Neue Anleihen mit Inflationsschutz
Enorme Nachfrage in Italien - Bundesfinanzagentur prüft Ausgabe
von Jens Wiegmann
Berlin - Das Gespenst der Deflation hat sich noch nicht ganz verzogen, da rücken vielfach schon wieder Inflationssorgen in den Mittelpunkt. Angesichts einer wieder anziehenden Konjunktur und eines weltweit sehr niedrigen Zinsniveaus könnten die Preise schon bald wieder stärker steigen. In Italien scheint diese Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung weit verbreitet zu sein, denn dort herrscht eine enorme Nachfrage nach der ersten Staatsanleihe des Landes mit Inflationsschutz. Die Bundesfinanzagentur prüft derzeit, ob auch Deutschland ein solches Papier begeben sollte.
In den USA und in Großbritannien sind Anleihen mit Inflationsausgleich schon länger bekannt. Im Euro-Raum gehört Frankreich zu den Vorreitern, dort erfreuen sich die so genannten OATei's großer Beliebtheit. Griechenland hat dieses Jahr erstmals eine inflationsindexierte Anleihe begeben. Und in Italien haben die Konsortialbanken Morgan Stanley, Banca IMI und MCC Capitalia das geplante Emissionsvolumen von ursprünglich fünf auf sieben Mrd. Euro erhöht. Die Nachfrage soll sogar noch höher gelegen haben. Deutschland hat sich bei diesem Thema seit jeher sehr reserviert gezeigt. Die Bundesfinanzagentur sei wesentlich inflexibler als ihr französisches Pendant, sagt Christoph Rieger, Rentenexperte bei Commerzbank Securities. Falls Deutschland nachziehen sollte, dann nicht vor dem kommenden Jahr, da sind sich die Experten einig.
Dass immer mehr Staaten diese Bonds begeben, hängt mit den wachsenden Haushaltsdefiziten und der zunehmenden Neuverschuldung zusammen, die in Deutschland für 2004 bei 30,8 Mrd. Euro liegt. Das geplante Bruttoemissionsvolumen für 2004 liegt derzeit bei 217 Mrd. Euro "Aber wenn beispielsweise die Neuverschuldung auf 40 Milliarden steigen sollte, bestünde zusätzlicher Finanzbedarf des Bundes", sagt Johannes Rudolph von HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Inflationsindexierte Anleihen wären für den Bund interessant, weil er damit zunächst geringere Zinskosten zahlen würde, so Rudolph. "Würde der Bund hypothetisch morgen eine an den Euroland-Inflationsindex gekoppelte Anleihe begeben, wäre die Emissionsrendite beziehungsweise auch der Kupon etwa bei 2,25 Prozent." Am Ende zahle der Emittent jedoch nicht 100 Prozent zurück, sondern den Inflationsstand. Ein Beispiel: Wenn der Bund eine zehnjährige inflationsindexierte Anleihe begeben würde und die Inflation in Euroland jährlich zwei Prozent betrüge, müsste er etwa 122 Prozent zurückzahlen; bei vier Prozent Inflation wären es nach zehn Jahren schon 147 Prozent. Für den Emittenten lohnt es sich also nur bei niedriger Inflationsrate.
Auch aus Anlegersicht kann ein solches Produkt interessant sein. Bei der Entscheidung hilft die Break-even-Inflationsrate, die sich aus dem Renditeabstand (Spread) zwischen "normalem" und Bond mit Inflationsschutz gleicher Laufzeit errechnet. In Frankreich ergäbe sich hier derzeit ein Wert von 192 Basispunkten. "Die inflationsindexierte Anleihe lohnt sich also dann, wenn der Preissteigerungsindex ohne Tabakprodukte in der Euro-Zone im Durchschnitt um mehr als 1,9 Prozent jährlich steigt", erläutert Commerzbank-Experte Rieger. Die bisherige Erfahrung zeige zudem, dass die Performance von Anleihen mit Inflationsschutz in fallenden Märkten - also bei steigenden Renditen - besser ist. Deutsche Privatanleger müssen allerdings eine dicke Kröte schlucken, denn hier zu Lande werden diese Bonds als Finanzinnovation behandelt und entsprechend besteuert. Rudolph: "Man sollte also wirklich nur dann kaufen, wenn man von steigender Inflation überzeugt ist."
Quelle: www.welt.de
Enorme Nachfrage in Italien - Bundesfinanzagentur prüft Ausgabe
von Jens Wiegmann
Berlin - Das Gespenst der Deflation hat sich noch nicht ganz verzogen, da rücken vielfach schon wieder Inflationssorgen in den Mittelpunkt. Angesichts einer wieder anziehenden Konjunktur und eines weltweit sehr niedrigen Zinsniveaus könnten die Preise schon bald wieder stärker steigen. In Italien scheint diese Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung weit verbreitet zu sein, denn dort herrscht eine enorme Nachfrage nach der ersten Staatsanleihe des Landes mit Inflationsschutz. Die Bundesfinanzagentur prüft derzeit, ob auch Deutschland ein solches Papier begeben sollte.
In den USA und in Großbritannien sind Anleihen mit Inflationsausgleich schon länger bekannt. Im Euro-Raum gehört Frankreich zu den Vorreitern, dort erfreuen sich die so genannten OATei's großer Beliebtheit. Griechenland hat dieses Jahr erstmals eine inflationsindexierte Anleihe begeben. Und in Italien haben die Konsortialbanken Morgan Stanley, Banca IMI und MCC Capitalia das geplante Emissionsvolumen von ursprünglich fünf auf sieben Mrd. Euro erhöht. Die Nachfrage soll sogar noch höher gelegen haben. Deutschland hat sich bei diesem Thema seit jeher sehr reserviert gezeigt. Die Bundesfinanzagentur sei wesentlich inflexibler als ihr französisches Pendant, sagt Christoph Rieger, Rentenexperte bei Commerzbank Securities. Falls Deutschland nachziehen sollte, dann nicht vor dem kommenden Jahr, da sind sich die Experten einig.
Dass immer mehr Staaten diese Bonds begeben, hängt mit den wachsenden Haushaltsdefiziten und der zunehmenden Neuverschuldung zusammen, die in Deutschland für 2004 bei 30,8 Mrd. Euro liegt. Das geplante Bruttoemissionsvolumen für 2004 liegt derzeit bei 217 Mrd. Euro "Aber wenn beispielsweise die Neuverschuldung auf 40 Milliarden steigen sollte, bestünde zusätzlicher Finanzbedarf des Bundes", sagt Johannes Rudolph von HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Inflationsindexierte Anleihen wären für den Bund interessant, weil er damit zunächst geringere Zinskosten zahlen würde, so Rudolph. "Würde der Bund hypothetisch morgen eine an den Euroland-Inflationsindex gekoppelte Anleihe begeben, wäre die Emissionsrendite beziehungsweise auch der Kupon etwa bei 2,25 Prozent." Am Ende zahle der Emittent jedoch nicht 100 Prozent zurück, sondern den Inflationsstand. Ein Beispiel: Wenn der Bund eine zehnjährige inflationsindexierte Anleihe begeben würde und die Inflation in Euroland jährlich zwei Prozent betrüge, müsste er etwa 122 Prozent zurückzahlen; bei vier Prozent Inflation wären es nach zehn Jahren schon 147 Prozent. Für den Emittenten lohnt es sich also nur bei niedriger Inflationsrate.
Auch aus Anlegersicht kann ein solches Produkt interessant sein. Bei der Entscheidung hilft die Break-even-Inflationsrate, die sich aus dem Renditeabstand (Spread) zwischen "normalem" und Bond mit Inflationsschutz gleicher Laufzeit errechnet. In Frankreich ergäbe sich hier derzeit ein Wert von 192 Basispunkten. "Die inflationsindexierte Anleihe lohnt sich also dann, wenn der Preissteigerungsindex ohne Tabakprodukte in der Euro-Zone im Durchschnitt um mehr als 1,9 Prozent jährlich steigt", erläutert Commerzbank-Experte Rieger. Die bisherige Erfahrung zeige zudem, dass die Performance von Anleihen mit Inflationsschutz in fallenden Märkten - also bei steigenden Renditen - besser ist. Deutsche Privatanleger müssen allerdings eine dicke Kröte schlucken, denn hier zu Lande werden diese Bonds als Finanzinnovation behandelt und entsprechend besteuert. Rudolph: "Man sollte also wirklich nur dann kaufen, wenn man von steigender Inflation überzeugt ist."
Quelle: www.welt.de