Neue Skandale erschüttern US-Energiefirmen

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Neue Skandale erschüttern US-Energiefirmen

 
13.05.02 05:56
Manipulationen bei Dynegy und Reliant rufen US-Börsenaufsicht auf den Plan. Staatliche Hilfen zurückgefordert

New York - Die amerikanischen Energieversorger - vor einem Jahr noch Geheimtipps an der Börse - sind in eine schwere Krise geraten. Betrügereien und Bankrott bei Enron, überzogen dargestellte Handelsumsätze bei Dynegy und Reliant, manipulierte Strompreise in Kalifornien und ein Mehrheitsführer im Senat, der davon spricht, dass "wohl jemand ins Gefängnis gehen wird". Die US-Energiewirtschaft steht vor den Trümmern ihrer einst so gefeierten Deregulierung. Und die Regierung von US-Präsident George W. Bush macht keine gute Figur.

Die Aktie des im Dezember bankrott gegangenen Händlers Enron ist vom Markt genommen, die Notierungen von Reliant und Williams sind um jeweils 60 Prozent gefallen, Dynegy hat mehr als 80 Prozent seines Wertes verloren. Die Investoren haben ihr Vertrauen in Energiewerte restlos verloren.

Die Skandale ziehen immer weitere Kreise. Mittlerweile ist die Börsenaufsicht SEC eingeschaltet. Zum Wochenende zog der Energiehändler und -produzent Reliant Resources seine geplante Ausgabe einer 500-Millionen-Dollar-Anleihe überraschend zurück. Die Firma, die ihren Sitz wie Enron in Houston/Texas hat, musste zugestehen, dass es Unregelmäßigkeiten in ihrem Zahlenwerk gibt. Das Wall Street Journal berichtet von zwei Geschäften des Händlers Dynegy, bei denen zum Schein Strom bei einem Konkurrenten bestellt wurde. Die Aktion soll das Ziel gehabt haben, das Handelsvolumen Dynegys größer erscheinen zu lassen als es war. Das Handelsvolumen ist ein wichtiger Parameter in der Energiebranche, um die Gesundheit der Firma zu messen.

Erst wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass Enron die Stromkrise in Kalifornien Ende 2000 und im Jahr 2001 nicht nur künstlich mitausgelöst hat, sondern an den völlig überzogenen Preisen auch kräftig mitverdient hat. So soll Enron in Kalifornien Strom gekauft haben, der an die Preisgrenzen des Bundesstaates gekoppelt war und dann die gleiche Energie wieder nach Kalifornien verkauft haben - diesmal ohne die staatlich verordnete Obergrenze. Wie interne Dokumente belegen, konnte Enron auf diese Weise für 250 Dollar pro Megawatt einkaufen, und die gleiche Ware für 1200 Dollar wieder los werden.

In einem anderen Fall soll Enron unter dem Decknamen "Death Star" künstlich einen Engpass auf den Stromnetzen erzeugt haben. Dabei habe die Firma den Behörden falsche Zahlen über angeblich gekaufte und verkaufte Megawatts gemeldet haben. Fraglich ist, weshalb diese Geschäfte damals niemandem aufgefallen waren. Wie es heißt, sollen höchste Regierungskreise in Washington eine Untersuchung der Strompreise an der Westküste immer wieder verhindert haben.

Die nun aufgedeckten Vorgänge können - so sie stimmen - die Regierung erheblich unter Druck bringen. So war der heutige Armee-Minister Thomas White früher Vize-Chef von Enron Energy Services - genau jene Einheit, die für den Stromhandel mit Kalifornien zuständig war. Und zuvor hatte sich Justizminister John Ashcroft im Fall Enron für befangen erklärt, weil er von der Firma Wahlkampfhilfen erhalten hatte.

Die Kritik geht mittlerweile quer durch alle Parteien. Der Gouverneur von Kalifornien, Gray Davis, und seine Senatoren fordern von den Energiekonzernen jene 20 Mrd. Dollar staatliche Hilfe zurück, die ihnen während der Krise zur Verfügung gestellt worden waren. An diesem Mittwoch will ein Senatsausschuss möglichen Preismanipulationen auf die Schliche kommen. Mehr als 150 Energiefirmen sind aufgefordert, Dokumente über ihr Geschäft mit Kalifornien vorzulegen.
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