse "CRASH!" führt widerum zu Panikverkäufen verängstigter Kleinanleger (oder, im Falle von "BOOM!" zu Hamsterkäufen von Kleinanlegern, die auch was "vom Kuchen haben wollen"). Dies verstärkt dann noch kurzfristig den prognostizierten Trend. Dann schlägt der Kontra-Trader zu und kauft gegensätzliche Positionen. Da Kleinanleger jedoch nur einen kleinen Teil der an der Börse gehandelten Umsätze tätigen, ist im Moment der Schlagzeile in der Tagespresse das große Geschäft schon gelaufen und einer Erholung der Aktie steht nichts mehr im Wege.