Samstag, 06. Oktober 2001 Berlin, 23:36 Uhr
Übernahmepläne werden in den nächsten Wochen realisiert
Singulus-Vorstands-Chef Roland Lacher über seine Expansionspläne und die Zukunft des Neuen Marktes - Interview
Singulus-Vorstand Lacher hält Kurse von 35 Euro für die Aktie seines Unternehmens für möglich
WELT am SONNTAG: Mit 4 M und Toolex stehen zwei Ihrer Wettbewerber vor der Pleite. Was bedeutet das für Singulus?
Lacher: Die beiden Unternehmen sind in unseren Hauptgeschäftsbereichen nicht so stark. Uns betrifft eher die harte Auseinandersetzung mit Steag Hamatech. Sie bedrängen uns stark bei Produktionsanlagen für CD-R und bei DVD, wo sie soeben eine Neuentwicklung präsentiert haben.
WamS: Derzeit werden die Plätze bei der wieder beschreibbaren DVD belegt. Die Frage des Standards ist aber noch offen, und die Preise für DVD-Rekorder sind noch sehr hoch. Wann wird das ein Massenmarkt?
Lacher: Der Preis für Rekorder dürfte binnen 18 Monaten auf 1500 Mark sinken. Für uns ist es daher wichtig, jetzt die Saat zu säen für das Volumengeschäft, das ich für 2003 bis 2005 erwarte. Wir werden also weder in diesem noch im nächsten Jahr eine größere Zahl von DVD-Produktionsanlagen verkaufen. Aber es werden strategisch wichtige Plätze besetzt. Die Technologiebarriere ist beachtlich.
WamS: Sie haben für 2001 einen Umsatz von 250 Millionen Euro und eine Netto-Rendite von zehn bis zwölf Prozent angekündigt. Bleibt es dabei?
Lacher: Im Moment läuft noch alles nach Plan. Die nächsten anderthalb Monate sind aber für den Auftragseingang sehr wichtig. Bis Mitte November können wir noch Aufträge für dieses Geschäftsjahr annehmen und ausliefern.
WamS: Sie haben eine Übernahme angekündigt. Wann ist es so weit?
Lacher: Die Sache ist noch in intensiven Verhandlungen, aber ich gehe davon aus, dass wir unsere Pläne in den nächsten Wochen realisieren.
WamS: Warum diese Akquise?
Lacher: Wir wollen neben anderen neuen Aktivitäten im Bereich Optical Disc auch in ein neues Geschäftsfeld einsteigen, weil unser Stammgeschäft in der Zukunft nicht mehr so schnell wachsen könnte wie in der Vergangenheit. Es gibt ja in diesem Jahr auch einen effektiven Rückgang um 30 Prozent. Die Frage ist daher nicht, ob wir etwas machen, sondern was und wie. Auch andere Marktteilnehmer haben solche Überlegungen. Aber wir haben glücklicherweise den finanziellen Spielraum und können handeln.
WamS: Wie viel Cash haben Sie, und wie viel setzen Sie ein?
Lacher: Wir haben über 100 Millionen Mark, die wir aber nicht vollständig ausgeben wollen. Und ich möchte mich auch ungern verschulden.
WamS: Welche Kriterien muss ein Übernahmekandidat erfüllen?
Lacher: Im Prinzip suchen wir nach neuen Technologien, die wir noch nicht besitzen. Im Übrigen wählen wir Unternehmen aus, die Gewinne machen. Sonst müssten wir restrukturieren, und dafür haben wir gar nicht die Management-Kapazitäten.
WamS: Ihr Aktienkurs dümpelt trotz dieser Pläne weit unter seiner Höchstmarke. Wo ist ihr Wohlfühlkurs?
Lacher: Ich halte 35 Euro für eine realistische Größenordnung. Aber der Weltmarkt muss mitspielen. In jedem Fall glaube ich nicht, dass wir auf die alten Höhen von 70 Euro zurückkommen. Das bleibt für die nächste Zukunft wohl ein Traum.
WamS: Der Neue Markt, an dem Sie notiert sind, hat inzwischen das Image eines Marktes der Pleite-Unternehmen. Der Ausschluss von Kabel New Media in der vergangenen Woche war ja ein gutes Beispiel dafür.
Lacher: Ja, das prägt teilweise den Markt und macht ihn sehr labil. Es gelingt zwar schon zu differenzieren, zumindest bei institutionellen Anlegern. Bei Privatanlegern ist das aber nicht so. Deshalb haben wir die Diskussion angestoßen, dass die Deutsche Börse die Qualität sichern muss.
WamS: Was fordern Sie?
Lacher: Die Eintrittskriterien in den Neuen Markt sollten klarer und schärfer gefasst werden. Das Thema Penny-Stocks war für uns dagegen nicht primär. Vielmehr fehlte nach unserem Eindruck die proaktive Geschäftsführung der Deutschen Börse.
WamS: Ist das jetzt anders?
Lacher: Ich denke, die Herren haben begriffen: Alle Marktteilnehmer sehen den Neuen Markt als große Errungenschaft an. Aber um diesen Markt lebendig zu halten und das Vertrauen der Investoren zu erhalten, müssen einige Korsettstangen eingezogen werden. Außerdem haben wir von amerikanischen Investoren oft die Forderung gehört, den Nemax 50 auf 20 oder 30 Unternehmen als Qualitätssegment zu verkleinern.
WamS: Sie haben damit gedroht, das Wachstumssegment Neuer Markt zu verlassen. Ist das noch akut?
Lacher: Im Moment nicht. Aber eines ist klar: Wenn sich nichts ändert, dann müssen wir etwas tun.
WamS: Und die Alternativen ?
Lacher: Mdax oder Nasdaq - aber beides befriedigt uns zur Stunde auch nicht. Bislang waren wir mit dem Neuen Markt durchaus zufrieden. Aber als die Schwächen zum Ausdruck kamen, haben wir schnelle Reaktionen der Verantwortlichen vermisst. Und die sitzen einerseits bei den Investmentbanken und andererseits bei der Deutschen Börse. Mit dessen Vorstand hatten wir eine eingehende Aussprache. Seitdem ist manches zur Reform eingeleitet worden, so dass ich hoffe: Wir sind alle gemeinsam auf einem guten Weg für die Zukunft.
Das Gespräch führte Frank Stocker.
WKN: 723890
www.welt.de/daten/2001/10/07/1007fi286802.htx
Übernahmepläne werden in den nächsten Wochen realisiert
Singulus-Vorstands-Chef Roland Lacher über seine Expansionspläne und die Zukunft des Neuen Marktes - Interview
Singulus-Vorstand Lacher hält Kurse von 35 Euro für die Aktie seines Unternehmens für möglich
WELT am SONNTAG: Mit 4 M und Toolex stehen zwei Ihrer Wettbewerber vor der Pleite. Was bedeutet das für Singulus?
Lacher: Die beiden Unternehmen sind in unseren Hauptgeschäftsbereichen nicht so stark. Uns betrifft eher die harte Auseinandersetzung mit Steag Hamatech. Sie bedrängen uns stark bei Produktionsanlagen für CD-R und bei DVD, wo sie soeben eine Neuentwicklung präsentiert haben.
WamS: Derzeit werden die Plätze bei der wieder beschreibbaren DVD belegt. Die Frage des Standards ist aber noch offen, und die Preise für DVD-Rekorder sind noch sehr hoch. Wann wird das ein Massenmarkt?
Lacher: Der Preis für Rekorder dürfte binnen 18 Monaten auf 1500 Mark sinken. Für uns ist es daher wichtig, jetzt die Saat zu säen für das Volumengeschäft, das ich für 2003 bis 2005 erwarte. Wir werden also weder in diesem noch im nächsten Jahr eine größere Zahl von DVD-Produktionsanlagen verkaufen. Aber es werden strategisch wichtige Plätze besetzt. Die Technologiebarriere ist beachtlich.
WamS: Sie haben für 2001 einen Umsatz von 250 Millionen Euro und eine Netto-Rendite von zehn bis zwölf Prozent angekündigt. Bleibt es dabei?
Lacher: Im Moment läuft noch alles nach Plan. Die nächsten anderthalb Monate sind aber für den Auftragseingang sehr wichtig. Bis Mitte November können wir noch Aufträge für dieses Geschäftsjahr annehmen und ausliefern.
WamS: Sie haben eine Übernahme angekündigt. Wann ist es so weit?
Lacher: Die Sache ist noch in intensiven Verhandlungen, aber ich gehe davon aus, dass wir unsere Pläne in den nächsten Wochen realisieren.
WamS: Warum diese Akquise?
Lacher: Wir wollen neben anderen neuen Aktivitäten im Bereich Optical Disc auch in ein neues Geschäftsfeld einsteigen, weil unser Stammgeschäft in der Zukunft nicht mehr so schnell wachsen könnte wie in der Vergangenheit. Es gibt ja in diesem Jahr auch einen effektiven Rückgang um 30 Prozent. Die Frage ist daher nicht, ob wir etwas machen, sondern was und wie. Auch andere Marktteilnehmer haben solche Überlegungen. Aber wir haben glücklicherweise den finanziellen Spielraum und können handeln.
WamS: Wie viel Cash haben Sie, und wie viel setzen Sie ein?
Lacher: Wir haben über 100 Millionen Mark, die wir aber nicht vollständig ausgeben wollen. Und ich möchte mich auch ungern verschulden.
WamS: Welche Kriterien muss ein Übernahmekandidat erfüllen?
Lacher: Im Prinzip suchen wir nach neuen Technologien, die wir noch nicht besitzen. Im Übrigen wählen wir Unternehmen aus, die Gewinne machen. Sonst müssten wir restrukturieren, und dafür haben wir gar nicht die Management-Kapazitäten.
WamS: Ihr Aktienkurs dümpelt trotz dieser Pläne weit unter seiner Höchstmarke. Wo ist ihr Wohlfühlkurs?
Lacher: Ich halte 35 Euro für eine realistische Größenordnung. Aber der Weltmarkt muss mitspielen. In jedem Fall glaube ich nicht, dass wir auf die alten Höhen von 70 Euro zurückkommen. Das bleibt für die nächste Zukunft wohl ein Traum.
WamS: Der Neue Markt, an dem Sie notiert sind, hat inzwischen das Image eines Marktes der Pleite-Unternehmen. Der Ausschluss von Kabel New Media in der vergangenen Woche war ja ein gutes Beispiel dafür.
Lacher: Ja, das prägt teilweise den Markt und macht ihn sehr labil. Es gelingt zwar schon zu differenzieren, zumindest bei institutionellen Anlegern. Bei Privatanlegern ist das aber nicht so. Deshalb haben wir die Diskussion angestoßen, dass die Deutsche Börse die Qualität sichern muss.
WamS: Was fordern Sie?
Lacher: Die Eintrittskriterien in den Neuen Markt sollten klarer und schärfer gefasst werden. Das Thema Penny-Stocks war für uns dagegen nicht primär. Vielmehr fehlte nach unserem Eindruck die proaktive Geschäftsführung der Deutschen Börse.
WamS: Ist das jetzt anders?
Lacher: Ich denke, die Herren haben begriffen: Alle Marktteilnehmer sehen den Neuen Markt als große Errungenschaft an. Aber um diesen Markt lebendig zu halten und das Vertrauen der Investoren zu erhalten, müssen einige Korsettstangen eingezogen werden. Außerdem haben wir von amerikanischen Investoren oft die Forderung gehört, den Nemax 50 auf 20 oder 30 Unternehmen als Qualitätssegment zu verkleinern.
WamS: Sie haben damit gedroht, das Wachstumssegment Neuer Markt zu verlassen. Ist das noch akut?
Lacher: Im Moment nicht. Aber eines ist klar: Wenn sich nichts ändert, dann müssen wir etwas tun.
WamS: Und die Alternativen ?
Lacher: Mdax oder Nasdaq - aber beides befriedigt uns zur Stunde auch nicht. Bislang waren wir mit dem Neuen Markt durchaus zufrieden. Aber als die Schwächen zum Ausdruck kamen, haben wir schnelle Reaktionen der Verantwortlichen vermisst. Und die sitzen einerseits bei den Investmentbanken und andererseits bei der Deutschen Börse. Mit dessen Vorstand hatten wir eine eingehende Aussprache. Seitdem ist manches zur Reform eingeleitet worden, so dass ich hoffe: Wir sind alle gemeinsam auf einem guten Weg für die Zukunft.
Das Gespräch führte Frank Stocker.
WKN: 723890
www.welt.de/daten/2001/10/07/1007fi286802.htx