Hamburg (dpa) - Rechtzeitig vor der Entscheidung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) über den Kandidaten für die Olympischen Spiele 2012 hat die Bundesregierung den notwendigen rechtlichen Rahmen für die deutsche Olympia-Bewerbung vorgegeben.
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries leitete den Entwurf eines Gesetzes zum Schutz des olympischen Emblems und der olympischen Bezeichnungen in die parlamentarische Anhörung. «Damit wird der rechtliche Rahmen für eine erfolgreiche deutsche Olympia-Bewerbung sichergestellt», erklärte die Ministerin zur Vorlage ihres Gesetzentwurfs.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verlangt von Bewerberstädten, dass im Ausrichterland die Olympischen Ringe sowie olympische Bezeichnungen wie etwa «Olympiade», «Olympia» oder «olympisch» geschützt sind. Dieser Forderung kommt das Bundesjustizministerium nun nach. Damit haben IOC und NOK künftig ein geschütztes Exklusivrecht, diese Symbole und Begriffe zu verwenden und zu verwerten.
In den Bewerberstädten Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart prägten zwei Tage vor der NOK-Vollversammlung zunehmende Nervosität und Anspannung, aber auch viel Optimismus das Bild. Aufsehen erregte ein dem ARD-Hörfunk vorliegendes Papier, in dem eine von der NOK-Prüfungskommission weniger gut beurteilte Stadt die Mitbewerber Hamburg und Leipzig attackiert und der NOK-Kommission gravierende Fehler bei Finanz- und Sicherheitsfragen vorwirft.
Die privaten Fernsehsender RTL, SAT.1, N24, n-tv, Hamburg 1, tv.nrw und CNN-Deutschland protestierten scharf gegen ihre «Aussperrung» durch das NOK bei der Wahlveranstaltung in München. Sie sehen die Behandlung durch das NOK «als Eingriff in die Pressefreiheit an». Die Sender fordern das NOK dazu auf, entweder einen eigenen TV-Pool zuzulassen oder eine Kooperation mit dem Bayrischen Rundfunk «zu marktgerechten Konditionen» zu ermöglichen. Die Privatsender hatten das Angebot, dass Sendesignal vom Bayrischen Rundfunk für rund 20 000 Euro pro Sender zu übernehmen, abgelehnt. Das NOK hatte die Senderechte an die ARD vergeben.
Hamburgs Olympia-Botschafter Henning Voscherau versuchte in einem Schreiben an Ulrich Feldhoff, die Schärfe aus der Auseinandersetzung mit dem Vizepräsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB) und Düsseldorf-Befürworter zu nehmen. «In der Sportberichterstattung kann es schnell zu einer Polarisierung kommen, obwohl es allen Beteiligten um die Sache geht», schrieb der frühere Erste Bürgermeister der Hansestadt an Feldhoff, «so ist es uns Beiden in den letzten Tagen ergangen, und das tut mir leid.» Voscherau betonte, dass alle Befürchtungen hinsichtlich der Rolle von Feldhoff «in Folge Ihrer Neutralitätserklärung vom Tisch» seien. Dem Präsidenten des Deutschen und Internationalen Kanu-Verbandes war unterstellt worden, mehr als 20 der 32 Fachverbände zu Gunsten einer Wahl von Düsseldorf beeinflusst zu haben. Dagegen hatte sich Feldhoff vehement gewehrt.
Hoffnungsvoll und mit Lampenfieber treffen die fünf Kandidaten ihre letzten Vorbereitungen auf die 15-minütige Präsentation vor dem NOK in München. «Es ist wie bei der Oscar-Preisverleihung. Wir gehen alle mit Spannung nach München», sagte Nordrhein-Westfalens Sportminister Michael Vesper. Er wehrte sich auch gegen «das Gerücht, dass 20 Fachverbände für uns stimmen werden». Dies sei «von Interesse geleitet», zumal viele Verbandspräsidenten erklärt hätten, sich noch nicht entschieden zu haben.
Voscherau warnte noch einmal vor einem politischen Votum des NOK. «Wir dürfen im Sport nicht in die typisch deutsche Kirchtümeleien verfallen, ohne über den Tellerrand zu blicken», meinte der 61-Jährige. «Wir sind voll auf Sieg eingestellt», gab Frankfurts Bewerbungschef Heinz-Jürgen Weiss den Optimismus am Main wider. Das nahm auch Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster für sich in Anspruch: «Wir werden gewinnen, weil wir die Besten sind.» Sein Leipziger Kollege Wolfgang Tiefensee erklärte: «Wir werden die Olympischen Spiele zu einem emotionalen, menschlichen Erlebnis für die Athleten und die Gäste werden lassen - diese Botschaften werden wir den Mitgliedern des NOK in der Abschlusspräsentation vermitteln.» Wer zu den fünfköpfigen Präsentationsteam gehört, ließ Tiefensee ebenso wie alle anderen offen.