Der Nasdaq Composite Index hat in der letzten Handelswoche 2,9 Prozent verloren und bei 1.282,47 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit dem 17.Oktober 2002 geschlossen. Während sich die Anleger noch fragen, wo ihre Gewinne vom Jahresanfang geblieben sind, drohen weitere Verluste.
Der Handelsverlauf am Freitag spiegelt die Situation an Wall Street trefflich wider. An und für sich guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt folgte ein kurzer, harter Kursaufschwung, dem sich Gewinnmitnahmen auf breiter Front anschlossen. Der Composite gab 19,26 Punkte oder 1,48 Prozent im Wert nach und ging bei 1.282,47 Punkten aus dem Markt.
Die Umsätze an der Computerbörse NASDAQ waren erneut schwach, ganze 1,2 Milliarden Aktien wechselten den Besitzer. Mit einer Quote von 2 zu 1 schloss die überwiegende Mehrheit der Aktien im Minus.
Und die Aussichten auf eine kurzfristige Trendwende stehen schlecht. Aktuell hat es vielmehr den Anschein, als könnte der Composite in den kommenden Wochen einen Test seiner Oktober-Tiefs in Angriff nehmen.
Unterstützungen wurden durchbrochen
Charttechnisch stellt sich die Situation unkompliziert dar: Der Trend zeigt nach unten. Die Unterstützungen im Bereich um die 1.320/25 Punkte wurden gebrochen, die Marke von 1.300 Punkten – wichtig allenfalls aus psychologischer Sicht – ebenfalls. Auf dem Weg zum Oktober-Tief bei 1.112,08 Punkten befindet sich eine kleinere Unterstützung bei 1.250 Punkten und eine etwas ausgeprägtere bei 1.200 Punkten.
Das Szenario eines Test der alten Tiefststände muss zwar nicht zwangsläufig eintreten, die Möglichkeit besteht aber. Die Angst der Investoren zentriert sich um einen drohenden Krieg im Irak und die möglichen Auswirkungen einer militärischen Intervention. Wie lange würde der Krieg anhalten, wie hoch wäre die Zahl der Opfer und was passierte mit dem Ölpreis?
Am Wochenende hat sich die Situation kaum verändert. Zwar haben die Waffenkontrolleure berichtet, dass der Irak sich nun besser um eine Zusammenarbeit bemüht. Das scheint den Kriegsbefürwortern – allen voran den USA – aber nicht auszureichen. Wie bekannt wurde, wollen die Vereinigten Staaten nur dann auf einen Angriff verzichten, wenn der irakische Diktator Saddam Hussein ins Exil geht – ein eher unwahrscheinliches Szenario. Die Befürworter einer politischen Lösung drängen indessen weiterhin auf mehr Zeit für die UN-Waffeninspektoren.
Kriegsgefahr ist der größte Belastungsfaktor
Der Streit um die Handhabung des Konflikts geht weiter und trägt wenig dazu bei die Unsicherheit am Markt zu verringern. Welches Ausmaß diese bereits angenommen hat, zeigte sich am Freitag.
So meldeten US-Behörden für den Januar den höchsten Anstieg bei der Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft in zwei Jahren. Ein positives Zeichen, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt leicht entspannt hat. Zudem sank die Arbeitslosenquote um drei Zehntel Prozent auf 5,7 Prozent.
Die Reaktion des Marktes fiel so heftig wie kurz aus. Einer freundlichen Eröffnung folgten schon nach einer halben Stunden massive Gewinnmitnahmen, die die gesamte restliche Handelszeit über anhielten. Wer will schon längerfristig investiert sein, wenn jederzeit mit einem Krieg zu rechnen ist?
Fazit: Die Kriegsgefahr ist weiterhin der Belastungsfaktor Nummer eins an den internationalen Börsen und macht die Investoren taub für positive Entwicklungen. Erst wenn diese Situation bereinigt ist, werden sich die Anleger erneut mit den Fundamentaldaten beschäftigen. Bis dahin gilt: "The Trend is your Friend".