„Es gibt zu wenig Öl am Markt“
21.11.2007 | 18:24 | (Die Presse)
Der Ölpreis pendelt um 100 Dollar. Laut IEA kann die Förderung den Bedarf bald nicht mehr decken.
Daher sehe Ich, bzw. sehe die Prognose zwischen 100 - 110 US$ pendeln, in kurzer baldigen Zeit.
Wien (jaz). Seit dem Sommer kennt der Ölpreis nur noch eine Richtung: nach oben. Am späten Mittwochnachmittag erreichte er einen neuen Höchststand und befindet sich nur noch knapp unter der symbolträchtigen 100-Dollar-Marke. Ein Fass (159 Liter) der US-Standardmarke West Texas Intermediate kostete 99,29 Dollar. Ein Plus von rund 45 Prozent seit Mitte August. Experten erwarten, dass der Ölpreis bereits in den nächsten Tagen dreistellig notiert.
„Es gibt zu wenig Öl am Markt. Wenn es zu keiner deutlichen Steigerung der Fördermenge und einem Rückgang beim Verbrauch kommt, dann werden wir auch in Zukunft Preise auf diesem hohen Niveau haben“, meint dazu Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energieagentur, in Wien vor Journalisten. Seiner Meinung nach ist die derzeitige Preisexplosion nicht durch Spekulationen getrieben, wie es die Sichtweise der Opec ist, sondern hat fundamentale Gründe. „Natürlich beeinflussen auch Spekulanten die Preise. Ihr Einfluss wäre jedoch eher gering, wenn wir nicht bereits eine so angespannte Lage hätten.“ Und auch die Dollarschwäche könne die Situation nicht erklären. „Die Produktion eines Fasses Öl im Nahen Osten kostet 20 Dollar. Der Verkaufspreis beträgt das Vier- bis Fünffache. Das ist auch mit einem schwachen Dollar noch ein gutes Geschäft.“
Er plädiert für eine kräftige Anhebung der Förderung von derzeit 85 Mio. Fass pro Tag. Eine konkrete Zahl will er nicht nennen. Dies sei Sache der Opec, die als einzige noch die Möglichkeit zu einer Förderausweitung habe. „Die Förderung der Nicht-Opec-Mitglieder ist nicht mehr erweiterbar und sinkt.“ Ein Indikator sei jedoch die vorhandene Reserve-Förderkapazität. „Derzeit könnten rund drei Mio. Fass pro Tag zusätzlich gefördert werden. In den 80er und 90er Jahren hatten wir bei einem deutlich kleineren Ölmarkt eine Reserve-Kapazität von fünf Mio. Fass pro Tag. Das wäre ein komfortabler Polster“, so Birol.
Chinesische Autos treiben die Nachfrage
Doch nicht nur die Angebotsseite sei für den Preisanstieg verantwortlich. So sorgen vor allem die beiden Boom-Nationen China und Indien für eine rasant steigende Nachfrage. „Im Jahr 2030 wird China 13 Mio. Fass pro Tag verbrauchen. Das entspricht dem derzeitigen Verbrauch der USA. Zu diesem Zeitpunkt werden 140 von 1000 Chinesen ein Auto besitzen. In der EU besitzen bereits jetzt 680 von 1000 Personen ein Auto. Diese Zahlen veranschaulichen die zukünftige Entwicklungsperspektive. Wenn sich auf der Angebots- und der Nachfrageseite nichts Grundsätzliches ändert, wird es zu einem Versorgungsengpass kommen“, sagt Birol.
Wobei man den Chinesen und Indern nicht vorwerfen könne, dass sie derzeit ein starkes Wirtschaftswachstum haben. Europa und die USA müssten diesen Ländern jedoch Angebote – wie den Transfer von Energiespartechnologie – machen, damit sich die Nachfrage abschwächt.
„Bewegen uns auf dünnem Eis“
Ein weiteres Problem sei die steigende Abhängigkeit von einigen wenigen Lieferländern. „Zuwächse bei der Förderung kommen nur noch aus fünf Ländern: Saudiarabien, dem Irak, Iran, Kuwait und den Vereinigten Emiraten.“ Dort seien die Ölreserven auch in der Hand der staatlichen Ölgesellschaften und nicht mehr der Ölmultis. „Letztere haben bislang bei Preisanstiegen immer den Ölhahn aufgedreht“, so Birol.
Derzeit würde sich der globale Ölmarkt daher auf „sehr dünnem Eis bewegen“. „Alle sind nervös. Ein kleiner Zwischenfall in einer Raffinerie oder bei einer Pipeline könnte zu einem weiteren Preissprung führen.“ Dennoch wird die IEA nicht empfehlen, die Ölreserven anzuzapfen. „Das sollte nur passieren, wenn es einen physischen Versorgungsengpass gibt.“
www.diepresse.com/home/wirtschaft/economist/344873/index.do
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21.11.2007 | 18:24 | (Die Presse)
Der Ölpreis pendelt um 100 Dollar. Laut IEA kann die Förderung den Bedarf bald nicht mehr decken.
Daher sehe Ich, bzw. sehe die Prognose zwischen 100 - 110 US$ pendeln, in kurzer baldigen Zeit.
Wien (jaz). Seit dem Sommer kennt der Ölpreis nur noch eine Richtung: nach oben. Am späten Mittwochnachmittag erreichte er einen neuen Höchststand und befindet sich nur noch knapp unter der symbolträchtigen 100-Dollar-Marke. Ein Fass (159 Liter) der US-Standardmarke West Texas Intermediate kostete 99,29 Dollar. Ein Plus von rund 45 Prozent seit Mitte August. Experten erwarten, dass der Ölpreis bereits in den nächsten Tagen dreistellig notiert.
„Es gibt zu wenig Öl am Markt. Wenn es zu keiner deutlichen Steigerung der Fördermenge und einem Rückgang beim Verbrauch kommt, dann werden wir auch in Zukunft Preise auf diesem hohen Niveau haben“, meint dazu Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energieagentur, in Wien vor Journalisten. Seiner Meinung nach ist die derzeitige Preisexplosion nicht durch Spekulationen getrieben, wie es die Sichtweise der Opec ist, sondern hat fundamentale Gründe. „Natürlich beeinflussen auch Spekulanten die Preise. Ihr Einfluss wäre jedoch eher gering, wenn wir nicht bereits eine so angespannte Lage hätten.“ Und auch die Dollarschwäche könne die Situation nicht erklären. „Die Produktion eines Fasses Öl im Nahen Osten kostet 20 Dollar. Der Verkaufspreis beträgt das Vier- bis Fünffache. Das ist auch mit einem schwachen Dollar noch ein gutes Geschäft.“
Er plädiert für eine kräftige Anhebung der Förderung von derzeit 85 Mio. Fass pro Tag. Eine konkrete Zahl will er nicht nennen. Dies sei Sache der Opec, die als einzige noch die Möglichkeit zu einer Förderausweitung habe. „Die Förderung der Nicht-Opec-Mitglieder ist nicht mehr erweiterbar und sinkt.“ Ein Indikator sei jedoch die vorhandene Reserve-Förderkapazität. „Derzeit könnten rund drei Mio. Fass pro Tag zusätzlich gefördert werden. In den 80er und 90er Jahren hatten wir bei einem deutlich kleineren Ölmarkt eine Reserve-Kapazität von fünf Mio. Fass pro Tag. Das wäre ein komfortabler Polster“, so Birol.
Chinesische Autos treiben die Nachfrage
Doch nicht nur die Angebotsseite sei für den Preisanstieg verantwortlich. So sorgen vor allem die beiden Boom-Nationen China und Indien für eine rasant steigende Nachfrage. „Im Jahr 2030 wird China 13 Mio. Fass pro Tag verbrauchen. Das entspricht dem derzeitigen Verbrauch der USA. Zu diesem Zeitpunkt werden 140 von 1000 Chinesen ein Auto besitzen. In der EU besitzen bereits jetzt 680 von 1000 Personen ein Auto. Diese Zahlen veranschaulichen die zukünftige Entwicklungsperspektive. Wenn sich auf der Angebots- und der Nachfrageseite nichts Grundsätzliches ändert, wird es zu einem Versorgungsengpass kommen“, sagt Birol.
Wobei man den Chinesen und Indern nicht vorwerfen könne, dass sie derzeit ein starkes Wirtschaftswachstum haben. Europa und die USA müssten diesen Ländern jedoch Angebote – wie den Transfer von Energiespartechnologie – machen, damit sich die Nachfrage abschwächt.
„Bewegen uns auf dünnem Eis“
Ein weiteres Problem sei die steigende Abhängigkeit von einigen wenigen Lieferländern. „Zuwächse bei der Förderung kommen nur noch aus fünf Ländern: Saudiarabien, dem Irak, Iran, Kuwait und den Vereinigten Emiraten.“ Dort seien die Ölreserven auch in der Hand der staatlichen Ölgesellschaften und nicht mehr der Ölmultis. „Letztere haben bislang bei Preisanstiegen immer den Ölhahn aufgedreht“, so Birol.
Derzeit würde sich der globale Ölmarkt daher auf „sehr dünnem Eis bewegen“. „Alle sind nervös. Ein kleiner Zwischenfall in einer Raffinerie oder bei einer Pipeline könnte zu einem weiteren Preissprung führen.“ Dennoch wird die IEA nicht empfehlen, die Ölreserven anzuzapfen. „Das sollte nur passieren, wenn es einen physischen Versorgungsengpass gibt.“
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