Nemax-Schlussbericht:
Boden in Sicht
Von Thorsten Kramer und Andreas Albert, Hamburg
Die deutschen Wachstumswerte haben am Freitag deutliche Zuwächse mit aus dem Handel nehmen können. Händler geben allerdings noch keine Entwarnung.
Der Nemax 50 ging mit einem Aufschlag von 5,73 Prozent auf 1124 Punkte ins Wochenende. Der Nemax All Share legte exakt vier Prozent auf 1142 Zähler zu. "Es sieht fast so aus, als hätte der Neue Markt seinen Boden gefunden", sagte ein Frankfurter Börsianer.
Das Geld der Anleger fließe vor allem in die liquiden Titel im Nemax 50, was den Vorsprung zum Nemax All Share erkläre und die Kursbewegungen bei Werten wie Pixelpark oder T-Online, bei denen es keine fundamentalen Neuigkeiten gebe. Von einer Trendwende am Neuen Markt wollte indes kein Börsianer sprechen. "In die neue Woche werden wir eher seitwärts gehen", sagte ein Händler.
T-Online profitiert von T-Aktie
Pixelpark stiegen um 30,16 Prozent auf 5,61 Euro und waren damit Spitzenreiter am Neuen Markt. Das Internet-Unternehmen will kommende Woche seine Halbjahresergebnisse vorlegen. Die Aktie des Internetdienstleisters T-Online (plus 13,74 Prozent auf 8,36 Euro) hat nach Einschätzung von Händlern vom Anstieg der T-Aktie profitiert. "T-Online steht offenbar im Sog der Aktie des Mutterkonzerns, die heute auch zugelegt hat", sagte eine Händlerin.
Brokat stürzt wieder ab
Brokat mussten bis zum Abend ihre Gewinne wieder abgeben und schlossen mit einem Aufschlag von nur noch 3,82 Prozent bei 1,63 Euro. Den höchsten Stand hatte das Papier bei 2,05 Euro gesehen, zwischenzeitlich lag die Aktie im Minus. Das Unternehmen hatte am Morgen den Verkauf von zwei Geschäftssparten bekanntgegeben. Die Suche nach einem strategischen Investor sei damit vorbei, sagte Finanzvorstand Michael Janßen. Die Restrukturierung sei so angelegt, dass Brokat keine weiteren größeren Finanzspritzen mehr benötige.
Medion steigert Umsatz und Gewinn
Medion (plus 7,48 Prozent auf 42,99 Euro) profitierten von guten Halbjahreszahlen. Medion erwartet nach eigenen Angaben, auch im dritten Jahr in Folge seine Wachstumsprognosen erfüllen zu können.
Die Berliner Telekommunikationsgesellschaft Teles wird sich im Rahmen ihrer Neuausrichtung auf Internet-Mehrwertdienste von dem Apple-Einzelhändler Gravis trennen. Die Aktie gab ihre Gewinne von knapp fünf Prozent am Nachmittag wieder ab und gingen mit einem Minus von 0,35 Prozent bei 2,85 Euro aus dem Handel.
Der Hersteller von Produktionsanlagen für optische Speichermedien Steag Hamatech ist am Freitag Übernahmegerüchten entgegengetreten, die den Kurs der Aktie in den vergangenen Tagen beflügelt hätten. "Es gibt Gerüchte, dass wir mit der Schweizer Unaxis zusammen gehen wollen. Da ist definitiv nichts dran", sagte Frank Weber, Leiter des Bereichs Investor Relations der Steag Hamatech Gruppe. Das Papier lag in der Spitze bei 8,51 Euro und schloss mit einem Aufschlag von 13,51 Prozent bei 8,15 Euro.
Anleger bestrafen Technotrans
Technotrans konnten einen Teil ihrer Verluste eingrenzen. Das Papier sah sein Tagestief bei 35,60 Euro und schloss mit einem Minus von 16,99 Prozent bei 42,50 Euro. Das geplante Ergebnis von rund acht Mio. Euro werde aufgrund von Sondereffekten zum Jahresende nicht erreicht, teilte der Systemanbieter von Anlagen für die Herstellung von Print- und optischen Speichermedien am Donnerstag nach Börsenschluss mit. Allerdings dürfte das Vorjahresergebnis von 5,4 Mio. Euro leicht übertroffen werden. Der für 2001 geplante Umsatzanstieg um 29 Prozent auf 135 Mio. Euro werde sicher erreicht, hieß es.
MWG Biotech (minus 16,43 Prozent auf 2,34 Euro) hat seine Prognose für das laufende Jahr erneut nach unten korrigiert. Statt eines Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde nun ein Verlust von 4,5 Mio. Euro erwartet. "Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe", sagte Philippe Lerique von der Banque Nationale de Paris. Der Vorstandsvorsitzende und Firmengründer des Unternehmens, Michael Weichselgartner, werde seinen Posten Ende des Monats nieder legen, teilte das Unternehmen mit. Sein Nachfolger Matthias Schönermark solle die Restrukturierung des Unternehmens vorantreiben.
Rückschlag für Metabox
Metabox (minus 22,86 Prozent auf 0,27 Euro) musste am Freitag einen neuerlichen Rückschlag verkraften: Eine zweite potenzielle Investorengruppe zog sich von einem möglichen Engagament zurück. Das Vorstandsmitglied Peter White habe am Donnerstag zudem sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt, teilte Metabox ohne Angabe von Gründen mit. Mittlerweile ist auch die angekündigte Schadensersatzklage der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) eingegangen. Der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Michael Graaff, räume dieser Klage jedoch nur geringe Erfolgschancen ein. Metabox war der schwächste Wert im Neuen Markt.
Die Aktien der Thiel Logistik verloren in der Spitze 3,8 Prozent auf 17,11 Euro und schlossen bei 17,59 Euro (minus 1,12 Prozent). "Da finden einfach Gewinnmitnahmen statt, nachdem der Wert in den vergangenen Tagen gestiegen war", sagte ein Händler. Die am Donnerstag vorgelegten Halbjahreszahlen und die Aussichten für das Gesamtjahr gäben keinen Anlass zu einem Verkauf.
Sunways ausgesetzt
Die Aktie des Solarzellenherstellers Sunways ist am späten Nachmittag bis zum Börsenschluss vom Handel ausgesetzt worden. Grund sei die am Abend veröffentlichte Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens gewesen, teilte die Deutsche Börse mit. Bis zur Kursaussetzung brach die Aktie um 20,50 Prozent auf 4,11 Euro ein. Ein Sprecher der Deutschen Börse sagte, es sei davon auszugehen, dass die Aktie am Montag wieder gehandelt werde. Der Solarzellenhersteller hatte mitgeteilt, das er seine Planzahlen für das laufende Geschäftsjahr "wesentlich" unterschreiten werde. Sunways blieb damit zweitschwächster Wert.