Neue Warnung vor Anschlägen schürt Nervosität
Regierung will sich offenbar kein Versäumnis vorwerfen lassen.
Washington - Ein Land im permanenten Alarmzustand: Sitze in den Flugzeugen bleiben leer, Briefkästen ungeöffnet. Der Verkauf von Gasmasken und Gewehren floriert. Und verschreckte Bürger überfluten die Behörden mit Hinweisen auf mutmaßliche Terroristen und Anschläge. Die allgemeine Nervosität wurde am Dienstag durch eine Ankündigung des Justizministers geschürt: "Die Regierung ist zu dem Schluss gekommen (...), dass es innerhalb der nächsten Woche weitere Terroranschläge innerhalb der Vereinigten Staaten und gegen US-Einrichtungen geben könnte," warnte John Ashcroft.
Dramatische Erklärung
Die Erklärung war ebenso dramatisch wie vage: Kein konkretes Angriffsziel konnte Ashcroft benennen, keine konkreten Verhaltensempfehlungen geben. Dass die Regierung dennoch die Warnung lancierte, diente wohl nicht zuletzt der eigenen Absicherung: Gibt es tatsächlich neue Anschläge, will sie sich kein Versäumnis vorwerfen lassen.
Anthrax hält USA weiterhin in Atem
Bedauerlicherweise lieferten die den Behörden vorliegenden Informationen keine Hinweise "auf die Art des Angriffs oder spezifische Ziele", sagte Ashcroft in einer eilig anberaumten Pressekonferenz. Mit einer ähnlich allgemeinen Warnung hatte die Bundespolizei FBI bereits vor drei Wochen die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Milzbrandbriefe halten seither die USA in Atem - doch damals wie auch diesmal hatten die Behörden offenbar andere Arten von Anschlägen im Blick. Die Informationen, auf denen die neue Warnung beruhe, stünden offenbar nicht in Verbindung mit Anthrax, so FBI-Chef Robert Mueller - zugleich betonend, dass die damalige Warnung möglicherweise geholfen habe, Anschläge zu verhindern.
Hinweise nur allgemeiner Natur
Doch die Warnung des FBI vom 11. Oktober hatte der Regierung auch jede Menge Ärger eingebracht. Polizeidienststellen quer durch das Land beschwerten sich, dass die Hinweise viel zu allgemein seien und dadurch Kräfte absorbiert würden, die dringend für andere Aufgaben gebraucht würden. Diesmal gab es innerhalb der Regierung offenbar eine heftigere Debatte, ob trotz der vagen Informationen erneut eine Warnung lanciert werden sollte. Nach Zeitungsberichten hatten US-Geheimdienstler im Ausland die Information erlangt, dass Gefolgsleute von Osama bin Laden als Vergeltung für die Militäraktion in Afghanistan neue Anschläge für die nächsten Tage vorbereiten. Die Information werde ernst genommen, da sie aus einer Quelle stamme, die sich in der Vergangenheit als zuverlässig erwiesen habe, verlautete aus Regierungskreisen.
Warnung trotz Bedenken
Trotz Bedenken einiger Kabinettsmitglieder entschloss sich Präsident George W. Bush zum Gang an die Öffentlichkeit. Zwar sei es für die Behörden vor Ort schwer, ohne Detailinformationen zu reagieren, räumte FBI-Direktor Mueller ein. Dennoch könne die Warnung die Anstrengungen vervielfachen und eventuell einen Anschlag verhindern. Doch dies dürfte nicht das einzige Motiv der Regierung gewesen sein. Offenbar wollte sie sich mit dem Warnhinweis auch für den Fall wappnen, dass ein Anschlag nicht verhindert werden kann. Dann wolle sie zumindest sagen können, dass sie rechtzeitig informiert habe, zitierte der staatliche Radiosender NPR aus Sicherheitskreisen.
Pausenlose Beteuerungen
Pausenlos beteuert die US-Regierung, dass sie alles unternehme, um die Bürger zu schützen. Doch ihre neue Warnung macht deutlich, dass die Behörden trotz der massivsten Fahndungsaktion der US-Geschichte die terroristische Bedrohung nicht in den Griff bekommen haben. Rund tausend Menschen wurden seit dem 11. September in den Vereinigten Staaten festgesetzt - doch nur einigen wenigen konnten Verbindungen zu Bin Laden Terrornetzwerk El Kaida nachgewiesen werden. Mehrere Zellen sollen weiter in den USA existieren. Und sie sind offenbar autorisiert, ohne direkte Anordnung aus der Spitze von El Kaida zuzuschlagen.
Zum Balanceakt gezungen
Die fortdauernde Bedrohung aber zwingt die Regierung zu einem Balanceakt: Einerseits werden die Bürger zu permanenter Wachsamkeit angehalten, andererseits dazu aufgerufen, ihrem "normalen Leben" nachzugehen. Die Menschen sollten "ihr Leben leben, wie sie es sonst leben würden", sich aber auch nicht von einem Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber der Gefahr einlullen lassen, sagte Ashcroft. Die Zeitung "USA Today" brachte diesen Widerspruch auf den Punkt: "Krieg ist die Hölle. Kommt, wir gehen einkaufen", laute offenbar die Botschaft.
Regierung will sich offenbar kein Versäumnis vorwerfen lassen.
Washington - Ein Land im permanenten Alarmzustand: Sitze in den Flugzeugen bleiben leer, Briefkästen ungeöffnet. Der Verkauf von Gasmasken und Gewehren floriert. Und verschreckte Bürger überfluten die Behörden mit Hinweisen auf mutmaßliche Terroristen und Anschläge. Die allgemeine Nervosität wurde am Dienstag durch eine Ankündigung des Justizministers geschürt: "Die Regierung ist zu dem Schluss gekommen (...), dass es innerhalb der nächsten Woche weitere Terroranschläge innerhalb der Vereinigten Staaten und gegen US-Einrichtungen geben könnte," warnte John Ashcroft.
Dramatische Erklärung
Die Erklärung war ebenso dramatisch wie vage: Kein konkretes Angriffsziel konnte Ashcroft benennen, keine konkreten Verhaltensempfehlungen geben. Dass die Regierung dennoch die Warnung lancierte, diente wohl nicht zuletzt der eigenen Absicherung: Gibt es tatsächlich neue Anschläge, will sie sich kein Versäumnis vorwerfen lassen.
Anthrax hält USA weiterhin in Atem
Bedauerlicherweise lieferten die den Behörden vorliegenden Informationen keine Hinweise "auf die Art des Angriffs oder spezifische Ziele", sagte Ashcroft in einer eilig anberaumten Pressekonferenz. Mit einer ähnlich allgemeinen Warnung hatte die Bundespolizei FBI bereits vor drei Wochen die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Milzbrandbriefe halten seither die USA in Atem - doch damals wie auch diesmal hatten die Behörden offenbar andere Arten von Anschlägen im Blick. Die Informationen, auf denen die neue Warnung beruhe, stünden offenbar nicht in Verbindung mit Anthrax, so FBI-Chef Robert Mueller - zugleich betonend, dass die damalige Warnung möglicherweise geholfen habe, Anschläge zu verhindern.
Hinweise nur allgemeiner Natur
Doch die Warnung des FBI vom 11. Oktober hatte der Regierung auch jede Menge Ärger eingebracht. Polizeidienststellen quer durch das Land beschwerten sich, dass die Hinweise viel zu allgemein seien und dadurch Kräfte absorbiert würden, die dringend für andere Aufgaben gebraucht würden. Diesmal gab es innerhalb der Regierung offenbar eine heftigere Debatte, ob trotz der vagen Informationen erneut eine Warnung lanciert werden sollte. Nach Zeitungsberichten hatten US-Geheimdienstler im Ausland die Information erlangt, dass Gefolgsleute von Osama bin Laden als Vergeltung für die Militäraktion in Afghanistan neue Anschläge für die nächsten Tage vorbereiten. Die Information werde ernst genommen, da sie aus einer Quelle stamme, die sich in der Vergangenheit als zuverlässig erwiesen habe, verlautete aus Regierungskreisen.
Warnung trotz Bedenken
Trotz Bedenken einiger Kabinettsmitglieder entschloss sich Präsident George W. Bush zum Gang an die Öffentlichkeit. Zwar sei es für die Behörden vor Ort schwer, ohne Detailinformationen zu reagieren, räumte FBI-Direktor Mueller ein. Dennoch könne die Warnung die Anstrengungen vervielfachen und eventuell einen Anschlag verhindern. Doch dies dürfte nicht das einzige Motiv der Regierung gewesen sein. Offenbar wollte sie sich mit dem Warnhinweis auch für den Fall wappnen, dass ein Anschlag nicht verhindert werden kann. Dann wolle sie zumindest sagen können, dass sie rechtzeitig informiert habe, zitierte der staatliche Radiosender NPR aus Sicherheitskreisen.
Pausenlose Beteuerungen
Pausenlos beteuert die US-Regierung, dass sie alles unternehme, um die Bürger zu schützen. Doch ihre neue Warnung macht deutlich, dass die Behörden trotz der massivsten Fahndungsaktion der US-Geschichte die terroristische Bedrohung nicht in den Griff bekommen haben. Rund tausend Menschen wurden seit dem 11. September in den Vereinigten Staaten festgesetzt - doch nur einigen wenigen konnten Verbindungen zu Bin Laden Terrornetzwerk El Kaida nachgewiesen werden. Mehrere Zellen sollen weiter in den USA existieren. Und sie sind offenbar autorisiert, ohne direkte Anordnung aus der Spitze von El Kaida zuzuschlagen.
Zum Balanceakt gezungen
Die fortdauernde Bedrohung aber zwingt die Regierung zu einem Balanceakt: Einerseits werden die Bürger zu permanenter Wachsamkeit angehalten, andererseits dazu aufgerufen, ihrem "normalen Leben" nachzugehen. Die Menschen sollten "ihr Leben leben, wie sie es sonst leben würden", sich aber auch nicht von einem Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber der Gefahr einlullen lassen, sagte Ashcroft. Die Zeitung "USA Today" brachte diesen Widerspruch auf den Punkt: "Krieg ist die Hölle. Kommt, wir gehen einkaufen", laute offenbar die Botschaft.