Neuer Markt - Die Suppe ist überall versalzen

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das Zentrum d.:

Neuer Markt - Die Suppe ist überall versalzen

 
06.07.01 07:44
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5. Juli 2001 Schielten in der vergangenen Woche noch einige Anleger auf eine Sommerrally, treten am Donnerstag die Gewinnwarnungen von Marconi und ASML das zarte Pflänzchen Hoffnung unsanft in den Boden. Der Nemax All Share rutscht unter die Marke von 1.400 Punkten und markiert damit ein neues Jahrestief. Bis gegen 18.00 Uhr sinkt der Index um über vier Prozent auf 1.370 Punkte.

Noch schlimmer der Einbruch beim Blue-Chip-Index Nemax 50, der über fünf Prozent auf 1.280 Zähler abrutscht. Damit ist er wieder nahe an seinem bisherigen Jahrestiefstand von Anfang April bei 1.255 Punkten. Charttechnisch eine hochbrisante Situation (vgl. Link: Dreistelliger Nemax 50 droht).

„Die Suppe ist überall reichlich versalzen“, meint ein Händler zu den jüngsten Gewinnwarnungen. In London verlieren die Aktien von Marconi rund 50 Prozent und ziehen den gesamten Sektor mit nach unten. Weniger überraschend für die Märkte sind die nach unten korrigierten Prognosen der niederländischen ASM Lithography. Angesichts der zahlreichen Gewinnwarnungen aus dem Halbleiterbereich war es schließlich unwahrscheinlich, dass der Kelch an dem Chip-Ausrüster vorbei geht.

Prügel für Aixtron

Am Neuen Markt beziehen Aixtron noch einmal kräftige Prügel, nachdem der Kurs am Mittwoch schon mehr als elf Prozent verloren hatte. Mit Aixtron geht es jetzt auch dem Paradepferd an den Kragen. Die Herabstufung von Julius Bär hat den Anlegern vor Augen geführt, dass die Bewertungsfrage eben doch nicht außer Acht gelassen werden kann. Die Aktie verliert über elf Prozent auf 23,40 Euro.

Die Nerven der Investoren sind aufgebraucht. Sie wissen, dass Aktien ehemalige Höchstkurse lange nicht wiedersehen können. Daher ist es verständlich, dass nun Gewinne gesichert - oder wahrscheinlich besser Verluste begrenzt werden - wo es noch geht. So zählen auch Lambda Physik, die 19 Prozent auf 40,80 Euro nachgeben, zu den größeren Verlierern. Eine Aktie, die durch das vergangene Jahr relativ unbeschadet gegangen ist.

Woher soll der Aufschwung kommen?

Händler beklagen den desaströsen Zustand des Neuen Marktes. Die meisten Werte sind auf Grund der geringen Liquidität kaum handelbar. Ausländer wollen von dem Segment schon lange nichts mehr wissen. Und Insolvenzen gehören mittlerweile fast zur Tagesordnung.

Der Bereinigungsprozess ist noch im vollen Gange. „Wer weiß schon, welche Unternehmen in einem Jahr noch auf dem Kurszettel stehen?“, heißt es auf  dem Parkett. Daher ist es unwahrscheinlich, dass der Nemax am Donnerstag zum letzten Mal ein Jahrestief markiert hat. Wahrscheinlicher ist es da, dass die neuen Tiefstkurse bald schon keine Beachtung mehr finden.

zombi17:

Vor der großen Dürre:

 
06.07.01 07:53

  FINANZEN 05.07.2001

Vor der großen Dürre:
Der Neue Markt im Sommer 2001

Morgens um 10 Uhr war die Welt im oberbayerischen Heimstetten bei München noch in Ordnung. "Wir halten an unseren Plänen fest", sagte Rita Sander Unternehmenssprecherin beim Neuer-Markt-Aspiranten Brainlab AG. Stunden später hatte sie die Realität eingeholt: Die Brainlab AG verschob ihren Börsengang bis auf weiteres. Das Risiko einer schlechten Kursentwicklung der Aktie sei im momentanen Marktumfeld zu groß, meint der Anbieter von Medizintechnik-Software.

Ein "desolates Marktumfeld für Neuemissionen" ließ am Dienstag auch die Lignum AG ihre Börsensegel streichen. Dabei ist der Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen kein "Hoffnungswert", sondern schon gut am Markt verankert. Von knapp 20 Unternehmen, die seit Januar den Sprung an die Börse gewagt haben, notieren zur Jahresmitte nur fünf oberhalb des Ausgabepreises.

Wachstumssegment ist heute eine gewaltige Kapitalvernichtungsmaschine

Noch vor zwei Jahren wurden dagegen am Neuen Markt teilweise noch Emissionserlöse von über 300 Prozent eingestrichen. Das ehemalige Wachstumssegment steht nach einem hoffnungsvollen Anlauf vor mehr als vier Jahren mittlerweile als Synonym für eine gewaltige Kapitalvernichtsmaschinerie. Von seinem Höchststand bei über 8 559 Punkten im März 2000 ist der Nemax-All-Share bis auf 1 388,38 Punkte in den Keller gerauscht.

Durch die unzähligen Hiobsbotschaften wie Insidergeschäfte, Insolvenzverfahren, Untreue, deutlich korrigierte Umsatz- und Gewinnerwartungen hat nicht nur das Vertrauen der privaten, sondern vor allem das institutioneller Investoren gelitten, urteilt Rainer Gerdau, der bei Dresdner Kleinwort Wasserstein für die Strategie europäische Neue Märkte verantwortlich zeichnet.

Für die Analysten von SES Research findet nach wie vor ein Selektionsprozess statt. Trotzdem halte man an der Prognose von 2 800 Punkten für den Nemax 50 bis zum Jahresende 2001 fest, sagte Robert Suckel, Geschäftsführender Gesellschafter bei SES Research. "Wir sehen auf Jahressicht nach wie vor die Wende am Neuen Markt." Am Mittwochmittag wurde der Index mit einem Minus von 2,10 Prozent bei 1 348,56 Punkten berechnet.

Nur 20 bis 30 Nemax Unternehmen sind für Profis interessant

"Von den rund 350 Unternehmen am Neuen Markt konzentrieren sich die ausländischen Anleger mehrheitlich auf die Nemax 50-Titel", sagte der Dresdner Bank. Private inländische Anleger würden jedoch noch in rund 150 Titel des Segments investieren. Nur rund 20 bis 30 Unternehmen des schrumpfenden "Wachstumssegments" sind nach Thomas Effler, Aktienstratege der Commerzbank, noch für die Profis interessant. "Es muss eine gewisse Grundliquidität in den einzelnen Titeln da sein, damit Fonds in Titel investieren können oder sie ohne Probleme am Markt verkaufen können", urteilte Gerdau.

Solange die Gewinne nach unten wegbrechen, ist es nach Ansicht von Gerdau fast unmöglich, seriöse Schätzungen für die Entwicklung der Neuen-Markt-Indizes zu geben. So ging nach Angaben des Datenbankanbieters (Ibis-Konsensus) die Gewinnschätzung der Analysten für den gesamten Neuen Markt für das Jahr 2001 von 800 Millionen Euro im Dezember 2000 auf minus 952 Millionen Euro (15. Juni 2001) zurück, sagte Stratege Gerdau. Für das Jahr 2002 wurden im Dezember 2000 noch 2 820 Millionen Euro erwartet - Mitte Juni reduzierte sich diese Summe auf 695 Millionen Euro.

Anleger erwarten nicht mehr viel von den Quartalszahlen

"Am Neuen Markt herrscht die absolute Verzweiflung - sowohl seitens der Anleger als auch der Marktteilnehmer", sagte Jörg Pluta, einer der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Da hätten die "guten Unternehmen" gelitten wie Singulus und Qiagen, um nur einige zu nennen, mit dem Zutritt derjenigen Unternehmen, deren Versprechen sich "in vielen Fällen als Windei erwiesen" hätten. Von den in den kommenden Wochen anstehenden Quartalszahlen würden die Anleger jetzt nicht mehr viel erwarten. "Dann bleibt noch die Frage, ob es schon alle Konkurskandidaten aus dem Index geschüttelt hat", äußerte sich ein Marktbeobachter kritisch.

Gerdau fordert deshalb auch, dass der Druck auf die Neue-Markt-Unternehmen weiter zunehmen soll. Durch die Verschärfung des Regelwerks der Deutschen Börse würden die Unternehmen die Bilanzierung jedoch mittlerweile ernster nehmen als vorher, räumte der Dresdner Bank-Experte ein. Über einen Ausschluss der sogenannten Pennystocks - wie in den USA - aus dem Index sollte ebenfalls nachgedacht werden, räumte Gerdau ein.

Aufsichtsräte und Vorstände eines Neuer-Markt-Unternehmens müssen seit dem 1. März 2001 alle Geschäfte mit Wertpapieren dieses Unternehmens bei der Deutsche Börse AG melden. Anzeigepflichtig ist auch der Handel mit Derivaten (z.B. Optionsscheine) und Optionen auf Aktien des Unternehmens. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), die diese Regelung begrüßt; bemängelt jedoch, dass die Veröffentlichungen der Börse für den Anleger nur beschränkten Nutzwert hätten. Die täglich veröffentlichten Daten geben nur Auskunft über das abgeschlossene Geschäft.

Für den Experten steht zudem außer Frage, dass es in den kommenden drei bis fünf Jahren viele Unternehmen am Neuen Markt so nicht mehr geben wird. "50 bis 100 Unternehmen werden durch Übernahmen und Insolvenz nicht mehr am Markt notiert sein." Commerzbank-Analyst Effler erwartet, dass in den kommenden 12 Monaten weitere 10 Prozent der börsennotierten Gesellschaften wegen Insolvenz vom Kurszettel des Neuen Marktes verschwinden.  
SchwarzerLor.:

Na und?

 
06.07.01 08:04
Auch am Nasdaq verschwinden ständig Werte vom Kurszettel. Das fällt bei der Masse an Unternehmen natürlich nicht sofort auf. Wir müssen uns hierzulande wohl erst noch an Insolvenzen und Konkursverfahren gewöhnen. Der Nemax kommt wieder auf die Beine, auch wenn keiner weiß, wann das sein wird. Es gibt immer noch genügend gute Unternehmen, die Gewinne machen und ihre Planzahlen erfüllen. Der Nemax50 muß auf einen Nemax30 reduziert, die Käufe/Verkäufe von Vorständen etc. vorher (!) angemeldet werden. Und das sich Ausländer völlig verabschiedet haben halte ich ebenfalls für eine absurde Behauptung wie das Gejammer der Händler, daß die meisten Titel nicht liquide genug seien.
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