Nix passiert, schade

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Nix passiert, schade

 
04.08.02 17:22
Chaos-Tage
„Keine Lust auf Chaos“
Statt Chaos- gab’s Tote-Hose-Tage: Ein massives Polizeiaufgebot hat am Wochenende das angekündigte Treffen von Punkern aus ganz Deutschland in München verhindert. Kaum ein Punk war in der Stadt zu sehen – so verzeichnete die Polizei auch keine Randale, keine Verletzten und keine Sachschäden. Der Einzelhandel klagte über Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent.
Von Christian Rost

Die Verfassungsschutzämter hatten „bis zu 3000“ Punks angekündigt – letztlich reiste nur ein Bruchteil aus der Szene an und nur wenige erreichten die Stadt.

Im Speckgürtel Münchens kontrollierten Polizei und Grenzschutz schon vorab 664 Personen und schickten 477 davon sofort wieder nach Hause. 559 solcher Platzverweise erließen die Beamten im Stadtgebiet selbst, wobei insgesamt 1172 Personen kontrolliert wurden.

In vorübergehenden Gewahrsam nahm die Polizei 40 Erwachsene, 37 Heranwachsende, 54 Jugendliche und zwei Kinder. Das Gros hatte die Stadt trotz Aufforderung nicht verlassen.

Neun Personen wurden angezeigt, weil sie gegen das Waffen- oder Betäubungsmittelgesetz verstoßen oder gestohlen hatten. Es gab auch verbale Attacken – gegen Polizisten und Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).

Innenminister Günther Beckstein (CSU) zog eine durchwegs positive Bilanz des Polizeieinsatzes: Die „bayerische Linie“ bei den Chaostagen habe sich bewährt.

Michael Treitinger, Bundestagskandidat der PDS, hingegen meinte, nachdem ein Infostand seiner Partei in der Nähe des Marienplatzes von Beamten in Zivil regelrecht belagert worden war: „Die Polizei macht sich lächerlich.“

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bezeichnete das Vorgehen der Polizei als „sehr besonnen“. Das frühzeitige Einschreiten sei richtig gewesen.

Die „bayerische Linie“ also: Bis zu 2000 Polizisten, davon 500 von der Kriminalpolizei, waren auf Münchens Straßen unterwegs, Einsatzwagen allerorten. „Strategie der Deeskalation durch Stärke“ nannte dies der stellvertretende Polizeipräsident Jens Viering. Mit der Folge: „Der Szene ging auf halber Strecke die Luft und Lust aus, Randale zu machen.“

Wer bunte Haare hatte, hatte tatsächlich nichts zu lachen. Bereits Samstagmittag war die Stadt nahezu Punker-frei. Sofern Leute aus der Szene nicht mit einem Platzverweis belegt oder festgenommen worden waren, hatten sie, zermürbt von den permanenten Kontrollen, freiwillig das Weite gesucht.

Dass hiervon auch friedliche Punks, die in München leben, betroffen waren, räumte Viering ein. Man habe ein „Zusammenrotten“ verhindern wollen. Die Darstellung Betroffener, sie seien unter Hausarrest gestellt worden, bestritt der Polizei-Vize. Dafür hätte es auch keine rechtliche Handhabe gegeben. Wie auch immer: „Den Punks sollte die Lust an Chaostagen vergangenen sein“, sagte Viering.

Mangels Beschäftigung hatten bereits am Samstagabend 200 Polizisten aus Baden-Württemberg, die eigens angefordert worden waren, die Heimreise angetreten. Übrig blieben hunderte überzähliger Essensrationen der Beamten, die das Polizeipräsidium am Sonntag der „Münchner Tafel“ spenden wollte.

Selbst in der Punk-Szene war im Vorfeld unklar, welches Ausmaß die Chaostage 2002 erreichen werden. Für Alt-Punk Karl Nagel, 41, war nur klar: „Chaostage finden statt, mit oder ohne Punks. Und wenn sich 300 Journalisten und 5000 Polizisten stressen und die Punks zu Hause vor dem Fernseher sitzen und sich diebisch freuen“, sagte er zur SZ.

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