15. Feb. 2002 Gebrannte Kinder scheuen das Feuer. Und von geschönten Bilanzen in die Irre geführte Investoren meiden Aktien, bei denen nur der Verdacht aufkommt, dass die Bilanzpolitik zu großzügig ausgelegt wurde. So dürfte es auch Nvidia ergehen. Ein erster Vorgeschmack, was dem Aktienkurs blühen könnte, gab's am Donnerstag bereits nachbörslich in den USA: Die Aktie büßte zwölf Prozent auf 55 Dollar ein.
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Ist Nvidia das nächstes Bilanzmonster?Der Hersteller von Halbleitern für Grafikkarten bestätigte, dass die amerikanische Börsenaufsicht SEC bezüglich der Bilanzierungspraktiken ermittelt. Auf dem Prüfstand steht die Verbuchung von Rückstellungen im vierten Quartal 2000 und im ersten Quartal 2001 sowie die angeführten Produktkosten im zweiten und dritten Quartal 2001.
Weitere Kursverluste wahrscheinlich„Dies sind ganz offensichtlich schlechte Nachrichten für Nvidia“, sagt Fondsmanager Mike Cohen von Alpha Analystics Digital Future Fund. Nach den Erfahrungen mit Enron reagiere der Aktienmarkt besonders sensibel auf solche Meldungen. Weitere Kursverluste sind also wahrscheinlich, immerhin hat sich der Kurs im vergangenen Jahr vervierfacht und war von der Wertentwicklung die beste Aktie im S&P 500. In eine solche Aktienperformance haben die Anleger aber sehr große Hoffnungen hinein gelegt, bei Enttäuschungen reagieren sie daher entsprechend heftig.
Die SEC ermittelte im vergangenen Jahr bereits gegen Mitarbeiter von Nvidia im Zusammenhang mit Insiderhandel. Ein ehemaliger Mitarbeiter ist im Dezember zu 250.000 Dollar Strafe verurteilt worden. Er hatte Aktien mit der Insider-Information gekauft, dass Nvidia für die Xbox von Microsoft Chips liefert. Im Zuge dieser Untersuchung ist die Börsenaufsicht wahrscheinlich auf weitere Ungereimtheiten gestoßen. Nvidia selbst hat bereits ein eigenes Komitee eingerichtet, dass die Geschäftsberichte überprüft.
Fundamentale Daten stimmenBis auf die Zweifel der Anleger daran, ob die Zahlen von Nvidia tatsächlich so stimmen, geht es dem Unternehmen aus fundamentaler Sicht weiterhin gut. Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres hat Nvidia den Gewinn je Aktie mit 42 Cents mehr als verdoppelt. Zugleich hat das Halbleiter-Unternehmen seine Prognosen für das laufende Jahr deutlich nach oben genommen. Der Gewinn soll auf 1,70 bis 1,75 Dollar steigen, das ist weit mehr Wachstum als die Analysten bislang angenommen hatten. So liegen die Schätzungen laut Bloomberg für den Gewinn je Aktie bislang bei 1,42 Dollar.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Grund der nun anstehenden höheren Gewinnschätzungen und der nachbörslichen Kursverluste liegt nun bei 32 und damit auf einem vertretbaren Niveau aus fundamentaler Sicht. Standard & Poor's hatte die Aktie zuletzt erst auf „Kaufen“ hochgestuft, weil die Analysten von einer langfristigen Wachstumsrate von 35 Prozent ausgehen. Die Gewinnsituation sei bei Nvidia wesentlich besser als bei den meisten Unternehmen.
Schlechtes Chance-Risiko-VerhältnisOb die Kursverluste allerdings schon als Einstiegschance zu werten sind, ist fraglich. Vielmehr dürften die Ermittlungen der SEC den Kurs solange unter Druck halten, bis die letzten Zweifel ausgeräumt sind. Derzeit zweifeln Anleger aber erst einmal jede Bilanz an und ziehen sich bei den ersten Anzeichen von Unregelmäßigkeiten aus der Aktie zurück. Schließlich hätten die Anleger Verluste vermieden, wenn sie bei Enron bereits bei den ersten Andeutungen ihre Depots um diese Titel bereinigt hätten.
Zudem sieht die charttechnische Lage bei der Nvidia nicht mehr so rosig aus. Der steile Aufwärtstrend aus dem September ist gebrochen. Der langfristige Aufwärtstrend ist zwar noch intakt, allerdings verläuft dieser aktuell bei rund 40 Dollar. Damit hat die Aktie noch Luft nach unten.
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Gruß
Happy End