Von Helene Laube, San Francisco
Investoren erwarten die Ergebnisse der US-Technologieunternehmen für das Dezemberquartal. Die Stimmung ist nervös.
Silicon-Valley-Unternehmen wie der weltgrößte Chiphersteller Intel und der führende Online-Auktionar Ebay machen am Dienstag nach Schluss der US-Börse den Anfang, gefolgt von Compaq, Apple, AMD und Yahoo am Mittwoch. Am Donnerstag legen dann die Schwergewichte IBM und Microsoft ihre Berichte vor, und so geht es bis Februar weiter.
Die Anleger hoffen, dass die Unternehmen einigermaßen positive Aussichten für die kommenden Monate machen werden und dass die Verlustphase der Unternehmen endlich dem Ende zugeht, nachdem viele unter ihnen im abgelaufenen Quartal die schlechtesten Ergebnisse seit der letzten Rezession vor zehn Jahre ausweisen dürften. Von den 1500 Technologiefirmen, die von First Call beobachtet werden, gaben 140 eine Gewinnwarnung ab (drittes Quartal: 245).
Angst vor Überbewertung
Gegenüber den vergangenen Quartalen nehmen sich die Gewinnaussichten in der Tat zunehmend besser aus, und auch die Wirtschaftsdaten deuten auf eine mögliche Besserung hin. Dies ist allerdings bereits in vielen Aktienpreisen einberechnet, und die Investoren sind besorgt, dass viele Aktien nach den Kurssprüngen der vergangenen Monate überbewertet sind. "Das ist die größte Angst des Marktes - dass die Wall Street zu optimistisch war und dass ein beachtlicher Teil des Aufschwungs bereits in den Bewertungen enthalten ist", sagt Peter Coolidge von der Investmentbank Brean Murray & Co.
Äußerungen des US-Notenbankchefs Alan Greenspan zur Konjunkturlage am Freitag in San Francisco gab den Investoren wenig Anlass zu Euphorie. Greenspan sprach zwar von einer Stabilisierung der Wirtschaft, es bestünden jedoch nach wie vor "signifikante" Risiken wie zunehmende Arbeitslosigkeit, sinkende Nachfrage und überfüllte Lager. Er gab auch keinen Aufschluss über den für das zweite Halbjahr erhofften wirtschaftlichen Aufschwung, sondern bezeichnete solche Prognosen vielmehr als "verfrüht".
Zahlreiche IT-Manager sind ebenfalls längst davon abgekommen, Prognosen über das Ende der Krise in ihrer Branche anzustellen. "Prognosen sind eine komplett aus der Mode gekommene Sache", lautet die neue, mit einem schiefen Lächeln vorgebrachte Devise von Scott McNealy. Der Chef des Computerherstellers Sun Microsystems, viele seiner Branchenkollegen und die Marktbeobachter rechnen damit, dass der seit einem Jahr eingelegte Spargang der Unternehmen auch dieses Jahr anhalten könnte und sich die IT-Investitionen erst nächstes Jahr erholen werden. Einige Untersuchungen kommen zum Ergebnis, dass die Ausgaben für Technologie 2002 nicht zulegen oder sogar abnehmen werden, andere Marktforscher und Investmentbanken glauben immerhin an ein bescheidenes Wachstum.
Besseres Geschäft zu Weihnachten
Für den kriselnden PC-Sektor war das Weihnachtsgeschäft zumindest etwas besser als erwartet, erreichte aber niemals die für das Jahresende typischen Nachfragespitzen der vergangenen Jahre. Für den weltweit zweitgrößten PC-Hersteller Compaq bedeuten die nicht ganz so desaströsen Absätze, dass er für das vierte Quartal einen Gewinn vermelden wird, anstelle des zuvor angekündigten Verlustes. Der Umsatz des kalifornischen Computerkonzerns Apple hingegen könnte am unteren Ende der Erwartungen zu liegen kommen, behauptet Steven Fortuna von der Investmentbank Merrill Lynch am Donnerstag. Der vor einer Woche vorgestellte iMac komme zur "schlechtesten Zeit für die Verbraucher", so Fortuna. Apple habe sich zudem das Weihnachtsgeschäft mit dem bereits zum Jahresende gestarteten iMac-"Hype" selbst etwas verdorben, da zahlreiche Kunden dadurch ihre Käufe auf das neue Jahr verschoben hätten.
Vergangene Woche kamen Gerüchte auf, dass der weltgrößte Technologiekonzern IBM möglicherweise noch eine Gewinnwarnung abgeben könnte. Analysten bezeichneten dies überwiegend als unwahrscheinlich, aber die Aktie gab im Verlauf der Woche dennoch um fünf Prozent nach. Die Spekulationen seien dem "Nachrichtenvakuum" zuzuschreiben, das vor jeder Berichtssaison herrsche, sagte etwa Art Hogan, Analyst bei Jefferies & Co.