New York: Sorgen um kreative Buchführung

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New York: Sorgen um kreative Buchführung

 
15.02.02 23:20
(Instock) Vor dem verlängerten Wochenende wurde an der Wall Street (am Montag ist President’s Day) erneut über die US-Bilanzierungspraktiken diskutiert – Anleger nahmen vorsichtshalber Gewinne mit. Zudem enttäuschten die neuesten Konjunkturdaten.

Der Dow-Jones-Index verlor 1 Prozent oder 98 Zähler auf 9.903 Punkte, während der breiter gefasste S&P 500 1,1 Prozent oder 12 Zähler auf 1.104 Punkte nachgab. Dicke Minuszeichen zierten auch die Nasdaq: Der Composite-Index rutschte 2,1 Prozent oder 38 Zähler auf 1.805 Punkte ab.

Massive Kapitalzuflüsse waren am Rentenmarkt zu beobachten: Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Staatsanleihe gab 10 Stellen auf 4,86 Prozent nach. Die 30-jährige Staatsanleihe rentierte zuletzt mit 5,37 Prozent (- 6 Stellen).

Von der Konjunkturfront kamen schlechte Neuigkeiten: Der Index des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück: Statt der prognostizierten 93,4 Punkte wies das Konjunkturbarometer einen Stand von 90,9 Punkten auf. Im Januar war noch ein Punktestand von 93,0 zu bewundern.

Im Blickpunkt

Es rumorte an der New Yorker Börse: IBM soll ebenfalls an seiner Quartalsbilanz gefeilt haben, berichtete die "New York Times". Der Verkauf eines Teils des Glasfasergeschäfts an JDS Uniphase sei nicht als einmaliger Ertrag verbucht, sondern zum Senken der "operativen Kosten" genutzt worden. Es geht um Einnahmen von 300 Millionen Dollar. In anderen Zeiten eine Nichtmeldung, sagte ein Marktbeobachter, aber momentan würden Anleger auf das Thema Bilanzen sehr sensibel reagieren. Das bekam auch Big Blue zu spüren, dessen Notierung 4,7 Prozent auf 102,84 Dollar abrutschte.

Ähnlich erging es dem Chipdesigner Nvidia, der sein Umsatz- und Gewinnziel anhob. Allerdings teilte das Unternehmen auch mit, dass die US-Börsenaufsicht SEC die Buchführungspraxis des Konzerns in den Jahren 2000 und 2001 unter die Lupe nimmt. Bis zu 3,6 Millionen Dollar (2,6 Prozent des 2001er Jahresumsatzes) seien falsch verbucht worden, so der Vorwurf. Nvidia schloß mit 57,35 Dollar – ein Minus von 7,7 Prozent.

Auch mit Dell war am Freitag kein Blumentopf zu gewinnen. Der Computerhersteller blieb am Vorabend mit seiner Quartalsbilanz leicht hinter den Erwartungen zurück und gewährte einen vorsichtigen Geschäftsausblick. Dell rechnet mit einem Rückgang der PC-Auslieferungen in der gesamten Branche um rund 10 Prozent. Dieser Ausblick kostete dem Dell-Papier 4,4 Prozent – Schlußstand: 25,63 Dollar. Konkurrent Compaq gab 4,3 Prozent auf 10,91 Dollar nach.

Brocade Communications büßte 8,1 Prozent auf 29,99 Dollar ein. Die ehemalige EMC²-Tochter McData hat den Speicherkomponenten-Hersteller wegen einer Patentverletzung verklagt, rutschte aber ebenfalls 4,4 Prozent auf 21,52 Dollar ab.

Einen Umsatzeinbruch von 28 auf 18 Millionen Dollar verzeichnete Agile Software im vergangenen Quartal. Zudem wurde ein Mini-Gewinn im Vorjahresquartal in einen pro-forma Verlust von 6,8 Millionen Dollar verwandelt. Wir haben so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor, sagte Agile-Chef Bryan Stolle. Das sehen Börsianer ebenso und verabschiedeten sich von dem Papier – die Anteile tauchten 17,4 Prozent auf 10,75 Dollar ab.

In der Automobilindustrie findet die Serie von Massen-Entlassungen eine Fortsetzung So wird General Motors (- 0,8 Prozent auf 50,36 Dollar) nochmals bis zu 3.000 Mitarbeiter entlassen. Auch der Branchenkollege Ford (- 0,4 Prozent auf 14,64 Dollar) schickt mindestens 1.400 Mitarbeiter nach Hause.

Einen Käuferansturm musste der Mischkonzern Haliburton "verkraften": Ein US-Gericht hat mehr als 200.000 Asbest-Klagen gegen die Haliburton-Tochter Dresser vorübergehend ausgesetzt. Die Anteile sprangen daraufhin 11 Prozent in die Höhe. Letzte Notiz: 16,27 Dollar.  
ecki:

IBM mauschelt auch proforma?

 
15.02.02 23:30
Die Welt ist kaputt!
ecki:

IBM im chart: Grauslich!

 
15.02.02 23:33
New York: Sorgen um kreative Buchführung 579106chart.bigcharts.com/bc3/intchart/frames/...and=112&mocktick=1" style="max-width:560px" >
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So sieht´s aus, ecki ...........

 
15.02.02 23:35
Happy End:

Das Vertrauen ist weg

 
16.02.02 00:23
Gott sei Dank, es ist Freitag. Dieser Seufzer wird einigen Börsianern an der Wall Street über die Lippen gekommen sein. Der Handelstag war derart unerfreulich, dass die Wochenend-Pause gerade recht kommt. Nicht nur die anhaltenden Spekulationen über Bilanzmanipulationen nerven, auch die harten Fakten schlagen auf den Magen. Besonders der unerwartete Einbruch des Verbrauchervertrauens verursachte bei vielen Anlegern Unwohlsein. Knackpunkt am Freitag war die Veröffentlichung des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan. Der Index fiel Anfang Februar auf 90,9 Punkte. Im Januar lag der Wert noch bei 93,0 Zählern. Besonders unerfreulich: Volkswirte hatten im Schnitt mit 93,4 Punkten gerechnet. Statt eines leichten Anstiegs ein deutlicher Rückgang. Allerdings wird dies von den Börsianern überbewertet. Wahrscheinlich hat die Unsicherheit über die Bilanzierungspraktiken der US-Unternehmen ihre Spuren hinterlassen. Der Dow Jones ging mit einem Minus von einem Prozent bei 9903 Punkten aus dem Handel. Und damit unter der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Der Nasdaq Composite musste deutlich höhere Verluste verkraften. Er gab 2,1 Prozent ab und notierte zu Handelsschluss bei 1805 Zählern. Der leichte Rückgang der Industrieproduktion um 0,1 Prozent im Januar ist ebenfalls kein Drama. Erstens entspricht dieses leichte Schrumpfen den Erwartungen. Zweitens liegt dies vor allem an der Automobilindustrie, die ihre Autos nicht mehr verschleudert wie im vergangenen Jahr. Die Enronitis greift um sich: Die Angst vor Bilanzmanipulationen. Am Freitag wurde Big Blue, der Computergigant IBM, in den Kreis der Verdächtigen aufgenommen. Der Ankläger ist prominent: Die "New York Times" wirft dem Konzern vor, dass das Ergebnis mit dem Verkauf eines Juniper-Aktienpakets frisiert zu haben. Ungut für die Anlegerpsyche, wenn solche gestandenen Konzerne unter Verdacht geraten. Die leidigen Bilanzaffären kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Anleger hatten sich an positive Konjunkturdaten gewöhnt. Erfreuliche Frühindikatoren wurden als selbstverständlich hingenommen. Große Kurszuwächse als Belohnung dafür waren nicht zu erwarten. Zweifel, ob die Aktien nicht bereits schon wieder zu teuer seien, dämpften die Euphorie. Und dann kamen die Bilanzmanipulationen ans Tageslicht. Und zwar nicht bei Nasdaq-Klitschen, sondern bei Hausnummern der Old Economy. Enron und Tyco heißen die Sünder, die die Anleger bis ins Mark getroffen haben. Das Vertrauen ist weg, die Börsianer bekommen es schmerzhaft zu spüren. Und so schnell wird es nicht zurückkommen. Zumindest wenn nicht endlich die leidigen Bilanzaffären aufgeklärt werden. Und zwar möglichst schnell und rückhaltlos. Ansonsten werden auch bessere Konjunkturdaten die Stimmung der Anleger nicht aufhellen.  

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