Onlinebroker spüren Finanzkrise
Von Rolf Lebert, Frankfurt
09.10.2007
Orderzahlen fallen im September deutlich geringer aus als im August · Ausländer nutzen Einstiegschancen
Die Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten haben im September deutliche Bremsspuren bei den deutschen Onlinebrokern hinterlassen. Obwohl der Deutsche Aktienindex (Dax) im September per saldo um gut 200 Punkte zulegte, gingen die Orderzahlen bei den Onlinebrokern im Vergleich zum August spürbar zurück. Marktführer Comdirect meldete gestern 668 783 ausgeführte Orders – fast ein Drittel weniger, als im Rekordmonat August. „Die Subprime-Krise hat die Anleger verunsichert“, sagte eine Comdirect-Sprecherin. Auslöser der Krise an den Finanzmärkten waren Zahlungsausfälle kapitalschwacher Kreditnehmer am amerikanischen Wohnimmobilienmarkt.
Bei den anderen Onlinebrokern bietet sich ein ähnliches Bild. Auch bei der DAB Bank und Cortal Consors, den größten Konkurrenten der Comdirect, brachen die Orderzahlen ein. Im Gegensatz zu Comdirect veröffentlichen DAB und Consors jedoch keine Monatszahlen. Comdirect gehört zur Commerzbank, die DAB Bank zur HypoVereinsbank-Mutter Unicredit und Consors zur französischen Großbank BNP Paribas.
Ingo Hillen, Chef des auf vermögende und semiprofessionelle Händler spezialisierten Onlinebrokers Sino in Düsseldorf, führt die nachlassende Handelsaktivität der Kunden, die auch sein Haus zu spüren bekam, ebenfalls auf die allgemeine Verunsicherung zurück. „Nach dem guten Lauf im August haben sich viele dazu entschieden, die Sache erst einmal von außen zu beobachten, bevor sie wieder in den Markt gehen“, sagte Hillen. Die Entwicklung sei weit davon entfernt, besorgniserregend zu sein. Hillen wies zudem auf die stark rückläufigen Börsenumsätze im September hin. „Für unser Geschäft entscheidend ist die Börsenaktivität. Wir müssen sehen, dass die Kursgewinne im September bei deutlich niedrigeren Umsätzen zustande gekommen sind.“
Tatsächlich scheint es so zu sein, dass die abwartende Haltung den Vermögen der Kunden nicht geschadet hat. Bei der Comdirect stieg das betreute Kundenvermögen im September um mehr als 500 Mio. Euro auf 20,24 Mrd. Euro. Die anderen Broker berichten eine ähnliche Tendenz. Dies deutet darauf hin, dass die Kunden der Broker im September ihre Positionen gehalten haben und nicht aus ihren Aktienengagements geflohen sind. Ein Cortal-Sprecher verwies zudem auf saisonale Effekte – etwa, dass der September drei Handelstage weniger habe als der August. Zudem sei das dritte Quartal traditionell schwach.
Der langjährige Markttrend, der den September als schwächstem Monat ausweist, wurde auch dieses Jahr bestätigt. Allerdings fiel das dritte Quartal 2007 insgesamt für alle Broker deutlich besser aus als noch 2006. Allein die Comdirect führte von Anfang Juli bis Ende September 2,6 Millionen Orders aus, verglichen mit 1,7 Millionen vor Jahresfrist. „Wir könnten froh sein, wenn wir immer so viele Orders hätten wie im September“, sagte ein Consors-Sprecher.
Während sich deutsche Privatanleger im September in Zurückhaltung übten, schlugen ausländische Investoren dafür um so kräftiger am deutschen Aktienmarkt zu. Sie nutzten die für den September so typischen Kursschwankungen, um verstärkt in deutsche Aktien zu investieren – das galt für Dax und MDax. Meist stammen die Käufer aus den USA und Großbritannien. Der Datendienstleister Thomson Financial verzeichnete bei Dax-Werten vor allem ein gestiegenes Interesse britischer Investoren.
Die meisten Anleger waren nach FTD-Informationen klassische Fondsgesellschaften aus den USA und Großbritannien, aber auch zunehmend Hedge-Fonds. Deutsche Großinvestoren hielten sich dagegen zurück. „Man hatte den Eindruck, dass deutsche Anleger nur zugeschaut haben“, sagte Oliver Opgen-Rhein, Aktienhändler bei HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Quelle: FTD von heute
Von Rolf Lebert, Frankfurt
09.10.2007
Orderzahlen fallen im September deutlich geringer aus als im August · Ausländer nutzen Einstiegschancen
Die Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten haben im September deutliche Bremsspuren bei den deutschen Onlinebrokern hinterlassen. Obwohl der Deutsche Aktienindex (Dax) im September per saldo um gut 200 Punkte zulegte, gingen die Orderzahlen bei den Onlinebrokern im Vergleich zum August spürbar zurück. Marktführer Comdirect meldete gestern 668 783 ausgeführte Orders – fast ein Drittel weniger, als im Rekordmonat August. „Die Subprime-Krise hat die Anleger verunsichert“, sagte eine Comdirect-Sprecherin. Auslöser der Krise an den Finanzmärkten waren Zahlungsausfälle kapitalschwacher Kreditnehmer am amerikanischen Wohnimmobilienmarkt.
Bei den anderen Onlinebrokern bietet sich ein ähnliches Bild. Auch bei der DAB Bank und Cortal Consors, den größten Konkurrenten der Comdirect, brachen die Orderzahlen ein. Im Gegensatz zu Comdirect veröffentlichen DAB und Consors jedoch keine Monatszahlen. Comdirect gehört zur Commerzbank, die DAB Bank zur HypoVereinsbank-Mutter Unicredit und Consors zur französischen Großbank BNP Paribas.
Ingo Hillen, Chef des auf vermögende und semiprofessionelle Händler spezialisierten Onlinebrokers Sino in Düsseldorf, führt die nachlassende Handelsaktivität der Kunden, die auch sein Haus zu spüren bekam, ebenfalls auf die allgemeine Verunsicherung zurück. „Nach dem guten Lauf im August haben sich viele dazu entschieden, die Sache erst einmal von außen zu beobachten, bevor sie wieder in den Markt gehen“, sagte Hillen. Die Entwicklung sei weit davon entfernt, besorgniserregend zu sein. Hillen wies zudem auf die stark rückläufigen Börsenumsätze im September hin. „Für unser Geschäft entscheidend ist die Börsenaktivität. Wir müssen sehen, dass die Kursgewinne im September bei deutlich niedrigeren Umsätzen zustande gekommen sind.“
Tatsächlich scheint es so zu sein, dass die abwartende Haltung den Vermögen der Kunden nicht geschadet hat. Bei der Comdirect stieg das betreute Kundenvermögen im September um mehr als 500 Mio. Euro auf 20,24 Mrd. Euro. Die anderen Broker berichten eine ähnliche Tendenz. Dies deutet darauf hin, dass die Kunden der Broker im September ihre Positionen gehalten haben und nicht aus ihren Aktienengagements geflohen sind. Ein Cortal-Sprecher verwies zudem auf saisonale Effekte – etwa, dass der September drei Handelstage weniger habe als der August. Zudem sei das dritte Quartal traditionell schwach.
Der langjährige Markttrend, der den September als schwächstem Monat ausweist, wurde auch dieses Jahr bestätigt. Allerdings fiel das dritte Quartal 2007 insgesamt für alle Broker deutlich besser aus als noch 2006. Allein die Comdirect führte von Anfang Juli bis Ende September 2,6 Millionen Orders aus, verglichen mit 1,7 Millionen vor Jahresfrist. „Wir könnten froh sein, wenn wir immer so viele Orders hätten wie im September“, sagte ein Consors-Sprecher.
Während sich deutsche Privatanleger im September in Zurückhaltung übten, schlugen ausländische Investoren dafür um so kräftiger am deutschen Aktienmarkt zu. Sie nutzten die für den September so typischen Kursschwankungen, um verstärkt in deutsche Aktien zu investieren – das galt für Dax und MDax. Meist stammen die Käufer aus den USA und Großbritannien. Der Datendienstleister Thomson Financial verzeichnete bei Dax-Werten vor allem ein gestiegenes Interesse britischer Investoren.
Die meisten Anleger waren nach FTD-Informationen klassische Fondsgesellschaften aus den USA und Großbritannien, aber auch zunehmend Hedge-Fonds. Deutsche Großinvestoren hielten sich dagegen zurück. „Man hatte den Eindruck, dass deutsche Anleger nur zugeschaut haben“, sagte Oliver Opgen-Rhein, Aktienhändler bei HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Quelle: FTD von heute