Auf dem Parkett forcieren Optimisten das Tempo
Neue US-Bilanzsaison soll weiteren Treibstoff für die Rallye liefern - Gute Unternehmensprognosen sind aber die Bedingung
von Holger Zschäpitz
Berlin - Börsianer suchen Bestätigung. Denn trotz der jüngsten kräftigen Kursgewinne und des allenthalben wieder herrschenden Optimismus' ist ihnen nicht richtig wohl in ihrer Haut - das Selbstbewusstsein scheint nur aufgesetzt. Und so wollen die Investoren von den Unternehmen - auf der anstehenden Berichtssaison zum zweiten Quartal - nun im Nachhinein erfahren, wie clever sie waren. Schließlich haben sich die meisten Profis im vorauseilenden Optimismus kräftig mit Aktien eingedeckt. Nun müssen die Zahlen sprechen.
Schenkt man den Experten Glauben, werden die Gesellschaften liefern. Nahezu alle Strategen setzen auf eine positive US-Quartalssaison, die an diesem Dienstag mit Geschäftszahlen des weltgrößten Aluminiumkonzerns Alcoa startet.
"Die Gewinnschätzungen der Analysten für das abgelaufene zweite Quartal sind sehr konservativ. Die Hürden, die die Unternehmen in den kommenden vier Berichtswochen überspringen müssen, liegen damit relativ niedrig", erklärt Shaun Roache, Stratege von Citigroup Smith Barney in London.
Tatsächlich erwarten die Experten für die 500 größten US-Konzerne für das zweite Quartal lediglich ein Gewinnplus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gerade auch im Vergleich zu den ersten drei Monaten dieses Jahres, als die S&P-500-Gesellschaften ihre Ergebnisse um zwölf Prozent steigern konnten, klingt das bescheiden. Auch für das kommende dritte und vierte Quartal liegt die Latte mit Wachstumsschätzungen von 12,7 bzw. 21,4 Prozent wesentlich höher. Dementsprechend werden Börsianer jetzt nicht nur die nackten Q2-Zahlen in Augeschein nehmen. Sondern sie werden auch genau darauf achten, welche Prognosen die Unternehmenslenker für den Rest des Jahres stellen werden.
"Beim Ausblick sehe ich die größten Gefahren für etwaige Enttäuschungen", sagt Kim Martin, Strategin bei J.P. Morgan in London. Schließlich sei für das Erreichen der ambitionierten Schätzungen für das zweite Halbjahr ein Anspringen der Konjunktur unerlässlich. "Unsere S&P-Gewinnschätzungen basieren darauf, dass die amerikanische Wirtschaft im dritten und vierten Quartal kräftig um vier bzw. 3,25 Prozent wächst. Sollte die Ökonomie nicht in Schwung kommen, müssen wir unsere ohnehin schon unter dem Durchschnitt liegenden Gewinnerwartungen überarbeiten."
Doch von negativen Revisionen wollen die meisten Strategen jetzt noch nichts wissen. Sie hoffen darauf, dass die mit einem Prozent niedrigsten Leitzinsen seit 45 Jahren in Verbindung mit dem 330 Mrd. Dollar schweren Steuerentlastungspaket die amerikanische Volkswirtschaft wieder fit machen. "Selten in der US-Geschichte gab es einen solchen wirtschaftlichen Stimulus", sagt Daniel Birch, Stratege beim unabhängigen Brokerhaus Execution in London. "Die Maßnahmen werden die Wirtschaft ankurbeln und die Unternehmensgewinne in die Höhe treiben. Das ist neuer Treibstoff für die Aktienrallye."
Dass sich bedenkenloser Optimismus bereits in den vergangenen beiden Jahren nicht auszahlte, schieben die Börsianer nonchalant zur Seite. Fast schon bockig beharren sie darauf, dass dieses Mal alles anders ist.
Da ist zum einen die Anzahl der Gewinnwarnungen, die deutlich abgenommen hat. Das Verhältnis von negativen zu positiven Überraschungen lag im Vorfeld der aktuellen Quartalssaison bei zwei zu eins. Für jedes überraschend gute Ergebnis mussten Börsianer nur noch zwei Warnungen einstecken. Das ist die beste Quote seit mehreren Quartalen. Positiv wird auch bewertet, dass die Anpassungen bei den Analystenschätzungen nach unten inzwischen ausgelaufen sind. Nicht zuletzt hat sich auch die Qualität der Bilanzen deutlich verbessert. Lagen in den vergangenen beiden Jahren noch Welten zwischen den operativen Ergebnissen, die die Unternehmen veröffentlicht haben, und jenen Zahlen, die sie bereinigt etwa durch Abschreibungen bilanzieren mussten, ist diese Kluft nun deutlich kleiner geworden.
Wer aber bereits von alten Höchstständen des Jahres 2000 träumt, dürfte enttäuscht werden. Denn wenn auch die Ergebnisse der US-Konzerne wieder anziehen. Das Gewinn-Niveau vom Rekordjahr 2000 werden die Unternehmen frühestens 2004 wieder erreicht haben.
Neue US-Bilanzsaison soll weiteren Treibstoff für die Rallye liefern - Gute Unternehmensprognosen sind aber die Bedingung
von Holger Zschäpitz
Berlin - Börsianer suchen Bestätigung. Denn trotz der jüngsten kräftigen Kursgewinne und des allenthalben wieder herrschenden Optimismus' ist ihnen nicht richtig wohl in ihrer Haut - das Selbstbewusstsein scheint nur aufgesetzt. Und so wollen die Investoren von den Unternehmen - auf der anstehenden Berichtssaison zum zweiten Quartal - nun im Nachhinein erfahren, wie clever sie waren. Schließlich haben sich die meisten Profis im vorauseilenden Optimismus kräftig mit Aktien eingedeckt. Nun müssen die Zahlen sprechen.
Schenkt man den Experten Glauben, werden die Gesellschaften liefern. Nahezu alle Strategen setzen auf eine positive US-Quartalssaison, die an diesem Dienstag mit Geschäftszahlen des weltgrößten Aluminiumkonzerns Alcoa startet.
"Die Gewinnschätzungen der Analysten für das abgelaufene zweite Quartal sind sehr konservativ. Die Hürden, die die Unternehmen in den kommenden vier Berichtswochen überspringen müssen, liegen damit relativ niedrig", erklärt Shaun Roache, Stratege von Citigroup Smith Barney in London.
Tatsächlich erwarten die Experten für die 500 größten US-Konzerne für das zweite Quartal lediglich ein Gewinnplus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gerade auch im Vergleich zu den ersten drei Monaten dieses Jahres, als die S&P-500-Gesellschaften ihre Ergebnisse um zwölf Prozent steigern konnten, klingt das bescheiden. Auch für das kommende dritte und vierte Quartal liegt die Latte mit Wachstumsschätzungen von 12,7 bzw. 21,4 Prozent wesentlich höher. Dementsprechend werden Börsianer jetzt nicht nur die nackten Q2-Zahlen in Augeschein nehmen. Sondern sie werden auch genau darauf achten, welche Prognosen die Unternehmenslenker für den Rest des Jahres stellen werden.
"Beim Ausblick sehe ich die größten Gefahren für etwaige Enttäuschungen", sagt Kim Martin, Strategin bei J.P. Morgan in London. Schließlich sei für das Erreichen der ambitionierten Schätzungen für das zweite Halbjahr ein Anspringen der Konjunktur unerlässlich. "Unsere S&P-Gewinnschätzungen basieren darauf, dass die amerikanische Wirtschaft im dritten und vierten Quartal kräftig um vier bzw. 3,25 Prozent wächst. Sollte die Ökonomie nicht in Schwung kommen, müssen wir unsere ohnehin schon unter dem Durchschnitt liegenden Gewinnerwartungen überarbeiten."
Doch von negativen Revisionen wollen die meisten Strategen jetzt noch nichts wissen. Sie hoffen darauf, dass die mit einem Prozent niedrigsten Leitzinsen seit 45 Jahren in Verbindung mit dem 330 Mrd. Dollar schweren Steuerentlastungspaket die amerikanische Volkswirtschaft wieder fit machen. "Selten in der US-Geschichte gab es einen solchen wirtschaftlichen Stimulus", sagt Daniel Birch, Stratege beim unabhängigen Brokerhaus Execution in London. "Die Maßnahmen werden die Wirtschaft ankurbeln und die Unternehmensgewinne in die Höhe treiben. Das ist neuer Treibstoff für die Aktienrallye."
Dass sich bedenkenloser Optimismus bereits in den vergangenen beiden Jahren nicht auszahlte, schieben die Börsianer nonchalant zur Seite. Fast schon bockig beharren sie darauf, dass dieses Mal alles anders ist.
Da ist zum einen die Anzahl der Gewinnwarnungen, die deutlich abgenommen hat. Das Verhältnis von negativen zu positiven Überraschungen lag im Vorfeld der aktuellen Quartalssaison bei zwei zu eins. Für jedes überraschend gute Ergebnis mussten Börsianer nur noch zwei Warnungen einstecken. Das ist die beste Quote seit mehreren Quartalen. Positiv wird auch bewertet, dass die Anpassungen bei den Analystenschätzungen nach unten inzwischen ausgelaufen sind. Nicht zuletzt hat sich auch die Qualität der Bilanzen deutlich verbessert. Lagen in den vergangenen beiden Jahren noch Welten zwischen den operativen Ergebnissen, die die Unternehmen veröffentlicht haben, und jenen Zahlen, die sie bereinigt etwa durch Abschreibungen bilanzieren mussten, ist diese Kluft nun deutlich kleiner geworden.
Wer aber bereits von alten Höchstständen des Jahres 2000 träumt, dürfte enttäuscht werden. Denn wenn auch die Ergebnisse der US-Konzerne wieder anziehen. Das Gewinn-Niveau vom Rekordjahr 2000 werden die Unternehmen frühestens 2004 wieder erreicht haben.