Oberbürgermeister Bürgel lehnt Rücktritt ab

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ottifant:

Oberbürgermeister Bürgel lehnt Rücktritt ab

 
20.06.02 14:48


„Es geht um meine Reputation in dieser Stadt“ / OB lässt offen, ob er die Annullierung seiner Wahl akzeptieren würde
Von Martin Bernstein
Dachau - Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel lehnt einen Rücktritt weiterhin ab. Für den Fall, dass das Landratsamt auch die OB-Wahl für ungültig erklären sollte, würde er die Begründung erst juristisch prüfen und dann entscheiden, ob er die Annullierung akzeptiert.
Erstmals nach der vorübergehenden Inhaftierung zweier CSU-Stadträte und dem Rücktritt der Dachauer CSU-Vorsitzenden Gertrud Schmidt-Podolsky äußerte sich Bürgel gestern im Gespräch mit der Dachauer SZ zu den Vorgängen. Ob er an Rücktritt gedacht habe? „Natürlich denkt man immer dran“, sagte Bürgel. Doch inzwischen habe er sich entschieden – „für die klare rechtliche Linie“. Das sei er der Stadt („Es ist ganz wichtig, dass Dachau jetzt eine Führung hat“) ebenso schuldig wie seiner persönlichen Reputation, sagt Bürgel: „Und um die werde ich kämpfen.“ Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, so der Oberbürgermeister, deshalb komme ein Rücktritt nicht in Frage, wäre aus Sicht Bürgels gar so etwas wie das Eingeständnis eigener Verfehlungen.
Zur Frage, ob er mit seiner Haltung Druck von außen ausgesetzt sei, äußerte sich Bürgel nicht. Er sagte aber: „Es ist ein harter Weg, den ich gehen muss.“ In den vergangenen Tagen war deutlich geworden, dass die CSU- Führung bis hinauf zu Parteichef Edmund Stoiber einen Rücktritt des Dachauer Oberbürgermeisters begrüßen würde, um den Bundestagswahlkampf nicht zu belasten.

Ob Bürgel seinen Posten räumt, wenn das Landratsamt die OB-Wahl annulliert, ist ebenfalls offen. Er werde eine Ungültigkeitserklärung „erst prüfen, dann entscheiden“. CSU-Generalsekretär Thomas Goppel hatte jüngst angedeutet, dass die CSU amtlichen Entscheidungen nicht im Weg stehen werde. Eine Anfechtung Bürgels könnte mögliche Neuwahlen des Oberbürgermeisters erheblich verzögern.
Bürgel räumte ein, dass die Situation schwierig sei. Angesichts fast täglicher neuer Meldungen zum Wahlskandal könne er nichts anderes tun als „von Tag zu Tag den Job machen“. Was die Zukunft angeht, zeigt er sich dennoch – auch ohne Hoffnung auf eine eigene Mehrheit – gedämpft optimistisch: Die Ermittlungen würden beweisen, dass er nichts mit den Wahlfälschungen zu tun habe. Dann könne zu einem neu gewählten Stadtrat wieder ein Verhältnis entstehen, das Zusammenarbeit ermögliche. Peter Bürgel: „Wir sind gewählt worden, damit wir alle arbeiten.“
Diogenes:

up!

 
20.06.02 14:53
Klar, Hauptsache man ist Bürgermeister / Stadtrat / Bundeskanzeler (???)...
Was Bush in Florida kann das kann die CSU in Bayern schon lange. Immerhin ist ja Bush auch nicht zurückgetreten.
Sieger's Papa:

@ ottifant

 
20.06.02 14:59
Hier in NRW an mir vorbeigegangen, hab dann mal gesucht und nur das gefunden:

Kommunalwahl in Dachau wegen Wahlfälschung für CSU ungültig erklärt  

München (dpa) - Wegen Wahlfälschung zu Gunsten der CSU sind die Kommunalwahlen in der oberbayerischen Kreisstadt Dachau offiziell für ungültig erklärt worden. Das teilten die zuständigen Aufsichtsbehörden mit. Der Stichentscheid um das Oberbürgermeisteramt soll nach dem Willen der CSU aber nicht wiederholt werden. Bei den Wahlen vom 3. März war es in Dachau zu massiven Unregelmäßigkeiten gekommen. Vermutlich mehr als 700 Stimmzettel wurden zu Gunsten der CSU gefälscht. 3500 Wahlscheine sind spurlos verschwunden.

© dpa - Meldung vom 19.06.2002 17:23 Uhr


Hast Du noch mehr infos? Interessant, dass das nicht grösser aufgehängt wird ;-)

Gruss
Sieger's Papa
ottifant:

Sowas schreibt man nicht in Bayern

 
20.06.02 15:07
Überall sonst wird ein Riesenskandal drausgemacht, aber eben nicht hier.

Mehr unter
www.Wahlbetrug-in-Dachau.de
oder Süddeutsche Zeitung
Diogenes:

Klar,

 
20.06.02 15:18
dass gewisse Herrschaften in Bayern keinerlei Wert darauf legen, dass dies bundesweit bekannt wird - denn:

Wer einmal fälscht, dem glaubt man nicht...

Wer würde denn im September eine Partei wählen, die sich solcher mittel bedient?
Wolkenstein:

Der Mann hat recht

 
20.06.02 15:24
Schliesslich steht nicht nur sein guter Ruf (welcher denn?) sondern auch seine Pension auf dem Spiel, -ach ja, und Arbeitslose gibt es schon genug !
ottifant:

In jedem Afrikanischen Buschstaat

 
20.06.02 15:31
kommen UNO Wahlbeobachter, die sollten auch mal wieder in Bayern eingestetzt
werden, damit unsere junge Demokratie weiter besteht.
Diogenes:

Hier herrscht Demokratie?

 
20.06.02 15:41
Ich dachte, man darf nur die eine Partei wählen.

Darum sind auch die Stifte in den Wahlkabinen zur Sicherheit so kurz angebunden, damit man nur bei der ersten Liste ein Kreuzchen machen kann ;-)
ottifant:

Und up damit es jeder lesen kann

 
20.06.02 16:33
ottifant:

Wahl-Skandal löst parteiinterne Machtprobe aus

 
24.06.02 09:19
Dachaus OB verärgert die CSU-Spitze

Trotz Kritik von Goppel und Beckstein will Rathauschef Bürgel
gegen die Wahl- Wiederholung klagen
Im Skandal um die gefälschte OB- und Stadtratswahl in Dachau
bahnt sich eine Machtprobe zwischen Rathauschef Peter Bürgel
und der CSU-Spitze in München an. Der Grund: Der seit 2. Mai
amtierende CSU- Oberbürgermeister erklärte am Freitag, er
werde sich gegen eine Wiederholung der OB-Stichwahl
gerichtlich wehren. Damit wäre der Weg zu einer raschen
Nachwahl versperrt. Die Ankündigung Bürgels stieß bei
CSU-Generalsekretär Thomas Goppel und bei Innenminister
Günther Beckstein auf Unverständnis.
Auf Weisung der Regierung von Oberbayern muss die Stichwahl
wegen konkreter Hinweise auf Wahlmanipulationen für ungültig
erklärt werden. Bei einem Verzicht Bürgels auf eine Klage vor
dem Verwaltungsgericht könnten schon in drei Monaten
Nachwahlen in Dachau stattfinden. Vor diesem Hintergrund hatte
CSU-Generalsekretär Goppel noch am Donnerstag Abend die
Entscheidung der Regierung von Oberbayern begrüßt und
erklärt: „Wie immer das ausgeht, wichtig ist, dass das Thema
jetzt zu Ende ist.“ Um so mehr stieß die Ankündigung des
Dachauer Oberbürgermeisters, er wolle gerichtlich gegen die
Wiederholung der Stichwahl vorgehen, gestern weitgehend auf
Kritik – auch bei seinen Parteifreunden.
So stellte sich Innenminister Beckstein nach Angaben seines
Sprechers uneingeschränkt hinter die Entscheidung der
Bezirksregierung und drängte auf eine „saubere Lösung“. Goppel
wiederum ließ erklären, der Dachauer OB stehe vor der
„Entscheidung zwischen politischer Klugheit und dem Wunsch
nach dem Nachweis seiner persönlichen Seriosität und

Integrität“. In CSU-Parteikreisen wurde Goppels Erklärung als
eine deutliche Aufforderung an Bürgel interpretiert, er möge doch
auf den Klageweg verzichten.

Deutliche Kritik kam vom Vorsitzenden des Bayerischen
Städtetages, dem Landshuter Oberbürgermeister Josef Deimer
(CSU). Ein Rathaus-Chef brauche einen „freien Kopf für seine
Arbeit“ und könne nicht dauernd „so einen Ballast mit sich
rumschleppen“, sagte Deimer zur Süddeutschen Zeitung. Weiter
erklärte der Städtetags-Vorsitzende, Bürgel könnte bei vielen
Bürgern an Sympathie gewinnen, wenn er „so schnell wie
möglich reinen Tisch machen würde“. Der
SPD-Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer warnte Bürgel
davor, Nachwahlen zu verzögern. „Es wäre sauber, wenn er die
Entscheidung der Regierung von Oberbayern zur Kenntnis
nähme und sich fügte“, sagte Gantzer. Ähnlich äußerte sich die
Grünen-Abgeordnete Susanna Tausendfreund. Sie appellierte an
Bürgel, das „beschämende Trauerspiel“ schnell zu beenden.

Der Dachauer CSU-Ortsverband allerdings steht noch zu Bürgel.
„Nach dem augenblicklichen Informationsstand ist es so, dass
eigentlich für eine Annullierung keine materiellen Gründe
vorliegen“, sagte Dachaus CSU-Sprecher Helmuth Freunek.
Es gibt keine neuen Beiträge.


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