Fantastic: Zuviel der schlechten Ergebnisse!
20.02.2001
Aktuelles Urteil: untergewichten (unverändert)
Letztes Update: 02.01.2001
Aktueller Kurs: 1,96 Euro
Marktkapitalisierung: 224,42 Mio. Euro
KGV 2001/02: k.A. / k.A.
KUV 2001/02: 8,10 / 5,04
Ende letzten Jahres erhoffte sich Fantastic noch einen Umsatz für 2000 auf dem Vorjahresniveau. Am Anfang des vergangenen Jahres wurde noch mit 50 Mio. USD geplant. Nun liegt der Umsatz für 2000 bei 17,1 Mio. USD, also um 25,4% niedriger als im Vorjahr. Der Verlust betrug 60,2 Mio. USD für das vergangene Geschäftsjahr im Vergleich zu 53,2 Mio. USD in 1999. Der Bruttoertrag fiel um 35,2% auf 13,4 Mio. USD gegenüber 20,7 Mio. USD in 1999. Die Bruttogewinnmarge verringerte sich von 90,2% in 1999 auf 78,3%.
Breitbandgeschäft in den Kinderschuhen
Das Problem der schleppenden Lizenzverkäufe hat sich weiter verschärft, da die Nachfrage nach Breitbandlösungen in diesem Jahr wesentlich geringer ausfällt als von vielen erwartet. Erschwerend kamen die Auswirkungen an den weltweiten Technologiebörsen hinzu, die bei vielen Unternehmen zu einer zurückhaltenden Investitionsbereitschaft in visionäre Technologien führte. Zwar bestreitet heute kaum jemand, daß sich breitbandige Datenübertragungen zukünftig durchsetzen werden. Die Anzeichen sprachen lange Zeit dafür, daß das Geschäft mit Data Broadcasting im letzten Jahr deutlich wächst, was sich als falsch erwies. Eine Entwicklung, die auch M-Commerce in diesem und nächstem Jahr blühen kann. Dennoch halten wir den Breitbandmarkt langfristig für eine wachstumsstarke Branche, weil diese universellere Einsatzmöglichkeiten als beispielsweise M-Commerce bietet. Aber spätestens jetzt ist deutlich geworden, daß sich Fantastic mit ihrer Software für Breitbandübertragungen in einem kurzfristig unberechenbaren Markt bewegt. Zur Beurteilung der Vertriebsleistung des Unternehmens muß einerseits die Gesamtmarktentwicklung berücksichtigt werden, andererseits ist es nicht ungewöhnlich, daß sich Geschäftsanbahnungen häufig über einen längeren Zeitraum erstrecken und daher erst im Folgejahr zum tragen kommen. Dennoch muß sich die Vertriebsmannschaft von Fantastic Kritik gefallen lassen, was das Geschäftsjahr 2000 betrifft.
Hinzu kommt die scheinbar ungebremste Kostenentwicklung, zumal bereits im letzten Jahr auf eine strikte Kostenkontrolle Wert gelegt wurde. Die operativen Kosten lagen mit 70,2 Mio. USD in etwa auf Vorjahresniveau, wobei in 1999 sehr hohe, nicht zahlungswirksame Vergütungsaufwendungen in Höhe von 34,5 Mio. USD zu Buche schlugen. In 2000 lagen diese nur bei 9,8 Mio. USD. Daraus ergibt sich ein wesentlicher Anstieg der Nettobetriebskosten für das Jahr 2000 in Höhe von 24,6 Mio. USD. Dabei muß aber der geplante Kostenanstieg im Bereich Forschung und Entwicklung um 29,5% auf 9 Mio. USD berücksichtigt werden.
Kostensenkungen
Abhilfe soll die Zusammenlegung von Verkaufsbüros wie in der Schweiz, den USA und Japan sorgen, die bereits zu 80% abgeschlossen und im 1. Quartal komplett vollzogen ist. In Singapur wurde die Niederlassung aufgelöst. Die geplante Net Burn Rate soll von 11,0 Mio. USD auf 9 Mio. USD pro Quartal gesenkt werden. Wie wir von Fantastic erfuhren, werden die Umstrukturierungskosten mit 6-9 Mio. USD deutlich geringer ausfallen als die ursprünglich mit 18,5 Mio. USD bekannt gegebenen Kosten. Ein negativer Jahres Cash-flow aus operativer Tätigkeit in Höhe von 40,3 Mio. USD sorgt selbst bei den hohen liquiden Mitteln von 82,4 Mio. USD nicht für eine entspannte Finanzlage.
Generell brachten auch die Auslandsniederlassungen von Fantastic nicht die nötigen Umsatzimpulse.
Bewertung
Die Zusammenarbeit zwischen IBM und Fantastic läuft doppelt so schnell wie geplant. Die Schulung der IBM-Mitarbeiter und die Anpassung an die Serverhardware von IBM wird durch Fantastic bis zum Ende dieses Quartals, jedoch spätestens bis zum ersten Halbjahr vollständig abgeschlossen sein. Eine weitere positive Meldung, die bei den schlechten Zahlen möglicherweise kaum von den Anlegern wahrgenommen wurde, ist die Kooperation mit Globalwave, einem britischen Anbieter für sichere Vertriebs- und Zahlungswege in Zusammenhang mit digitalisierten Inhalten. Contentprovider sind nun mit Hilfe der Kombination aus Globalwave- und Fantastic-Technologie in der Lage, einen großen Kundenkreis kosteneffizient mit zukunftsweisender Breitbandtechnologie zu versorgen. Für Fantastic bedeutet dies einen weiteren wichtigen Grundstein im europäischen Massengeschäft. Aus diesem Grund halten wir eine Umsatzschätzung von 28 Mio. USD für dieses Jahr nicht für unrealistisch, wenngleich die Gesellschaft selbst einen konservativen Umsatz zwischen 20 und 25 Mio. USD schätzt. Für das Gesamtunternehmen erwarten wir, nach jetziger Einschätzung der Situation, auch noch in 2002 einen leichten Verlust.
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Ewige Rente
Umsatz (in Mio.) 28,0 45,0 67,5 94,5 122,9 159,7 207,6 269,9
Rendite -107,1% -11,1% 7,0% 8,0% 9,0% 9,0% 10,0% 10,0%
EpS -0,26 -0,02 0,04 0,07 0,10 0,14 0,18 0,24 2,43
Fairer Wert bei Abzinsung der Gewinne mit 13%: 1,01 USD = 1,11 Euro
Der Ertragswert von Fantastic. Angaben in USD.
Ausgehend von diesen Zahlen errechnet sich ein Ertragswert von ca. 1 Euro. Bei einem aktuellen Kurs von knapp 2 Euro müßte dies ein klares Verkaufssignal zur Folge haben. Das nach wie vor riesige Potential des Breitbandgeschäftes, das große Know-how Fantastics sowie die Erwartung weiterer bedeutender Kooperationen im Wiederverkäufergeschäft könnte allerdings schon in den nächsten Jahren für deutlich höhere Umsatzsteigerungsraten als das von uns erwartete Maximum von 65% sorgen. Dies wiederum könnte zu einem vielfach höheren Ertragswert als ein 1 Euro führen. Mit Sicherheit kann derzeit nur gesagt werden, daß jeder Fantastic-Investor ein hohes Risiko zu tragen hat. Dieses wird auch an dem erhöhten Kalkulationszinssatz von 13% bei unserer Ertragswertberechnung sichtbar.
Heiko Blaschke
© 2001 Performaxx AG