Wenn man untenstehenden Artikel genau liest, wird man folg. feststellen:
Kirch ist ohne Cash bei EMTV eingestiegen
Kirch hat sich seine Programme durch den Kapitalmarkt teuer bezahlen lassen
Mit dieser fiktiven Bewertung übernimmt Kirch den Formel1Deal - ohne Cash
Wie die erwähnte "Finanzspritze" aussieht, läßt sich nur erahnen: Umbuchung, ohne Cash
Die Risiken bleiben bei EMTV, ein starkes Stück, Leute:
Der Einstieg der KirchMedia GmbH & Co. KGaA, Ismaning, in die EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring, findet in einem geringerem Maße statt als von der Öffentlichkeit erwartet. Wurde bis zuletzt in Unternehmenskreisen die Variante gestreut, dass Kirch einen Mehrheitsanteil anstrebe, gibt es nun eine Beteiligung von höchstens 16,7% an dem ins Schlingern geratenen Neuer-Markt-Wert. Außerdem überträgt EM.TV-Vorstandschef und -Großaktionär Thomas Haffa so viele Stimmrechte auf die KirchMedia, dass diese auf eine Sperrminorität von 25,1% kommt. Ferner übernimmt die KirchBeteiligungs GmbH & Co. KG für 550 Mill. Dollar durchgerechnet knapp 25% an der Formel-1-Gesellschaft SLEC.
Der Einstieg des Kirch-Konzerns bei EM.TV wird überraschenderweise nicht dadurch vollzogen, dass Vorstandschef Haffa und sein Bruder Florian, die zusammen knapp 50% des Aktienkapitals halten, Anteile abgeben. Tatsächlich können die Brüder ihren gesamten Besitz behalten. Stattdessen findet bei EM.TV eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlagen statt, bei der Kirch die restlichen 50% an dem Portfolio von Kinder- und Jugendprogrammen der Marke Junior an EM.TV abgibt. Bislang gibt es ein paritätisches Joint Venture namens Junior.TV GmbH & Co. KG.
Wie Dieter Hahn, Vize-Geschäftsführer der KirchHolding GmbH & Co. KG, vor der Presse in München ausführte, liegt dieser Transaktion eine Bewertung der 50% an der Gemeinschaftsfirma von "500 bis 600 Mill. DM" zugrunde. Diese Größenordnung hatten Haffa & Co. im Jahre 1998 für den hälftigen Kauf des Junior-Portfolios (damals 20000 halbstündige Episoden Programm, die zuvor in Kirchs Archiv lagerten) aufbringen müssen (dies geschah via Kapitalaufstockung).
Einen genauen, dem nun vereinbarten Deal zugrunde gelegten Wert je EM.TV-Aktie für die geplante Sachkapitalerhöhung nannte Hahn nicht. Allerdings könne der jüngste Börsenkurs von EM.TV als Maßstab genommen werden. Die 16,7% an EM.TV seien als Höchstgrenze der Kirch-Beteiligung zu verstehen; je nach endgültiger Bewertung der 50% an Junior - derzeit werde ein Gutachten erstellt - könne der Anteil auch kleiner ausfallen. Entsprechend größer sei dann jenes Stimmrechtspaket, das Thomas Haffa auf KirchMedia übertrage, damit die Gesellschaft in jedem Fall eine Sperrminorität von gut 25% erhalte.
Hahn zufolge gibt es keine Option von Kirch auf eine Ausweitung des Anteils an EM.TV. Das ist insofern überraschend, da in den vergangenen Tagen in der Öffentlichkeit fast durchweg von einer mehrheitlichen Übernahme ausgegangen wurde. Möglicherweise sind entsprechende Informationen gezielt gestreut worden, um Druck auf die Haffa-Brüder auszuüben, sich von ihren Anteilen ganz oder teilweise zu trennen. Wie aus Kirch-Kreisen zu hören ist, sei der Mehrheitseinstieg in der Tat zunächst eines der "Denkmodelle" in den Verhandlungen gewesen. Auch sei ein Aktientausch - EM.TV-Titel gegen eine Beteiligung der Haffas an der KirchMedia - diskutiert worden. Thomas Haffa habe aber schnell zu verstehen gegeben, dass er die Abgabe seiner Aktien unter allen Umständen vermeiden wolle. Und: Das Bestreben Kirchs, die Mehrheit zu übernehmen, ist dem Vernehmen nach auch nicht sehr ausgeprägt gewesen, vielleicht auch, da sich nun die großen bilanziellen Belastungen, die EM.TV zu stemmen hat, langsam konkretisieren. Somit bleibt Thomas Haffa und Familie auch nach der Sachkapitalaufstockung der größte Aktionär. Sein Kapitalanteil sinkt von derzeit etwa 44% auf unter 40%. Allerdings: Klar, so heißt es, sei auch, dass die Beteiligungshöhe von Kirch nicht das letzte Wort bleiben müsse, je nach Erfolg der nun vereinbarten Kooperation.
Hahn betonte, man verstehe sich nicht als Retter von EM.TV. Kirch sei von der langfristigen Werthaltigkeit der Assets des Unternehmens überzeugt. Die aktuelle Krise von EM.TV sei keine Krise der Geschäftsidee und damit auch nicht chronisch. Nun gehe es darum, Gebiete zu definieren, auf denen beide Konzerne kooperieren könnten. Kirch kann dem Rechtehändler EM.TV vor allem Zugang zu TV-Sendern eröffnen, so wie bereits ein großer Deal zwischen Junior und dem Kirch-Kanal Sat1 existiert. Ein nicht unwichtiger Aspekt für das Engagement von Kirch war auch die Furcht, dass der Anteil von EM.TV an dem Junior-Joint-Venture in falsche Hände fallen könnte, etwa in die eines US-Majors.
Durch die Übernahme von 49% an der Zwischengesellschaft Speed Investment Ltd. gelingt Kirch der erste Schritt für den Zugriff auf die lukrative Formel 1. Die Speed, die im Frühjahr 2000 von EM.TV für etwa 1,8 Mrd. Dollar zu 100% übernommen worden war und die 50% am Formel-1-Rechteinhaber SLEC hält, wurde dabei aber nur noch mit etwa 1,1 Mrd. Dollar bewertet, also mit einem deutlich geringeren Betrag, als ihn EM.TV zahlte. Dass Kirch nur 49% an der Firma kauft, hängt damit zusammen, dass der Familien-Trust des Formel-1-Chefs Bernie Ecclestone einer Mehrheitsübernahme hätte zustimmen müssen. Hahn und Haffa bestätigten, dass die Speed bis Ende Februar 2001 eine Option auf den Kauf von weiteren 25% an der SLEC besitzt. Der vereinbarte Preis betrage rund 1 Mrd. Dollar. Vom Mai 2001 an besitze Ecclestone dann ein Andienungsrecht für dieses Paket zu gleichen Konditionen. Wie zu hören ist, hat vor allem diese EM.TV drohende weitere finanzielle Verpflichtung Haffa zur Einsicht kommen lassen, dass nur durch das Anlehnen an einen starken Partner wie Kirch ein Liquiditätsengpass und eine völlige finanzielle Schieflage seines Unternehmens vermieden werden kann.
Kirch-Vize Hahn nannte es durchaus vorstellbar, dass Speed, die durch Kirchs Finanzspritze von 550 Mill. Dollar schuldenfrei wird, die Kaufoption ziehe und damit den Anteil an der SLEC erhöhe. Die Darstellung des Kaufpreises von 1 Mrd. Dollar bereite keine Probleme. Zusammen mit EM.TV könnte Kirch dann 75% an der SLEC kontrollieren und sich damit den Zugriff auf den Rennsportzirkus sichern - und das zu einem Preis von einer guten Mrd. Dollar (550 Mill. Dollar für die 49% an der Speed und rund die Hälfte der 1 Mrd. Dollar für deren Option auf weitere 25%). Wie es heißt, geht man bei Kirch nicht davon aus, dass sich die in der Formel 1 tätigen Autokonzerne kurzfristig an der SLEC beteiligen werden (EM.TV hatte dies in Aussicht gestellt). Jedenfalls baut der Einstieg Kirchs nicht auf der Prämisse auf, dass sich die Autohersteller engagieren. Hahn widersprach der Vermutung, dass die Formel 1 als Mittel gedacht sei, um Kirchs Pay-TV-Plattform Premiere World in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. Erstens lägen die TV-Rechte an dem Sport bis 2003 noch bei der RTL Group, zweitens sei überhaupt nicht ausgemacht, wer dann den Rennzirkus zeigen dürfe: eigene Sender oder etwa ARD und ZDF. Die Formel-1-Beteiligung wird zunächst in der KirchBeteiligungs KG gehalten, neben KirchMedia und KirchPayTV die dritte Säule des Konzerns von Medienunternehmer Leo Kirch. Auf Sicht, so Hahn, gehöre das Engagement aber in die Media.