Preise erreichen neue Höchststände
Teures Öl verärgert Autoindustrie
Der Ölpreis hat seinen Höhenflug am Montag mit neuen Rekordständen fortgesetzt. Er marschiert auf 60 US-Dollar zu.
HB NEW YORK. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate kostete im frühen Handel in der Spitze 59,18 Dollar. Am Freitag war die Notierung mit dem Rekordstand von 58,47 US-Dollar aus dem Handel gegangen. In den vergangenen 30 Tagen ist der Ölpreis damit um gut zehn Dollar gestiegen.
Die deutschen Autofahrer haben die Erhöhungen schon zu spüren bekommen. In der vergangenen Woche mussten die Autofahrer in Deutschland an Markentankstellen schon Rekordpreise bezahlen. Super kostete durchschnittlich 1,24 Euro, Diesel 1,09 Euro.
Wegen der hohen Kraftstoffpreise verlangten Spitzenmanager der deutschen Automobilbranche ein Eingreifen der Politik. Der für die Marken Opel und Saab verantwortliche Europa-Präsident des Autoherstellers General Motors, Carl-Peter Forster, sagte der „Bild“-Zeitung: „Ein Benzingipfel ist jetzt dringend notwendig, um die Verbraucher zu entlasten. Autofahren muss erschwinglicher werden.“ Der Vorstandsvorsitzende der Ford-Werke, Bernd Mattes, meinte: „Die Belastung der Autofahrer ist zu hoch. Jede Möglichkeit zur Kostensenkung sollte geprüft werden.“
Einem Benzingipfel bei der Bundesregierung räumen Experten kaum realistische Chancen ein. Die Verbraucherpreise für Mineralölprodukte liegen in Deutschland vor allem deshalb höher als in den meisten anderen Ländern der EU, weil die Steuerbelastung höher ist. Ohne Steuern lägen die deutschen Benzinpreise in Europa auf Platz 20 unter 25 Staaten, mit Steuern jedoch auf Platz 4.
Das Preishoch an den internationalen Rohöl- und Produktmärkten kostet aber nicht nur die Autofahrer in Deutschland viel Geld. Auch Heizöl war nach einer Erhebung des Hamburger Energie-Informationsdiensts EID mit durchschnittlich 54,45 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3 000 Litern) so teuer wie noch nie.
„Der Schwung wird wohl auch für die Marke von 60 Dollar ausreichen“, sagte Rohstoffanalyst Daniel Hynes von der ANZ Bank. Derzeit gebe es nichts, was den Ölpreisanstieg aufhalten könnte. Die Ausweitung der Förderquoten der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) in der vergangenen Woche hatte zu keiner Entspannung an den internationalen Ölmärkten gesorgt. Mit der beginnenden Sommerreisesaison in den USA und Europa stünden die Benzinvorräte und damit die knappen Raffineriekapazitäten und nicht die Rohölförderung im Mittelpunkt des Interesses.
HANDELSBLATT, Montag, 20. Juni 2005, 07:49 Uhr