Hans Bernecker: Lenkt Hussein wirklich ein?
Mails/Nachrichten vom 17.09.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die Nachricht von heute morgen: Der Irak läßt die Beobachter rein. Das wäre die kleine und möglicherweise auch große Sensation. Ich traue dem Diktator zwar nicht voll, nehme das Ergebnis aber ernst. Sollte es sich als nachhaltig erweisen, wäre dies die beste Nachricht des Jahres. Vorerst bleibt es dabei:
Die Börsen sind jetzt ein Spielball der Morgen- und Abendnachrichten im TV. Das erlaubt Tradings, aber keine Investments, weil Schwankungen von 10 % und mehr an einem Tag jederzeit möglich sind. Heute morgen sieht es sogar danach aus, daß die gestrigen Indexstände ausreichen, um eine festere Tendenz für die nächsten Tage zu erreichen. Schlagen Sie die letzte AB S. 2 auf. Es ist der DAX-Stand, der sein bisheriges Niveau wenigstens verteidigt hat und heute morgen schon vorbörslich mit + 3 % startete. Da der VDAX gestern über 46 schloß, rechtfertigt dies also ebenfalls eine satte technische Erholung. Wie weit sie reicht, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Die amerikanischen Indizes zeigen einen ähnlichen Verlauf. Auf der Schlußbasis verteidigte der Nasdaq (Composite) seine Linie um 1270 Punkte, der S+P 500 erreichte sogar zum Schluß fast ein Tageshoch gegenüber dem 13. September, und der Dow Jones konnte die Linie 8.300 verteidigen. Alles zusammen reicht also für eine technische Erholung.
Das Umsatzvolumen war allerdings sehr bescheiden. Nur 975 Mio Stück an der Nyse und 909 Mio Stück an der Nasdaq. Für eine Erholung braucht man mehr Volumen.
Träger der Tagestendenz waren die Rüstungstitel. GENERAL DYNAMICS gewannen 5,5 % mit dem neuen Marineauftrag von 3,3 Mrd $. BOEING legte 3,4 % zu und wartet auf den größten Zivilauftrag dieses Jahres (Easy Jet), der in Kürze abgeschlossen wird. HONEYWELL legte 2,6 % zu. UTX ebenfalls + 2,5 % und NORTHROP erreichte knapp 130 $. Ich verweise auf die letzte AB und präzisiere dies in der nächsten erneut. GD ist der aktuellste Kauf. Zwischengewinn immerhin 9 - 13 % gegenüber meinen jüngsten Empfehlungen. Potential reicht bis 95 $. Bei BOEING wird es spannend, wenn 39 $ überwunden werden. Siehe ebenfalls AB. Vor obigem Hintergrund sind Käufe jedoch nicht dringend.
Der Streit um die Chipkonjunktur geht weiter, und dies äußerst kontrovers. AMD fiel auf 7 $ zurück, INTEL hängt bei 15,50 $ am roten Faden, weil der Semiconductor-Index ein neues Tief erreicht hat. Doch der weltgrößte Hersteller von Speicherchips, SAMSUNG ELECTRONICS, sieht alles anders: „Der Chipmarkt wird 2003 und 2004 in wirklich guter Verfassung sein“, so der Chef Hwang Chang-Gyu gestern in Südkorea. Wer hat recht? Ähnlich äußerte sich auch kürzlich TAIWAN SEMICONDUCTOR, worauf ich in der AB schon hingewiesen habe. Deshalb bleibe ich bei meiner bisherigen Einschätzung einiger Chiptitel, insbesondere AMD. Basis 7 $ muß allerdings in den nächsten Tagen verteidigt werden.
Alle reden vom Ölpreis, aber die Ölwerte reagieren unterdurchschnittlich. Ich empfehle, das genau zu beachten. Am sensibelsten reagieren bekanntlich die Ölservicetitel, aber es fehlt der Schwung. Ich beteilige mich deshalb vorerst kaum an dieser Spekulation, empfehle aber eine Aktie zu beobachten, mit der sich der Ölpreistrend am besten ausloten läßt: AMERADA HESS 69/70 $.
In Europa wird die Wirkung ähnlich aussehen, falls das Irak-Angebot ernsthaft genug ist. Dann hätte die dünne Basis, die ich im letzten Brief gezeigt hatte, immerhin einen Ausgangspunkt geschaffen.
In Frankfurt war gestern unser großer Macher wieder mal der Star. Gerhard Schröder will MOBILCOM retten. Daß das nicht funktioniert, weiß jeder, aber eindrucksvoll setzte sich der Kanzler in Szene und erreichte das, worum es geht: Stimmenfang. Die Frechheit ist schon bewundernswert. Ihm reicht es auch, wenn das ganze Spektakel bis Sonntag hält. Selbst seine Behauptung ist unsinnig, aber was macht’s? MOBILCOM hat im ersten Halbjahr einen operativen Cashflow von - 156 Mio E. erwirtschaftet. Dazu kommen 128 Mio E. Zinsen und 237 Mio E. Investitionen. Im Kerngeschäft ergaben sich 43 Mio E. Verlust (Ebitda), aber der Kanzler meint trotzdem, dies sei ein gesundes Unternehmen. Das Eigenkapital beträgt 3,47 Mrd E., die aber sofort weg sind, wenn die UMTS-Lizenzen abgeschrieben werden müssen. Das Ganze läßt sich noch beliebig fortsetzen.
Das Drama bei der ALLIANZ geht weiter. Drei Hedgefunds sitzen drauf, wie ich aus London erfahre. Wie das läuft, wissen Sie noch aus den Vorgängen bei DT. TELEKOM vor gut neun Monaten. Wissen diese mehr? Die Londoner haben auch keine Hemmungen, ihre Ziele zu nennen, die ich lieber verschweige. Das ändert nichts daran: Hier wird negativ überzogen, aber daran ist die ALLIANZ selbst schuld. Es erscheint mir dringend nötig, daß München sich zu Wort meldet.
Die Technologieszene nähert sich meinen zuletzt genannten Zielkursen. Diese reduziere ich leicht für EPCOS und INFINEON, wie schon in der AB genannt, und präzisiere: Für EPCOS sind 9 E. möglich, für INFINEON 7 - 7,50 E., und SAP nähert sich der 50 E.-Marke mit dem gestrigen Tief von 57 E. Dann werden diese Titel wohl ein Kauf. Warten wir’s ab. Ich ergänze noch: Für NOKIA halte ich an 10 E. fest, aktuell 13,80 E.
Zürich zieht als erste die Konsequenzen. Sofortige und massive Sanierung der Bilanzen der Versicherungen. Die RENTENANSTALT wird das Kapital erhöhen, und gleiches gilt für ZFS. Das Ganze läuft vor dem Hintergrund sehr volatiler Kurse, ist aber die richtige Konsequenz und damit die beste Voraussetzung für eine nachhaltige, aber nicht ganz schnelle Erholung. Übrigens: Die Niederländer gehen den gleichen Weg, siehe AEGON. Das Ganze ist ein wichtiger Baustein für die Stabilisierung der problematischen Assekuranz-Szene in Europa.
Die Goldspekulation läuft auf kleiner Flamme, aber positiv. ANGLOGOLD gestern 28,60 $ und GOLDFIELDS 10,42 $. Vor obigem Hintergrund ist im Moment die Luft raus, hier sind neue Dispositionen zurückzustellen. Lesen Sie dazu dennoch die nächste AB, es geht nämlich um den längerfristigen Trend, der mit dem Irak nichts zu tun hat.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
füxlein
Mails/Nachrichten vom 17.09.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die Nachricht von heute morgen: Der Irak läßt die Beobachter rein. Das wäre die kleine und möglicherweise auch große Sensation. Ich traue dem Diktator zwar nicht voll, nehme das Ergebnis aber ernst. Sollte es sich als nachhaltig erweisen, wäre dies die beste Nachricht des Jahres. Vorerst bleibt es dabei:
Die Börsen sind jetzt ein Spielball der Morgen- und Abendnachrichten im TV. Das erlaubt Tradings, aber keine Investments, weil Schwankungen von 10 % und mehr an einem Tag jederzeit möglich sind. Heute morgen sieht es sogar danach aus, daß die gestrigen Indexstände ausreichen, um eine festere Tendenz für die nächsten Tage zu erreichen. Schlagen Sie die letzte AB S. 2 auf. Es ist der DAX-Stand, der sein bisheriges Niveau wenigstens verteidigt hat und heute morgen schon vorbörslich mit + 3 % startete. Da der VDAX gestern über 46 schloß, rechtfertigt dies also ebenfalls eine satte technische Erholung. Wie weit sie reicht, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Die amerikanischen Indizes zeigen einen ähnlichen Verlauf. Auf der Schlußbasis verteidigte der Nasdaq (Composite) seine Linie um 1270 Punkte, der S+P 500 erreichte sogar zum Schluß fast ein Tageshoch gegenüber dem 13. September, und der Dow Jones konnte die Linie 8.300 verteidigen. Alles zusammen reicht also für eine technische Erholung.
Das Umsatzvolumen war allerdings sehr bescheiden. Nur 975 Mio Stück an der Nyse und 909 Mio Stück an der Nasdaq. Für eine Erholung braucht man mehr Volumen.
Träger der Tagestendenz waren die Rüstungstitel. GENERAL DYNAMICS gewannen 5,5 % mit dem neuen Marineauftrag von 3,3 Mrd $. BOEING legte 3,4 % zu und wartet auf den größten Zivilauftrag dieses Jahres (Easy Jet), der in Kürze abgeschlossen wird. HONEYWELL legte 2,6 % zu. UTX ebenfalls + 2,5 % und NORTHROP erreichte knapp 130 $. Ich verweise auf die letzte AB und präzisiere dies in der nächsten erneut. GD ist der aktuellste Kauf. Zwischengewinn immerhin 9 - 13 % gegenüber meinen jüngsten Empfehlungen. Potential reicht bis 95 $. Bei BOEING wird es spannend, wenn 39 $ überwunden werden. Siehe ebenfalls AB. Vor obigem Hintergrund sind Käufe jedoch nicht dringend.
Der Streit um die Chipkonjunktur geht weiter, und dies äußerst kontrovers. AMD fiel auf 7 $ zurück, INTEL hängt bei 15,50 $ am roten Faden, weil der Semiconductor-Index ein neues Tief erreicht hat. Doch der weltgrößte Hersteller von Speicherchips, SAMSUNG ELECTRONICS, sieht alles anders: „Der Chipmarkt wird 2003 und 2004 in wirklich guter Verfassung sein“, so der Chef Hwang Chang-Gyu gestern in Südkorea. Wer hat recht? Ähnlich äußerte sich auch kürzlich TAIWAN SEMICONDUCTOR, worauf ich in der AB schon hingewiesen habe. Deshalb bleibe ich bei meiner bisherigen Einschätzung einiger Chiptitel, insbesondere AMD. Basis 7 $ muß allerdings in den nächsten Tagen verteidigt werden.
Alle reden vom Ölpreis, aber die Ölwerte reagieren unterdurchschnittlich. Ich empfehle, das genau zu beachten. Am sensibelsten reagieren bekanntlich die Ölservicetitel, aber es fehlt der Schwung. Ich beteilige mich deshalb vorerst kaum an dieser Spekulation, empfehle aber eine Aktie zu beobachten, mit der sich der Ölpreistrend am besten ausloten läßt: AMERADA HESS 69/70 $.
In Europa wird die Wirkung ähnlich aussehen, falls das Irak-Angebot ernsthaft genug ist. Dann hätte die dünne Basis, die ich im letzten Brief gezeigt hatte, immerhin einen Ausgangspunkt geschaffen.
In Frankfurt war gestern unser großer Macher wieder mal der Star. Gerhard Schröder will MOBILCOM retten. Daß das nicht funktioniert, weiß jeder, aber eindrucksvoll setzte sich der Kanzler in Szene und erreichte das, worum es geht: Stimmenfang. Die Frechheit ist schon bewundernswert. Ihm reicht es auch, wenn das ganze Spektakel bis Sonntag hält. Selbst seine Behauptung ist unsinnig, aber was macht’s? MOBILCOM hat im ersten Halbjahr einen operativen Cashflow von - 156 Mio E. erwirtschaftet. Dazu kommen 128 Mio E. Zinsen und 237 Mio E. Investitionen. Im Kerngeschäft ergaben sich 43 Mio E. Verlust (Ebitda), aber der Kanzler meint trotzdem, dies sei ein gesundes Unternehmen. Das Eigenkapital beträgt 3,47 Mrd E., die aber sofort weg sind, wenn die UMTS-Lizenzen abgeschrieben werden müssen. Das Ganze läßt sich noch beliebig fortsetzen.
Das Drama bei der ALLIANZ geht weiter. Drei Hedgefunds sitzen drauf, wie ich aus London erfahre. Wie das läuft, wissen Sie noch aus den Vorgängen bei DT. TELEKOM vor gut neun Monaten. Wissen diese mehr? Die Londoner haben auch keine Hemmungen, ihre Ziele zu nennen, die ich lieber verschweige. Das ändert nichts daran: Hier wird negativ überzogen, aber daran ist die ALLIANZ selbst schuld. Es erscheint mir dringend nötig, daß München sich zu Wort meldet.
Die Technologieszene nähert sich meinen zuletzt genannten Zielkursen. Diese reduziere ich leicht für EPCOS und INFINEON, wie schon in der AB genannt, und präzisiere: Für EPCOS sind 9 E. möglich, für INFINEON 7 - 7,50 E., und SAP nähert sich der 50 E.-Marke mit dem gestrigen Tief von 57 E. Dann werden diese Titel wohl ein Kauf. Warten wir’s ab. Ich ergänze noch: Für NOKIA halte ich an 10 E. fest, aktuell 13,80 E.
Zürich zieht als erste die Konsequenzen. Sofortige und massive Sanierung der Bilanzen der Versicherungen. Die RENTENANSTALT wird das Kapital erhöhen, und gleiches gilt für ZFS. Das Ganze läuft vor dem Hintergrund sehr volatiler Kurse, ist aber die richtige Konsequenz und damit die beste Voraussetzung für eine nachhaltige, aber nicht ganz schnelle Erholung. Übrigens: Die Niederländer gehen den gleichen Weg, siehe AEGON. Das Ganze ist ein wichtiger Baustein für die Stabilisierung der problematischen Assekuranz-Szene in Europa.
Die Goldspekulation läuft auf kleiner Flamme, aber positiv. ANGLOGOLD gestern 28,60 $ und GOLDFIELDS 10,42 $. Vor obigem Hintergrund ist im Moment die Luft raus, hier sind neue Dispositionen zurückzustellen. Lesen Sie dazu dennoch die nächste AB, es geht nämlich um den längerfristigen Trend, der mit dem Irak nichts zu tun hat.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
füxlein
