Münchner Rück: Analyse der Naturkatastrophen 2000
Donnerstag, 28. Dezember 2000 23:28 Uhr
Unternehmen
Münchner Rück AG
Branchen
Rückversicherer
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
Naturkatastrophen 2000: Sach- und Personenschäden zwar deutlich geringer als in den Vorjahren / Doch neuer Rekord bei der Anzahl der Schadenereignisse / Keine Entwarnung für den langfristigen Trend
Die Münchener Rück, weltweit führender Rückversicherer, hat eine erste Analyse der Elementarschadenereignisse 2000 vorgelegt. Die Anzahl der Naturkatastrophen hat einen neuen absoluten Rekord erreicht: Weltweit wurden mehr als 850 Katastrophen registriert, hundert mehr als im bisherigen Rekordjahr 1999 und zweihundert mehr als im Mittel der 90-er Jahre. Die Auswirkungen im Jahr 2000 waren geringer, da die zahlreichen Naturkatastrophen zufallsbedingt vor allem weniger dicht besiedelte Gebiete trafen; dennoch kamen rund 10.000 Menschen ums Leben (Vorjahr: 75.000).
Auch die Schäden lagen diesmal unter den Vorjahreswerten. Die volkswirtschaftlichen Schäden beliefen sich auf mehr als 30 Mrd. US$ (Vorjahr: 100 Mrd. US$), die versicherten Schäden auf 7,5 Mrd. US$ (Vorjahr: 22 Mrd. US$). Das Ausbleiben großer Erdbeben und die glimpflich verlaufene Wirbelsturmsaison bewirkten zusammen mit der diesmal weit gehenden Schadenfreiheit in stark besiedelten Gebieten ein vergleichsweise schadenarmes Jahr.
Stürme führen die Jahresbilanz mit mehr als 300 Ereignissen eindeutig an. Sie dominieren die Schadenbilanzen der Versicherer und schlagen mit 73 % der versicherten Schäden zu Buche. Daneben spielten Überschwemmungen – wie in den vergangenen Jahren – eine wichtige Rolle (23 % der versicherten Schäden).
Schwere Überschwemmungen weltweit
Bisher wurde in 2000 nur eine wirkliche Größtkatastrophe registriert: Wochenlange Überschwemmungen in Mosambik machten im Frühjahr eine halbe Million Menschen zu Obdachlosen und sorgten für weltweite Aufmerksamkeit. Insgesamt waren von den Fluten fünf Millionen Menschen unmittelbar betroffen. Daneben ereigneten sich in allen Teilen der Welt weitere schwere Überschwemmungen, die in die Katastrophengeschichte eingehen:
Überschwemmungen im Norden und Nordosten Indiens von August bis Oktober mit ca. 1.450 Todesopfern und volkswirtschaftlichen Schäden von 1,2 Mrd. US$. Massive Überflutungen in Vietnam, Laos, Kambodscha, Malaysia und Thailand im Herbst, die Hunderttausende Häuser unter Wasser setzten. Sturzfluten, Schlammlawinen und Erdrutsche in den Schweizer und italienischen Alpen (Wallis, Aostatal) Mitte Oktober, die volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von rund 8,5 Mrd. US$ anrichteten. Die versicherten Schäden belaufen sich voraussichtlich auf etwa 470 Mio. US$. Wochenlange Überschwemmungen historischen Ausmaßes in ganz Großbritannien von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, die Sachschäden von rund 1,5 Mrd. US$ anrichteten, wovon ca. 50 % versichert sein dürften (rund 700 Mio. US$). Wirbelsturmsaison glimpflich verlaufen
Die Wirbelsturmsaison 2000 im Pazifik und Nordatlantik erlebte eine durchschnittliche Anzahl von Hurrikanen, Taifunen und Zyklonen; die exponierten Länder kamen aber glücklicherweise glimpflich davon:
In Taiwan richtete im August der Supertaifun Bilis, der im westlichen Pazifik tobte, nur Gesamtschäden von knapp über 100 Mio. US$ an. Prapiroon, einer der stärksten Taifune der vergangenen Jahre in Südkorea, der in den letzten Augusttagen über die Halbinsel fegte, verursachte nicht die befürchteten Überschwemmungen. Dramatische – und in der Regel schadenreiche – "Landfalls" (Treffer) in den USA blieben anders als in den Vorjahren aus. Lediglich Zentralamerika wurde von einem starken Hurrikan getroffen: Keith, der mit einer Windgeschwindigkeit von 215 km/h die Stufe 4 auf der 5-stufigen Saffir-Simpson-Hurrikanskala erreichte, betraf vor allem Belize sowie Teile Mexikos, Nicaraguas, Honduras und Guatemalas. Auch Europa blieb bisher von großen Winterstürmen verschont; im Vorjahr hatten noch bis spät in den Dezember hinein Anatol, Lothar und Martin für historische Schadendimensionen (zusammen 17,7 Mrd. US$, davon 10,4 Mrd. US$ versichert) gesorgt.
Bei den sonstigen Naturkatastrophen – darunter Winterschäden, Dürren und Waldbrände – sorgte die verheerende Feuersbrunst in den USA für Aufregung. Wochenlang standen nach einer ausgiebigen Dürreperiode Tausende Quadratkilometer Wald in Flammen, hauptsächlich im Westen der USA und in Neumexiko. Tausende Menschen mussten evakuiert werden. Zum Glück gingen nur relativ wenige Häuser in Flammen auf. Immerhin entstanden Schäden von weit über 1 Mrd. US$.
Trockenheit und Dürre belasteten auch in Europa zahlreiche Länder. Im Mai und Juni vernichtete eine ausgeprägte Hitzewelle Ernten in Südosteuropa, besonders in Rumänien. Die volkswirtschaftlichen Schäden werden auf über 300 Mio. US$ geschätzt.
Langfristig keine Entwarnung
Trotz der insgesamt günstigen Schadenbilanz 2000 kann nicht von einer Trendwende gesprochen werden. Schon einmal, 1997, schien ein vergleichsweise schadenarmes Jahr den Trend zu immer häufigeren und größeren Naturkatastrophen kurzzeitig zu unterbrechen, der sich dann aber ungebremst fortsetzte. Wegen der steigenden Weltbevölkerung, die in den hoch exponierten Gebieten und vor allem in den Großstadträumen sogar überproportional zunimmt, und wegen der gleichfalls steigenden Konzentration an Sachwerten ist auch künftig mit einer Zunahme bei den Schäden aus Naturkatastrophen zu rechnen.
Die kürzlich bekannt gewordenen Prognosen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), die in Kürze im 3. Bericht veröffentlicht werden, belegen, dass das Thema "Klimaänderung" ernster denn je genommen werden muss. Weder bei den erwarteten Temperaturanstiegen noch bei anderen wichtigen Aspekten, wie beispielsweise dem Meeresspiegelanstieg, gibt es irgendeine Entwarnung. Vor diesem Hintergrund mahnt Dr. Gerhard Berz, Leiter der Forschungsgruppe Geowissenschaften der Münchener Rück: "Wir halten das Scheitern des Klimagipfels von Den Haag im November 2000 für einen schweren Rückschlag und hoffen, dass wenigstens noch die Nachverhandlungen im Sommer 2001 einen weiterführenden Konsens ergeben. Die Klimaerwärmung muss unbedingt gebremst werden. Sonst ist zu befürchten, dass sich die Risikosituation in zahlreichen Regionen der Erde auch für die Versicherer zusätzlich verschärft." Jedenfalls rechnet die Münchener Rück mit einer deutlichen Zunahme von wetter- und klimabedingten Naturkatastrophen. Diese verursachen bereits heute den größten Teil der versicherten Katastrophenschäden. Dies belegt auch das abgelaufene Jahr von neuem.
Hinweise an die Redaktionen: Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Dr. Gerhard Berz (Tel. 089/3891-5290) oder an Thomas Loster (Tel. 089/3891-5287).
Die Münchener Rück veröffentlichte kürzlich eine zweisprachige CD-ROM (Deutsch/Englisch), die sich mit weltweiten Naturgefahren auseinander setzt. Dank der digitalen Technik können damit einfach und schnell für jeden Punkt auf dem Globus die Naturgefahren innerhalb von Sekunden abgerufen und in erster Annäherung bewertet werden.
gruß proxi
Call 930151 zb.
Donnerstag, 28. Dezember 2000 23:28 Uhr
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Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
Naturkatastrophen 2000: Sach- und Personenschäden zwar deutlich geringer als in den Vorjahren / Doch neuer Rekord bei der Anzahl der Schadenereignisse / Keine Entwarnung für den langfristigen Trend
Die Münchener Rück, weltweit führender Rückversicherer, hat eine erste Analyse der Elementarschadenereignisse 2000 vorgelegt. Die Anzahl der Naturkatastrophen hat einen neuen absoluten Rekord erreicht: Weltweit wurden mehr als 850 Katastrophen registriert, hundert mehr als im bisherigen Rekordjahr 1999 und zweihundert mehr als im Mittel der 90-er Jahre. Die Auswirkungen im Jahr 2000 waren geringer, da die zahlreichen Naturkatastrophen zufallsbedingt vor allem weniger dicht besiedelte Gebiete trafen; dennoch kamen rund 10.000 Menschen ums Leben (Vorjahr: 75.000).
Auch die Schäden lagen diesmal unter den Vorjahreswerten. Die volkswirtschaftlichen Schäden beliefen sich auf mehr als 30 Mrd. US$ (Vorjahr: 100 Mrd. US$), die versicherten Schäden auf 7,5 Mrd. US$ (Vorjahr: 22 Mrd. US$). Das Ausbleiben großer Erdbeben und die glimpflich verlaufene Wirbelsturmsaison bewirkten zusammen mit der diesmal weit gehenden Schadenfreiheit in stark besiedelten Gebieten ein vergleichsweise schadenarmes Jahr.
Stürme führen die Jahresbilanz mit mehr als 300 Ereignissen eindeutig an. Sie dominieren die Schadenbilanzen der Versicherer und schlagen mit 73 % der versicherten Schäden zu Buche. Daneben spielten Überschwemmungen – wie in den vergangenen Jahren – eine wichtige Rolle (23 % der versicherten Schäden).
Schwere Überschwemmungen weltweit
Bisher wurde in 2000 nur eine wirkliche Größtkatastrophe registriert: Wochenlange Überschwemmungen in Mosambik machten im Frühjahr eine halbe Million Menschen zu Obdachlosen und sorgten für weltweite Aufmerksamkeit. Insgesamt waren von den Fluten fünf Millionen Menschen unmittelbar betroffen. Daneben ereigneten sich in allen Teilen der Welt weitere schwere Überschwemmungen, die in die Katastrophengeschichte eingehen:
Überschwemmungen im Norden und Nordosten Indiens von August bis Oktober mit ca. 1.450 Todesopfern und volkswirtschaftlichen Schäden von 1,2 Mrd. US$. Massive Überflutungen in Vietnam, Laos, Kambodscha, Malaysia und Thailand im Herbst, die Hunderttausende Häuser unter Wasser setzten. Sturzfluten, Schlammlawinen und Erdrutsche in den Schweizer und italienischen Alpen (Wallis, Aostatal) Mitte Oktober, die volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von rund 8,5 Mrd. US$ anrichteten. Die versicherten Schäden belaufen sich voraussichtlich auf etwa 470 Mio. US$. Wochenlange Überschwemmungen historischen Ausmaßes in ganz Großbritannien von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, die Sachschäden von rund 1,5 Mrd. US$ anrichteten, wovon ca. 50 % versichert sein dürften (rund 700 Mio. US$). Wirbelsturmsaison glimpflich verlaufen
Die Wirbelsturmsaison 2000 im Pazifik und Nordatlantik erlebte eine durchschnittliche Anzahl von Hurrikanen, Taifunen und Zyklonen; die exponierten Länder kamen aber glücklicherweise glimpflich davon:
In Taiwan richtete im August der Supertaifun Bilis, der im westlichen Pazifik tobte, nur Gesamtschäden von knapp über 100 Mio. US$ an. Prapiroon, einer der stärksten Taifune der vergangenen Jahre in Südkorea, der in den letzten Augusttagen über die Halbinsel fegte, verursachte nicht die befürchteten Überschwemmungen. Dramatische – und in der Regel schadenreiche – "Landfalls" (Treffer) in den USA blieben anders als in den Vorjahren aus. Lediglich Zentralamerika wurde von einem starken Hurrikan getroffen: Keith, der mit einer Windgeschwindigkeit von 215 km/h die Stufe 4 auf der 5-stufigen Saffir-Simpson-Hurrikanskala erreichte, betraf vor allem Belize sowie Teile Mexikos, Nicaraguas, Honduras und Guatemalas. Auch Europa blieb bisher von großen Winterstürmen verschont; im Vorjahr hatten noch bis spät in den Dezember hinein Anatol, Lothar und Martin für historische Schadendimensionen (zusammen 17,7 Mrd. US$, davon 10,4 Mrd. US$ versichert) gesorgt.
Bei den sonstigen Naturkatastrophen – darunter Winterschäden, Dürren und Waldbrände – sorgte die verheerende Feuersbrunst in den USA für Aufregung. Wochenlang standen nach einer ausgiebigen Dürreperiode Tausende Quadratkilometer Wald in Flammen, hauptsächlich im Westen der USA und in Neumexiko. Tausende Menschen mussten evakuiert werden. Zum Glück gingen nur relativ wenige Häuser in Flammen auf. Immerhin entstanden Schäden von weit über 1 Mrd. US$.
Trockenheit und Dürre belasteten auch in Europa zahlreiche Länder. Im Mai und Juni vernichtete eine ausgeprägte Hitzewelle Ernten in Südosteuropa, besonders in Rumänien. Die volkswirtschaftlichen Schäden werden auf über 300 Mio. US$ geschätzt.
Langfristig keine Entwarnung
Trotz der insgesamt günstigen Schadenbilanz 2000 kann nicht von einer Trendwende gesprochen werden. Schon einmal, 1997, schien ein vergleichsweise schadenarmes Jahr den Trend zu immer häufigeren und größeren Naturkatastrophen kurzzeitig zu unterbrechen, der sich dann aber ungebremst fortsetzte. Wegen der steigenden Weltbevölkerung, die in den hoch exponierten Gebieten und vor allem in den Großstadträumen sogar überproportional zunimmt, und wegen der gleichfalls steigenden Konzentration an Sachwerten ist auch künftig mit einer Zunahme bei den Schäden aus Naturkatastrophen zu rechnen.
Die kürzlich bekannt gewordenen Prognosen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), die in Kürze im 3. Bericht veröffentlicht werden, belegen, dass das Thema "Klimaänderung" ernster denn je genommen werden muss. Weder bei den erwarteten Temperaturanstiegen noch bei anderen wichtigen Aspekten, wie beispielsweise dem Meeresspiegelanstieg, gibt es irgendeine Entwarnung. Vor diesem Hintergrund mahnt Dr. Gerhard Berz, Leiter der Forschungsgruppe Geowissenschaften der Münchener Rück: "Wir halten das Scheitern des Klimagipfels von Den Haag im November 2000 für einen schweren Rückschlag und hoffen, dass wenigstens noch die Nachverhandlungen im Sommer 2001 einen weiterführenden Konsens ergeben. Die Klimaerwärmung muss unbedingt gebremst werden. Sonst ist zu befürchten, dass sich die Risikosituation in zahlreichen Regionen der Erde auch für die Versicherer zusätzlich verschärft." Jedenfalls rechnet die Münchener Rück mit einer deutlichen Zunahme von wetter- und klimabedingten Naturkatastrophen. Diese verursachen bereits heute den größten Teil der versicherten Katastrophenschäden. Dies belegt auch das abgelaufene Jahr von neuem.
Hinweise an die Redaktionen: Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Dr. Gerhard Berz (Tel. 089/3891-5290) oder an Thomas Loster (Tel. 089/3891-5287).
Die Münchener Rück veröffentlichte kürzlich eine zweisprachige CD-ROM (Deutsch/Englisch), die sich mit weltweiten Naturgefahren auseinander setzt. Dank der digitalen Technik können damit einfach und schnell für jeden Punkt auf dem Globus die Naturgefahren innerhalb von Sekunden abgerufen und in erster Annäherung bewertet werden.
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