sagt Faith Bivol, Chefvolkswirt der IEA (Internationale Erdölagentur) in Paris. Seine These, der ich zustimme, lautet: "Unsicherheit und zu wenig Investitionen treiben den Ölpreis." Und meines Erachtens hat er vergessen, dass an der Unsicherheit gewisse Kreise aus der Invesmentbänksterszene (ob man das mit "g" schreiben muss, um den Gangstercharakter stärker zu betonen, müsste ich bei der Dudenredaktion einmal recherchieren) zusätzlich noch schaukeln.
BörseOnline: Wie lange kann die Welt auf Öl als Hauptenergieträger bauen?
Bivol: Selbst wenn konventionelles Öl in 40 bis 50 Jahren erschöpft ist und Nordseeöl schon jetzt abnimmt, ist das Problem nicht die Menge der Ölreserven, sondern ein stabiles Preisumfeld, das Investitionen rentabel macht
Soweit ein Interview aus der Wirtschaftswoche.
Und nun muss man sich fragen: Haben die großen Energielieferanten ein dauerhaftes Interesse am jetzigen Preisniveau? Ich meine nein, denn das würde genau die Investitionen in Gang setzen, die das Angebot erhöhen. Wir werden also bald ein Preisrutsch erleben, um die Investoren in Energieprojekte zu verunsichern - wenn sich die Anbieter koordinieren, was aber nicht so ganz einfach ist, weil ihre Interessen divergieren. Gelingt den Anbietern nicht bald das Herbeiführen eines Preisrutsches, kommt er eben etwas später - und zwar durch das höhere Angebot, das die verstärkten Investitionen herbeigeführt haben.
Sollte die Staaten oder z.B. die IEA eingreifen? Schwer zu sagen, da man in den Preismechnismus eingegreift - auf der anderen Seite geschieht das allerdings auch. Meines Erachtens sollte man die Subventionierung von erneuerbaren Energie flexiblisieren - weniger Förderung wenn die Energiepreise hoch sind, um Windfallprofite zu verhindern, und mehr Förderung, wenn die Energiepreis niedrig sind, um die Investitionen nicht einschlafen zu lassen. Aber das ist in der Tat schwieriger als mit Worten, da Förderung und Besteuerung auch den Säckel der Finanzminister beeinflussen.
Was man heute tun kann, ist die Schaffung von mehr Transparenz, um den Investmentbäng(k)stern das Schaffen von zusätzlicher Unsicherheit zu der unvermeidlichen zu erschweren. Das gilt aber nicht nur für die Ölmarkte, sondern auch für die Finanzmärkte. Als bekennender Fan von Greenspan muss ich ihm trotzdem vorhalten, dass er zu sehr seine schützenden Hände über dieses Ottergezücht gehalten hat, die sicher sehr viel gefährlicher für die Welt sind als Al Kaida - ich hoffe, dass der Mr. Barnanke das nicht mehr in dem Umfang tut. Ein Meilenstein könnte in dieser Hinsicht auch das Ende der Amtszeit von Bush sein, der einige von dieser Truppe gar in seiner Regierungsmannschaft hat - der Nachfolger von Bush, ob Republikaner oder Demokrat, wird diesen Spuk meines Erachtens kleiner halten. So bleibt als letzte Bastion Großbritannien, die sich schwer tun werden, den Verbrechern das Handwerk zu legen, denn sie verdienen glänzend an ihnen. Die hohen Gewinne, die bei der Ausbeutung der Menschheit durch die Investmentbänkster entstehen, werden schließlich zu einem hohen Teil in Großbritannien versteuert und machen dort ein wesentlichen Teil des Wohlstandes aus. Insofern halte ich Großbritannien für den Rest der Welt für sehr viel gefährlicher als Rauschgiftländer wie Kolumbien und Afghanistan. Dass sich der Blair dann auch noch erdreistet einen Britenrabatt in der EU zu erpressen, schlägt dem Fass den Boden aus - man sollte den Blair schlicht und einfach aus der EU rausschmeissen.