HINTERGRUND: Vermittler Vogel verlangt von MobilCom-Gründer Schmid Einlenken Freitag, 08.11.02, 20:44
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Enttäuschung über die Blockade bei der Rettung des Mobilfunkanbieters MobilCom ist ihm kaum anzumerken. Eines aber macht Vermittler Dieter Vogel im Gespräch mit dpa-AFX am Freitag deutlich: Unternehmensgründer und Anteilseigner Gerhard Schmid muss nun die ihm vorgelegten Verträge mit den Banken und mit Großaktionär France Telecom zur Rettung der Büdelsdorfer unterschreiben. "Wir sind fertig, jetzt gibt's nur noch einen, der nicht will, und das ist Schmid."
Zwei Monate lang hat Vogel zwischen Gläubigerbanken, der France Telecom, der Bundesregierung und Schmid vermittelt. "Es war nicht leicht, alle unter einen Hut zu bringen." Es schwingt ein bisschen Stolz in seiner Stimme mit, dass die Franzosen nun bereit sind, 7 Milliarden Euro an Schulden aus dem UMTS-Engagement zu übernehmen. Seit Tagen rätselt die Branche, warum Schmid immer noch mit der Unterschrift zögert. Einige meinten, dass der MobilCom-Gründer vielleicht hofft, bei einer Insolvenz des Mobilfunkbetreibers mehr zu verdienen, weil er dann den französischen Telekomkonzern verklagen könnte.
VOGEL: SCHMID FÜRCHTET MÖGLICHERWEISE DEN STAATSANWALT
Auch Vogel, der selbst im MobilCom-Aufsichtsrat sitzt, kann sich keinen Reim auf das Zögern Schmids machen. "Ich sehe keinen Schaden für ihn in der jetzt vorliegenden Regelung." Es gehe eigentlich nur noch um zwei Probleme: zum einen die Frage, wer als Treuhänder die Aktien von Schmid und Millenium, der Gesellschaft seiner Frau, übernimmt. Die Bundesregierung ist mit dem bisherigen Vorschlag Schmids nicht einverstanden.
Zweiter Punkt: alle Beteiligten verlangen, dass Schmid ein Schuldanerkenntnis unterschreibt. Dabei geht es um ein Aktienoptionsgeschäft, bei dem der frühere Vorstandschef rund 71 Millionen Euro aus dem Unternehmensvermögen entnommen hat - ohne formellen Beschluss der Gremien. Der Betrag ist laut Vogel ein Darlehen, das Schmid der Firma seiner Frau gewährte. Ein Schuldanerkenntnis aber könne den Staatsanwalt auf den Plan rufen, vermutet Vogel. Das sei möglicherweise der wahre Grund für das Zögern Schmids.
VOGEL: SCHMIDS TATSÄCHLICHER AKTIENANTEIL NICHT BELEGT
Unklarheiten gibt es laut Vogel auch noch im Hinblick auf den tatsächlichen Aktienbestand, der im Besitz von Schmid ist. Es sei immer wieder berichtet worden, dass das Ehepaar rund 50 Prozent an MobilCom halte. Allerdings habe Schmid bisher nur Depotbestände von 31 Prozent für sich selbst und 8 Prozent für seine Frau belegen können.
"Es wäre nach so intensiven Verhandlungen tragisch, wenn die Vereinbarungen nicht zu Stande kämen - besonders für die 3.000 MobilCom-Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz auf diese Weise gerettet werden könnte", sagt Vogel. Auch die Bundesregierung zieht einen Vorteil aus den Verträgen. Sie wollte rund 400 Millionen Euro an Beihilfen bereitstellen - gebraucht würden jetzt aber nur 162 Millionen Euro für die Fortführung des Stammgeschäftes. Auch die wären dem Unternehmen sicher, wenn Schmid nur unterschreiben würde, sagt Vogel. Der Vermittler selbst wird jetzt kaum noch helfen können. Er sieht seinen Verhandlungsauftrag als erledigt an./jb/bi
- Von Jürgen Benz, dpa-AFX -
Quelle: dpa-AFX
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Enttäuschung über die Blockade bei der Rettung des Mobilfunkanbieters MobilCom ist ihm kaum anzumerken. Eines aber macht Vermittler Dieter Vogel im Gespräch mit dpa-AFX am Freitag deutlich: Unternehmensgründer und Anteilseigner Gerhard Schmid muss nun die ihm vorgelegten Verträge mit den Banken und mit Großaktionär France Telecom zur Rettung der Büdelsdorfer unterschreiben. "Wir sind fertig, jetzt gibt's nur noch einen, der nicht will, und das ist Schmid."
Zwei Monate lang hat Vogel zwischen Gläubigerbanken, der France Telecom, der Bundesregierung und Schmid vermittelt. "Es war nicht leicht, alle unter einen Hut zu bringen." Es schwingt ein bisschen Stolz in seiner Stimme mit, dass die Franzosen nun bereit sind, 7 Milliarden Euro an Schulden aus dem UMTS-Engagement zu übernehmen. Seit Tagen rätselt die Branche, warum Schmid immer noch mit der Unterschrift zögert. Einige meinten, dass der MobilCom-Gründer vielleicht hofft, bei einer Insolvenz des Mobilfunkbetreibers mehr zu verdienen, weil er dann den französischen Telekomkonzern verklagen könnte.
VOGEL: SCHMID FÜRCHTET MÖGLICHERWEISE DEN STAATSANWALT
Auch Vogel, der selbst im MobilCom-Aufsichtsrat sitzt, kann sich keinen Reim auf das Zögern Schmids machen. "Ich sehe keinen Schaden für ihn in der jetzt vorliegenden Regelung." Es gehe eigentlich nur noch um zwei Probleme: zum einen die Frage, wer als Treuhänder die Aktien von Schmid und Millenium, der Gesellschaft seiner Frau, übernimmt. Die Bundesregierung ist mit dem bisherigen Vorschlag Schmids nicht einverstanden.
Zweiter Punkt: alle Beteiligten verlangen, dass Schmid ein Schuldanerkenntnis unterschreibt. Dabei geht es um ein Aktienoptionsgeschäft, bei dem der frühere Vorstandschef rund 71 Millionen Euro aus dem Unternehmensvermögen entnommen hat - ohne formellen Beschluss der Gremien. Der Betrag ist laut Vogel ein Darlehen, das Schmid der Firma seiner Frau gewährte. Ein Schuldanerkenntnis aber könne den Staatsanwalt auf den Plan rufen, vermutet Vogel. Das sei möglicherweise der wahre Grund für das Zögern Schmids.
VOGEL: SCHMIDS TATSÄCHLICHER AKTIENANTEIL NICHT BELEGT
Unklarheiten gibt es laut Vogel auch noch im Hinblick auf den tatsächlichen Aktienbestand, der im Besitz von Schmid ist. Es sei immer wieder berichtet worden, dass das Ehepaar rund 50 Prozent an MobilCom halte. Allerdings habe Schmid bisher nur Depotbestände von 31 Prozent für sich selbst und 8 Prozent für seine Frau belegen können.
"Es wäre nach so intensiven Verhandlungen tragisch, wenn die Vereinbarungen nicht zu Stande kämen - besonders für die 3.000 MobilCom-Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz auf diese Weise gerettet werden könnte", sagt Vogel. Auch die Bundesregierung zieht einen Vorteil aus den Verträgen. Sie wollte rund 400 Millionen Euro an Beihilfen bereitstellen - gebraucht würden jetzt aber nur 162 Millionen Euro für die Fortführung des Stammgeschäftes. Auch die wären dem Unternehmen sicher, wenn Schmid nur unterschreiben würde, sagt Vogel. Der Vermittler selbst wird jetzt kaum noch helfen können. Er sieht seinen Verhandlungsauftrag als erledigt an./jb/bi
- Von Jürgen Benz, dpa-AFX -
Quelle: dpa-AFX