T-Online zum Erfolg verdammt
T-Online hat für den bevorstehenden Börsengang beileibe kein Timing-Geschick bewiesen. Weltweit trudelten die Technolgiewerte von einem Kurseinbruch zum nächsten und schreckten so viele Privatanleger von einer Zeichnung ab.
Dessen ungeachtet endete am Mittwoch die Zeichnungsfrist für private Anleger. Experten gehen von einer zwölffachen Überzeichnung aus. Damit bliebe T-Online allerdings weit hinter der Infineon-Aktie, die 33fach überzeichnet war, zurück. Ernüchterung macht sich indes bei einem Blick auf den vorbörslichen Graumarktkurs der Telekom-Tochter breit. Die Preistaxen liegen am Donnerstag bei 32 zu 33,50 Euro und damit nur marginal über dem möglichen Ausgabeniveau von 32 Euro.
Mit Kommentaren zum Stand der Dinge hält sich der Börsenaspirant indes zurück: Pressemeldungen zur Überzeichnung der Aktienplatzierung werden ebenso wenig kommentiert wie Spekulationen, die Aktie werde nicht am oberen Rand der Bookbuilding-Spanne von 26 bis 32 Euro zugeteilt. Auf Nachfrage einer Nachrichtenagentur kündigte ein Unternehmenssprecher die Bekanntgabe des Ausgabepreis für das Wochenendes an.
Anlaß zu Diskussionen über den Ausgabekurs gaben die anhaltenden Kursrückgänge an der New Yorker Nasdaq. Zudem hat der Börsenkandidat einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres einen Vorsteuer-Verlust von rund 6 Millionen Mark erwirtschaftet, nachdem im Vorjahreszeitraum der Vorsteuer-Gewinn noch bei 4 Millionen Mark lag. Zeichner können sich hingegen nicht beschweren, schließlich wurde im Emissionsprospekt auf drohende Verluste hingewiesen.
Marktbeobachter verweisen daneben auch immer wieder auf die schlechte Entwicklung von Lycos Europe. Die Aktien des Internetportals waren Ende März mit 24 Euro ausgegeben worden und werden aktuell nur noch mit 15,90 Euro gehandelt. Noch dramatischer sieht es bei World Online aus: Lag der Ausgabepreis Mitte März noch bei 43 Euro, werden für die Internet-Firma nur noch 18 Euro bewilligt.
Bleibt die Hoffnung, dass T-Online besser abschneidet als ihre prominenten Vorgänger: Marktbeobachter sind sich darüber einig, dass diese Emission nicht nur für das Unternehmen, sondern für die ganze Börse wichtig ist. Daher wäre ein ähnlicher Kursverlauf wie bei Lycos eine mittlere Katastrophe für alle Beteiligten. So gesehen ist T-Online zum Erfolg am Neuen Markt verdammt.