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Mister President in der Klemme
I n der US-Bevölkerung wächst die Skepsis angesichts der äußerst angespannten Lage in Irak rasant. Momentan wollen nur noch 58 Prozent der Befragten die Soldaten so lange im Land stationiert lassen, bis sich die Situation dort stabilisiert. Im September waren es noch 64 Prozent. Dagegen stieg die Zustimmung für eine möglichst rasche Rückholung der Truppen von 32 Prozent im September auf jetzt 39 Prozent, wie das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center am Dienstagabend (Ortszeit) erklärte.
In Irak sterben fast jeden Tag GIs durch Attacken von Besatzungsgegnern.
Für US-Präsident George W. Bush wird die Lage damit prekärer. Denn nächstes Jahr will er wiedergewählt werden.
GIs rücksichtslos und unwissend
Die US-Soldaten in Irak tun im Übrigen wenig, um ihren schlechten Ruf in der Bevölkerung aufzubessern. Seit dem Ende der Hauptkampfhandlungen sind in der irakischen Hauptstadt Bagdad nach Angaben von „Human Rights Watch“ 20 Zivilisten getötet worden. Die Menschenrechtsorganisation warf den US-Streitkräften vor, den exzessiven Einsatz von Gewalt durch Soldaten in Bagdad nicht ausreichend zu untersuchen.
„Es ist eine Tragödie, dass US-Soldaten so viele Zivilisten in Bagdad getötet haben“, sagte ein Sprecher der Organisation. „Aber es ist unglaublich, dass die US-Streitkräfte diese Toten nicht einmal zählen.“ Wenn Soldaten einen Zivilisten töteten, müsse dies genau untersucht werden. Human Rights Watch führte Gespräche mit Augenzeugen und Angehörigen der Opfer und erklärte, es gebe Beweise für 20 getötete Zivilisten in Bagdad zwischen dem 1. Mai und dem 30. September. Außerdem gebe es glaubwürdige Hinweise auf weitere 74 Todesopfer.
Unreine Spürhunde erzürnen Iraker
Auch fehlendes Wissen über islamische Gepflogenheiten bringt den GIs immer mehr Feinde ein: Bei einer spontanen Protestkundgebung vor dem
irakischen Erdöl-Ministerium in Bagdad kam es am Dienstag zu einem Handgemenge zwischen US-Soldaten und Demonstranten. US-Soldaten hätten auch in die Luft geschossen, um die aufgebrachte Menge zu zerstreuen, berichtete der Fernsehsender „El Dschasira“. Zu den Protesten kam es, weil amerikanische Wachtposten eine Mitarbeiterin des Ministeriums angeblich mit Hilfe eines Spürhundes durchsuchen wollten, die Frau dies ablehnte und deshalb festgenommen wurde.
Hunde gelten im Islam als äußerst unrein. Der Einsatz von Spürhunden, wie ihn die US-Truppen bei Waffendurchsuchungen in Privathäusern gelegentlich vornehmen, wird von den betroffenen Irakern als Verletzung ihrer Würde empfunden.
22.10.03, 7:24 Uhr.
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