mm: "US-Rezession kann noch Jahre dauern"

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mm: "US-Rezession kann noch Jahre dauern"

 
01.02.02 10:26
Auf dem Weltwirtschaftsforum in New York wird klar, wie uneinig sich Ökonomen über den Zustand der Weltwirtschaft sind. Im Gegensatz zu seinen Kollegen malt Stephen Roach, Chefvolkswirt von Morgan Stanley, ein düsteres Bild von den USA - und ein helles von Europa. Von Carsten Volkery

Volkswirt Roach beim World Economic Forum: Die Industrie angeschlagen wie nie, die Verschuldung der Haushalte liegt auf Rekordniveau
 
New York - "Es wird einen Doppel-Dipp am Ende des Winters geben", sagte Roach gegenüber SPIEGEL ONLINE nach einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die Wahrscheinlichkeit liege bei über 50 Prozent. Das Szenario, mit dem ein erneuter Einbruch des US-Wirtschaftswachstums gemeint ist, hat inzwischen einige Anhänger an der Wall Street. Doch Roach geht noch viel weiter. "Die US-Wirtschaft könnte mehrere Jahre lang rein und raus aus der Rezession rutschen", sagt er voraus.

Für einen nachhaltigen Aufschwung müsste die US-Regierung zunächst die hohen Staatsschulden abbauen. Auch die Privathaushalte hätten zu viel Schulden. Das werde sich zunächst nicht ändern. Deshalb sei jeder Aufschwung im Moment "im besten Fall zitterig". Echtes Wachstum sei für die nächsten paar Jahre nicht zu erwarten.

Roach ist ein bekannter Pessimist, vielleicht der bekannteste an der Wall Street. Doch so extrem fällt selbst sein Urteil selten aus. Deshalb ist es leicht vorzustellen, dass die voran gegangene, nicht öffentlich übertragene Diskussion "ziemlich heiß" war, wie Gail Fosler vom Conference Board auf der Pressekonferenz anmerkte. An der Diskussion zum Thema "Ausblick für die Weltwirtschaft" hatten neben Roach und Fosler auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, und der Präsident von Merrill Lynch International, Jacob Frenkel, teilgenommen.

In der Pressekonferenz verbreiteten Fosler und die anderen Ökonomen Optimismus, während Roach konsequent dagegen hielt. Fosler erklärte die Rezession in den USA für beendet. Die gerade veröffentlichten vorläufigen Zahlen zum Wirtschaftswachstum zeigten, dass die Wirtschaft im vierten Quartal nicht weiter geschrumpft sei. Der Turnaround bei den Gewinnen stehe bevor. Eine "signifikante" wirtschaftliche Erholung sei jedoch erst 2003 zu erwarten. Das liege unter anderem daran, dass der industrielle Sektor einen schweren Schlag erlitten hat, den schwersten seit der Rezession 1981/82. Auch Frenkel glaubt, dass die Rezession in den USA "auf dem Rückzug" ist. Er verwies auf die starken monetären und steuerlichen Impulse.

In der Einschätzung Europas blieb der Gegensatz zwischen Roach und den anderen bestehen, doch mit anderen Vorzeichen. Zimmermann prognostiziert eine "bescheidene Erholung" im Vergleich zu den USA. Auch Frenkel glaubt, dass der Aufschwung in Europa langsamer sein wird, "auf Grund der geringeren Flexibilität".

Roach hingegen ist überzeugt, dass Europa die USA beim Wirtschaftswachstum überflügeln wird. Der Dollar werde fallen, der Euro steigen. Sein Fazit: "Der American Way funktionierte sehr gut in den Neunzigern, vielleicht zu gut. Aber die Welt kann sich nicht länger auf die US-Wirtschaft verlassen. Die Welt braucht einen neuen Wachstumspfad".

Quelle: manager-magazin.de

Von Carsten Volkery, New York
Hiob:

Mindestens, wenn nicht noch mehr o.T.

 
01.02.02 10:33
Brummer:

Weltwirtschaftsforum uneinig über US-Konjunktur

 
01.02.02 11:32
Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in New York haben die Chancen für einen baldigen US-Konjunkturaufschwung sehr unterschiedlich beurteilt. Die Rezession werde sich im Frühjahr noch verstärken, sagte Wirtschaftsexperte Stephen Roach von der US-Bank Morgan Stanley am Donnerstag (Ortszeit). Der Präsident der US-Geschäftsbank Merrill Lynch, Jacob Frenkel, sprach hingegen von "sehr starken Anzeichen" für einen Konjunkturaufschwung.
 
afp/ap NEW YORK. Die Tagung will sich bis 4. Februar unter anderem mit den Ursachen des Terrorismus befassen. Sie war nach den Anschlägen des 11. September als Zeichen der Solidarität erstmals nach New York verlegt worden. Sie findet sonst im Schweizer Skiort Davos statt. Am Freitag will auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) an dem Forum teilnehmen.

Am Rande des Weltwirtschaftsforums ist es nur vereinzelt zu Zwischenfällen gekommen. Fünf Frauen wurden in Manhattan wegen Hausfriedensbruchs und gefährlichen Verhaltens angezeigt. Sie waren auf ein Dach geklettert und hatten dort ein Spruchband enthüllt. Die Polizei berichtete ferner von mehreren Fällen von Vandalismus in Filialen größerer Unternehmen. Ein Mann wurde festgenommen, weil er die Eingangstür eines Geschäfts der Kaffeekette Starbucks verschmiert haben soll.

Der Tagungsort des diesjährigen Weltwirtschaftsforums, das Waldorf Astoria Hotel in New York, wird von einem massiven Aufgebot an Polizisten gesichert. In dem Hotel wollen mehr als 3 000 Politiker, Manager und Wissenschaftler fünf Tage lang über die Konjunkturkrise und globale Sicherheitsfragen beraten. Die Behörden haben Proteste von Globalisierungsgegnern nur in besonders ausgewiesenen Gebieten gestattet.

Das jährliche Treffen fand bisher stets im Schweizer Kurort Davos statt und soll Entscheidungsträgern in aller Welt bei der Einschätzung von Zukunftstrends wie aktuellen Problemen in Wirtschaft und internationalen Beziehungen helfen. Die Verlegung des Weltwirtschaftsforums von Davos nach New York gilt offiziell als Zeichen der Solidarität nach den Terroranschlägen vom 11. September. Daneben gaben aber auch Sicherheitsgründe den Ausschlag für die Entscheidung. Wegen militanter Demonstrationen von Globalisierungsgegnern wurde Davos im vergangenen Jahr weiträumig abgesperrt. Im nächsten Jahr soll das Treffen aber wieder im Engadin stattfinden.

Die New Yorker Polizei bereitete sich mit 4 000 Beamten auf die angekündigten Demonstrationen von Gegnern des kapitalistischen Wirtschaftssystems und der Globalisierung im Handel vor. Diese wollen in Manhattan mit mehreren zehntausend Menschen lautstark, aber friedlich gegen das Treffen protestieren. Geplant sind neben Demonstrationen auch Blockadeaktionen.

Am Freitag wollte Bundeskanzler Gerhard Schröder vor dem Weltwirtschaftsforum eine Ansprache über die Frage halten, wie die Wiedergewinnung globalen Wachstums mit einer Verringerung des Wohlstandsgefälles zu verbinden sei. Am Rande des Kongresses waren Gespräche Schröders mit dem israelischen Außenminister Schimon Peres und dem Schweizer Bundespräsidenten Kaspar Villiger geplant.


HANDELSBLATT, Freitag, 01. Februar 2002
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