ftd.de, Mo, 17.12.2001, 10:41, aktualisiert: Mo, 17.12.2001, 12:16
Analysten sehen nach gestiegenem Ifo-Index noch keine Trendwende
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im November etwas aufgehellt. Der wichtige Ifo-Geschäftsklimaindex ist das erste Mal seit Monaten gestiegen. Analysten bleiben dennoch vorsichtig.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei von 84,7 Punkten im Oktober auf 84,9 Punkte im November gestiegen, teilte das Ifo-Institut am Montag in München mit. Es ist das erste Mal seit Juli, dass die Münchner Experten einen Aufwärtstrend beobachten. Marktbeobachter hatten mit einer leichten Erholung gerechnet. Der Zuwachs blieb aber hinter den Schätzungen von Analysten zurück. Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September war der Index stark eingebrochen.
Deutlich besser wurden in Westdeutschland vor allem die Geschäftserwartungen: Der Index kletterte im Berichtszeitraum von 89,6 Punkte auf 90,9 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ging hingegen von 79,9 Punkten auf 79,1 Indexpunkte zurück.
Deutliche Steigerung in Ostdeutschland
Deutlicher als in Westdeutschland kletterte der Ifo-Geschäftsklimaindex in Ostdeutschland. Hier stieg der Index von 96,5 Punkten im Oktober auf 97,3 Punkte im November. Die Geschäftserwartungen kletterten von 79,1 Punkten auf 80,5 Punkte. Unverändert blieb die Einschätzung der laufenden Geschäfte, die im November wie im Oktober bei 115,1 Indexpunkten lag.
Der leichte Index-Anstieg signalisiert nach Einschätzung von Ifo-Volkswirt Gernot Nerb noch keine konjunkturelle Wende, es gebe aber Hoffnung auf eine baldige Erholung. "Der Anstieg der Erwartungen ist ein erster Anhaltspunkt, dass sich der Abschwung zumindest verlangsamt", sagte Nerb. Es sei allerdings zu früh, um mit Sicherheit von einer Wende zu sprechen. "Erst ein Anstieg in drei aufeinander folgenden Monaten ist ein sicheres Zeichen für eine Erholung."
Spielraum für EZB-Leitzinssenkung
Die Europäische Zentralbank (EZB) habe Spielraum für eine Leitzinssenkung. "Dies ist eine Konstellation, die man in der Nähe von einem unteren Wendepunkt erwartet: die Erwartungen verbessern sich, während sich die gegenwärtige Lage weiter verschlechtert", sagte Nerb. Trotz des zaghaften Anstiegs und des sehr niedrigen Niveaus sprach Nerb von "einem vorsichtigen Licht am Ende des Tunnels."
"Das Plus ist ein technischer Reflex und signalisiert noch keine konjunkturelle Wende in Deutschland", sagte Jörg Krämer von Invesco Asset Management. Ähnlich niedrigen Index-Niveaus seien in der Vergangenheit stets Rezessionen gefolgt. Die EZB werde ihre Wachstumserwartungen weiter nach unten revidieren, weswegen er am 3. Januar eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte auf dann 2,75 Prozent im Schlüsselzins erwartet.
Trendwende erkennbar
Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin sprach dagegen zurückhaltend von einer erkennbaren Trendwende. "Angesichts der deutlich verbesserten Rahmenbedingungen hätte der Anstieg beim Geschäftsklima deutlicher ausfallen können. Die Daten lassen eine Trendwende erkennen, auch wenn die Lage noch als sehr schlecht eingeschätzt wird". Die Verbesserung der Geschäftserwartungen deute auf einen besseren Ausblick hin. "Aus meiner Sicht könnten wir im ersten Quartal 2002 schon wieder leicht positive Wachstumsraten in Deutschland sehen."
Der Geschäftsklimaindex gilt als eines der wichtigsten Stimmungsbarometer der Wirtschaft und wird vom Ifo-Institut monatlich in einer Umfrage unter 7000 Unternehmen ermittelt. Das Ifo-Barometer spiegelt die Einschätzung der laufenden Geschäfte und die Erwartungen in die künftige Entwicklung bei Unternehmen in der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone wider.
© 2001 Financial Times Deutschland
Analysten sehen nach gestiegenem Ifo-Index noch keine Trendwende
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im November etwas aufgehellt. Der wichtige Ifo-Geschäftsklimaindex ist das erste Mal seit Monaten gestiegen. Analysten bleiben dennoch vorsichtig.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei von 84,7 Punkten im Oktober auf 84,9 Punkte im November gestiegen, teilte das Ifo-Institut am Montag in München mit. Es ist das erste Mal seit Juli, dass die Münchner Experten einen Aufwärtstrend beobachten. Marktbeobachter hatten mit einer leichten Erholung gerechnet. Der Zuwachs blieb aber hinter den Schätzungen von Analysten zurück. Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September war der Index stark eingebrochen.
Deutlich besser wurden in Westdeutschland vor allem die Geschäftserwartungen: Der Index kletterte im Berichtszeitraum von 89,6 Punkte auf 90,9 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ging hingegen von 79,9 Punkten auf 79,1 Indexpunkte zurück.
Deutliche Steigerung in Ostdeutschland
Deutlicher als in Westdeutschland kletterte der Ifo-Geschäftsklimaindex in Ostdeutschland. Hier stieg der Index von 96,5 Punkten im Oktober auf 97,3 Punkte im November. Die Geschäftserwartungen kletterten von 79,1 Punkten auf 80,5 Punkte. Unverändert blieb die Einschätzung der laufenden Geschäfte, die im November wie im Oktober bei 115,1 Indexpunkten lag.
Der leichte Index-Anstieg signalisiert nach Einschätzung von Ifo-Volkswirt Gernot Nerb noch keine konjunkturelle Wende, es gebe aber Hoffnung auf eine baldige Erholung. "Der Anstieg der Erwartungen ist ein erster Anhaltspunkt, dass sich der Abschwung zumindest verlangsamt", sagte Nerb. Es sei allerdings zu früh, um mit Sicherheit von einer Wende zu sprechen. "Erst ein Anstieg in drei aufeinander folgenden Monaten ist ein sicheres Zeichen für eine Erholung."
Spielraum für EZB-Leitzinssenkung
Die Europäische Zentralbank (EZB) habe Spielraum für eine Leitzinssenkung. "Dies ist eine Konstellation, die man in der Nähe von einem unteren Wendepunkt erwartet: die Erwartungen verbessern sich, während sich die gegenwärtige Lage weiter verschlechtert", sagte Nerb. Trotz des zaghaften Anstiegs und des sehr niedrigen Niveaus sprach Nerb von "einem vorsichtigen Licht am Ende des Tunnels."
"Das Plus ist ein technischer Reflex und signalisiert noch keine konjunkturelle Wende in Deutschland", sagte Jörg Krämer von Invesco Asset Management. Ähnlich niedrigen Index-Niveaus seien in der Vergangenheit stets Rezessionen gefolgt. Die EZB werde ihre Wachstumserwartungen weiter nach unten revidieren, weswegen er am 3. Januar eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte auf dann 2,75 Prozent im Schlüsselzins erwartet.
Trendwende erkennbar
Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin sprach dagegen zurückhaltend von einer erkennbaren Trendwende. "Angesichts der deutlich verbesserten Rahmenbedingungen hätte der Anstieg beim Geschäftsklima deutlicher ausfallen können. Die Daten lassen eine Trendwende erkennen, auch wenn die Lage noch als sehr schlecht eingeschätzt wird". Die Verbesserung der Geschäftserwartungen deute auf einen besseren Ausblick hin. "Aus meiner Sicht könnten wir im ersten Quartal 2002 schon wieder leicht positive Wachstumsraten in Deutschland sehen."
Der Geschäftsklimaindex gilt als eines der wichtigsten Stimmungsbarometer der Wirtschaft und wird vom Ifo-Institut monatlich in einer Umfrage unter 7000 Unternehmen ermittelt. Das Ifo-Barometer spiegelt die Einschätzung der laufenden Geschäfte und die Erwartungen in die künftige Entwicklung bei Unternehmen in der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone wider.
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