Optimisten hoffen auf Fed-Rückendeckung

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Optimisten hoffen auf Fed-Rückendeckung

 
16.03.02 18:32
Angesichts positiver Konjunkturdaten erwarten Marktbeobachter, dass die US-Notenbank auf eine neutrale Risikoeinschätzung einschwenkt. Im Gegensatz zu Aktien sind die Kursaussichten für Renten eher düster.

Die gut ausgefallenen US-Konjunkturdaten vom Freitag haben die Marktbeobachter in ihrer Erwartung bestärkt, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am Dienstag zu einer neutralen Risikoeinschätzung im Hinblick auf Inflation und Konjunkturschwäche wechseln wird. Damit würde sie ihre bisherige Tendenz aufgeben, die Leitzinsen zu senken ("easing bias"). Allerdings dürfte die Federal Reserve bis zum Sommer mit einer Zinserhöhung warten, weil der Preisdruck noch verhalten ist und die Überkapazitäten in vielen Teilen der Wirtschaft hoch sind.

Aus der Zinsstruktur am Geldmarkt ist abzulesen, dass ein Zinsschritt der Fed mittlerweile im Sommer und nicht mehr wie bisher im Mai erwartet wird. Im Hinblick auf die Europäische Zentralbank (EZB) ist ein entgegengesetzter Trend abzulesen. Wurde bis vor kurzem eine Zinserhöhung für August oder September prognostiziert, ist sie jetzt bereits für Juni in den Zinssätzen enthalten.

Duisenberg baut Spannung auf

Allerdings steht diese Erwartungshaltung in einem gewissen Spannungsverhältnis mit der vorhergesagten Preisentwicklung in der Eurozone. EZB-Chef Wim Duisenberg sagte am Freitag: "Es ist meine Erwartung, dass die Inflation in der Euro-Zone im Mai unter zwei Prozent liegen wird." Damit würde die Rate die EZB-Toleranzgrenze von zwei Prozent unterschreiten. Am Montag werden die Preisdaten aus den zwölf Euro-Ländern für Februar bekannt gegeben. Die entsprechenden US-Daten kommen am Donnerstag zusammen mit dem Index der Frühindikatoren für den selben Monat.

Am Freitag hatten der vorläufige Index zum US-Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan und die US-Industrieproduktion die Prognosen deutlich geschlagen. Das Verbrauchervertrauen erklomm mit einem Anstieg auf 95 Punkte ein 15-Monatshoch. Die neu bekräftigte Hoffnung auf eine Konjunkturerholung beflügelte die Aktienkurse. Der Stoxx 50 stieg um ein Prozent, während der S&P500 um 1,1 Prozent zulegte. Am US-Rentenmarkt kam es zu einer ungewöhnlichen Reaktion: Die Kurse drehten ins Plus. Dies sei aber kein Signal für eine Trendwende, sondern vielmehr auf massive Leerverkäufe zurückzuführen, sagten Händler.

An den Rentenmärkten beiderseits des Atlantiks wird auch diese Woche die Hoffnung - für viele Bondhändler allerdings auch die Furcht - dominieren, dass sich die US-Konjunktur schneller als erwartet erholt. Die enttäuschenden Daten für die US-Einzelhandelsumsätze der vergangenen Woche scheinen die meisten Akteure schnell wieder aus ihrem Gedächtnis gestrichen zu haben.

Hohe Volatilität erwartet

Vergangene Woche stiegen die Renditen beiderseits des Atlantiks über alle Laufzeiten an, wobei der Zuwachs bei den kurzlaufenden Papieren in der Euro-Zone am kräftigsten ausfiel. Kurzfristig rechnen Strategen mit einer weiterhin sehr hohen Volatilität und machen nach den jüngsten kräftigen Kursverlusten gute Chancen für eine Erholung aus.

Einige Investmentbanken ließen sich von dem negativen Marktumfeld sogleich anstecken und änderten ihre Renditeprognosen für die kommenden Monate teilweise kräftig nach oben. Derzeit ergibt sich beim Vergleich der unterschiedlichen Renditeerwartungen einzelner Banken ein sehr uneinheitliches Bild. Dies zeigt, dass sich selbst die alteingesessenen Strategen nicht mehr sicher sind, ob sie eher den Konjunkturoptimismus oder die Gefahr von Rückschlägen übergewichten sollen.

Beispielsweise erwartet Dresdner Kleinwort Wasserstein nach der jüngsten Prognosenänderung für Ende Juni für zehnjährige Papiere in der Euro-Zone eine Rendite von 5,40 Prozent, für September sogar 5,70 Prozent. Demgegenüber sind die Experten der DZ Bank geradezu euphorisch. Sie erwarten für die beiden Termine für die gleichen Papiere 4,70 und 4,60 Prozent. Andere Banken, wie beispielsweise JP Morgan prognostizieren für Juni und September fast unveränderte Renditen.

Euro legt zu

Am Devisenmarkt bleibt der Fokus auf dem Euro, nachdem sich der Yen Ende vergangener Woche nach deutlichen Kursgewinnen vorerst stabilisiert hat. Für die Einheitswährung sind weitere Kursgewinne zu erwarten. Strategen heben insbesondere hervor, wie robust der Euro auf die Reihe von guten US-Konjunkturdaten reagiert hat. Ein Grund für die Euro-Euphorie könnte die Auffassung sein, dass sich die europäische Wirtschaft relativ zur US-Konjunktur doch besser als erwartet entwickelt. Euro-Kaufpositionen sind daher angesagt.

Ähnlich bullish, aber für Aktien, äußerte sich ein Händler der Bayrischen Landesbank: "Der Markt hat die überkaufte Situation der letzten Tage abgebaut." Am Freitag hatte der Index mit einem Wochengewinn von 0,8 Prozent bei 5401,11 Zählern und damit über der wichtigen Marke von 5400 geschlossen. Michael Hartnett, Stratege bei Merrill Lynch, geht davon aus, dass die Kursaussichten für europäische Aktien bis zum Sommer gut bleiben und prognostiziert ein Aufwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent bis Juni.

Manager im Hintertreffen

Die Unternehmenslenker hinken nach Auffassung der Strategen von Commerzbank Securities noch der konjunkturellen Entwicklung hinterher. "Die meisten Unternehmen sind noch dabei, die Auswirkungen der Rezession auf ihre Personalstärke und Bilanz zu analysieren, anstatt sich bereits wieder mit dem Gedanken der Expansion zu beschäftigen", schreibt Mark Tinkers Team.

In den USA werden mit Goldman Sachs (Dienstag), Bear Stearns und Lehman Brothers (beide Mittwoch) einige große Investmentbanken Quartalszahlen vorlegen. Ansonsten ist es eher wieder Zeit für die so genannten „Pre-Announcement“, mit denen die Firmen vorab die Investoren auf die bevorstehenden Quartalszahlen einstimmen können.

In Europa ist dagegen die Berichtssaison für das Jahresergebnis 2001 noch voll im Gange. Das Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen EADS, der Autobauer BMW, das Telekomunternehmen KPN, der Versorger Eon sowie die sich immer noch zankenden Unternehmen France Télécom und Mobilcom legen ihre Zahlen vor.

Gruß
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ftd.de
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