Mobilcom bedroht France Telecom
Von René Gribnitz, Hamburg
Der Ausstieg von Firmengründer Gerhard Schmid aus seinem Telefonkonzern Mobilcom droht für den Großaktionär France Telecom teuer zu werden. Der von den Franzosen initiierte Kauf der Schmid-Anteile durch ein Bankenkonsortium gerät ins Wanken.
Die Übernahme von fast 50 Prozent der Mobilcom-Aktien könnte die Banken zu einem Abfindungsangebot an alle Kleinanleger von Mobilcom zwingen. Genau ein solches teures Angebot wollte France Telecom durch die Einbindung der Banken verhindern.
Nach Informationen aus Börsenkreisen bewertet das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) die Kaufabsichten als Übernahme. Damit wären die Banken laut dem neuen Übernahmegesetz gezwungen, den Kleinaktionären ebenso wie Schmid und seiner Ehefrau 22 Euro pro Aktie zu zahlen.
Eine BAWe-Sprecherin wollte die Information unter Hinweis auf die noch laufende Untersuchung am Mittwoch nicht kommentieren. Der Kurs der am Neuen Markt notierten Aktien stieg dennoch zeitweise um 25 Prozent. Am Abend notierten Mobilcom mit 15,01 Euro 11,2 Prozent über Vortageswert.
Die Franzosen halten bereits 28,5 Prozent an Mobilcom. In zwei bis drei Jahren will die Telekommunikationsgesellschaft die Schmid-Anteile angeblich von den Banken zurückkaufen. Durch die zumindest zeitweise Aufteilung des Aktienpakets unter den Gläubigerbanken, darunter Deutsche Bank und Merrill Lynch, sollte für France Telecom die Übernahme der Mobilcom-Schulden in Höhe von 7 Mrd. Euro und ein zwingendes Abfindungsangebot an die Kleinaktionäre umgangen werden.
Die mit 65 Mrd. Euro hoch verschuldete France Telecom hatte bereits 8,4 Mrd. Euro für die Lizenz der neuen Mobilfunktechnik UMTS teils selbst gezahlt und für den Rest gebürgt. Die Konsolidierung der Mobilcom-Schulden und das Übernahmeangebot würden den Konzern überfordern.
Erbitterter Streit
Nach einem erbitterten, für Mobilcom existenzgefährdenden Streit über die milliardenschweren Investitionen in die neue Mobilfunktechnik UMTS hatten sich der Chef von France Telecom, Michel Bon, und Schmid schließlich geeinigt, dass sich der Mobilcom-Gründer bis Mitte April aus dem Unternehmen zurückzieht. Vertraglich vereinbart wurde, dass Schmid seine Anteile von 39,7 Prozent und die seiner Frau (10,2 Prozent) an die Großgläubigerbanken für mehr als 720 Mio. Euro verkauft.
Das seit dem 1. Januar gültige Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes schreibt fest, dass ein Investor dann ein so genanntes Pflichtangebot zum Kauf der Aktien der verbleibenden Aktionäre machen muss, wenn sein Anteil an dem Unternehmen 30 Prozent erreicht oder übersteigt.
Zwar wäre dies im Fall Mobilcom nicht konkret der Fall, da sich das Paket wohl auf bis zu fünf Banken verteilen würde. Das Gesetz sieht aber Sonderregelungen vor, wenn die Käufer im Interesse eines Dritten handeln und die Anteile damit quasi vereint werden. Dann könnten dem Anteilspaket eines Investors diejenigen Aktien hinzugerechnet werden, die für ihn von Dritten gehalten werden.
France Telecom versucht alles, um den Verkauf nicht als Übernahme erscheinen zu lassen. "Seit 15 Tagen gibt es Gespräche mit Mobilcom-Chef Schmid", sagte ein Sprecher. Alles Weitere sei Spekulation, es gebe kein definitives Abkommen.
Zugleich führt France Telecom aber die Verhandlungen mit den Banken, die der Konzern überdies als mögliche Kaufinteressenten benannt hat. Außerdem ist France Telecom die Begünstigte. Da Schmid das Unternehmen verlässt, werden auch die ehrgeizigen UMTS-Investitionen, die der Mobilcom-Gründer stemmen wollte, nicht umgesetzt. Schmid hatte dafür bis zu 10 Mrd. Euro von France Telecom verlangt. Darüber hatten sich die Führungen beider Unternehmen zerstritten. Ob die Entscheidung des BAWe auch zur Konsolidierung der Schulden führt, blieb offen. Das Amt kann den Verkauf der Schmid-Anteile an die Banken aber erst dann bewerten, wenn es zum Abschluss eines Vertrages gekommen ist. Nach Auskunft eines Mobilcom-Sprechers wird bis Monatsmitte mit einem Abschluss gerechnet.